können. Denn wo das Land zum Anbau taugt, wird der Wald von den Eingeborenen ausgerottet. Sie hauen die Bäume um, lassen sie trocknen und zünden sie dann an. Die Asche giebt dann einen guten Dünger ab für die Aussaat der Kafferhirse. Das Land war spärlich bevölkert, und die Hütten der Eingeborenen waren meist in schlechtem Zu- stande und in dichtem Buschwerk versteckt. Denn hier in diesen Gegenden herrschte bis jetzt beständige Unsicherheit. Die Reisenden fahen Elefantenspuren und machten auch Bekanntschaft mit dem Honigvogel, der auch in Südafrika häufig vorkommt. Dieser Vogel, von der Größe eines Sperlings, nur be- deutend schlanker, ist schwarzgrau gefärbt mit weiß- lichem Bauch, und es ist Thatsache, daß er die Menschen zu den Stöcken der wilden Bienen führt, damit sie ihm helfen, wo er dem Innern der Stöcke nicht beikommen kann. Am dritten Tage der Reise erreichten die Wanderer den Fluß Luhudja (Ruhudsche). Die Ufer waren mit großen Bäumen bewachsen, welche durch Schlinggewächse umrankt waren. Hier hausten Kro- kodile und Nilpferde. Die Krokodile müssen hier wohl besonders gefährlich sein, denn Missionar Schumann fand an dem Platze, wo die Leute Wasser schöpften, förmliche Bollwerke, aus Holz- stämmen angelegt, durch deren Oeffnungen die Leute mit Gefäßen, die sie an Bambusstangen binden, das Wasser aus dem Flusse schönfen. Ein kleines Kanu diente zur Ueberfahrt. Als die Missionare am Ufer dieses Flusses rasteten, kam ein Haufe von Heidenweibern und bat um die Erlaubniß, Gesänge vortragen zu dürfen. Den Inhalt der Gesänge bildete die alte Frage, welche noch heute allen Heiden geläufig ist, die Frage nämlich: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Der verstorbene Häuptling Saka- maganga wurde als freigebiger Herr gepriesen, und weil sein Sohn geizig sein sollte, klagte man über Verlassenheit. Die Landschaft bestand aus Hügeln, zwischen denen in der Regenzeit sich Tümpel bilden. Hier pflanzen die Eingeborenen ihren Reis. Jetzt in der regenarmen Zeit waren diese Niederungen trocken, waren aber mit üppigem Graswuchs bedeckt. An Quellen und Flüssen ist das Land arm. Die Ein- geborenen schöpfen schmutziges Wasser aus kleinen Löchern, die sie an tiefgelegenen Stellen graben. Die Stadt oder das Dorf des oben genannten Häuptlings, der aber nicht mehr lebt, war von an- sehnlicher Größe. In der Mitte lag die Tembe des regierenden Herrn, der den langen Namen Mugonelulusoli führt. Im Eingange des Heupt- lingshauses befand sich eine große Halle, darin hingen zur Verwunderung der Reisenden die Bilder Ihrer Majestäten des deutschen Kaisers und der Kaiserin, rauchgeschwärzt aber noch leidlich erkennbar. Seitwärts von diesem Gebäude war die Grabstätte des Häuptlings zu sehen, überdacht von einem gras- 43 gedeckten Häuschen, auf welchem eine weiße Fahne wehte. Daneben befand sich das Grab seiner Tante, das war völlig mit weißem baumwollenen Stoff überdeckt, und auch ringsumher war weißer baum- wollener Stoff aufgehängt. Dieses Zeug ist eine Opfergabe an die Verstorbenen. Sobald es ver- fault, wird es durch neues Zeug bedeckt. Ein Zaun umschloß die Gräber. Daneben befanden sich noch andere Grabhügel, deren einer mit Bäumen bepflanzt war, unter ihnen das Grab der Lieblingsfrau des verstorbenen Häuptlings. Der Häuptling des Platzes war ein junger Mensch von ungeschicktem linkischem Benehmen. Er wollte nichts davon hören, daß man bei ihm eine Missionsstation anlege, obwohl Missionar Schumann ihm sagte: „Ich will unter euch unter- richten und Gottes Wort predigen und mit euch verkehren wie ein Mann eures Volkes“. Er meinte, wohin er schaue, sähe er überall das Gras brennen. Das sollte heißen, die Drangsale, die ihm drohten, würden ihn verzehren. So lief die Unterredung nicht zufriedenstellend ab. Bruder Schumann sagt ausdrücklich, daß dies das erste Mal gewesen sei, bei welchem Heiden ihn in dieser Weise abgewiesen hätten. Vielleicht war das zurückzuführen auf den Einfluß eines Arabers, den man in der Umgebung dieses Häuptlings bemerkt hatte. Auf einem anderen Wege wurde die Heimreise bewerkstelligt. Den Fluß Ruhudsche überschritt man an einer Stelle, wo das wilde Gewässer sich durch eine Felsspalte drängte, die nur ein paar Meter breit war, so daß man sich beinahe über den Spalt die Hände reichen konnte. Darüber hinweg haben die Eingeborenen eine leichte Bambusbrücke errichtet. Nach siebentägiger Abwesenheit erreichten die Mis- sionare wieder ihre Station. — Im März dieses Jahres trat Bruder Schumann wieder eine Reise an, die ihn nach der Station des jungen Missionars Gröschel führte. Er erzählt davon, wie folgt: Ich ritt meinen Esel, und nach zwei Stunden erreichten wir die Tembe des alten Mbuna, bei dem wir, wie gewöhnlich, rasteten. Im Kondelande hätten wir in derselben Zeit vier bis fünf große Ortschaften passirt. Hier hatten wir nur zwei Temben gesehen, die zusammen von vielleicht 30 Seelen bewohnt sind. Mbuna ist ein leidenschaftlicher Schnupfer. Von seiner Schnupftabakdose ist er unzertrennlich. Mittels eines Rohres zieht er den Tabak aus einer Dose in die Nafe ein. Außerdem ist er unzertrenn- lich von seinem Becher, aus dem er trinkt. Es giebt hier eine Art Bambus, welche, wenn die Regen einsetzen, neue Schößlinge treibt. Diesen wird die Spitze abgeschnitten, und der ausfließende Saft wird aufgefangen. Dieser Saft sieht milchig aus, er gährt und schmeckt nicht schlecht. Er wird von den Leuten leidenschaftlich getrunken. Trotzdem sagt Missionar Schumann, er habe nirgends einen Be- trunkenen gesehen. Glücklicherweise dauert die Zeit dieses Bambusbieres nur etliche Monate, aber in 3