— 183 — Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieken. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Dltafrika. Deutsche Expedition zur Grenzregulirung zwischen Deutsch-Ostafrika und dem Nongostaat. Der Führer der Expedition, Hauptmann a. D. Herrmann, berichtet unter dem 12. Dezember v. Is. aus Ujiji am Tanganyikasee: « Die Expedition ist am 9. Dezember nach 16- tägigem Marsch von Tabora hier eingetroffen. Der Aufenthalt in Tabora hatte sich bis zum 23. Novem- ber hingezogen, da Professor Lamp die Sonnen- finsterniß vom 22. beobachten wollte. Dies ist vor- züglich gelungen und dürfte eine sehr scharfe Länge für Tabora ergeben. Der Ort der Beobachtung, eine Bastion der neuen Station, wurde verbolzt und mit dem in der Nähe befindlichen Beobachtungsort des Dr. Kohlschütter verbunden. Während des Marsches von Tabora hierher fielen bereits täglich starke Regen, da die Regenzeit dieses Jahr früh einsetzte und sehr stark zu werden verspricht. Am 10. kam der Dampfer „Hedwig v. Wissmann“ hier an; er machte seine zweite Fahrt, macht einen hervorragenden Eindruck und wird als augenblicklich einzig brauchbarer und auf lange Zeit noch größter Dampfer auf dem Tanganyika nicht wenig dazu bei- tragen, unser Ansehen zu erhöhen. Mit ihm kamen auch die beiden belgischen Kommissare, aber ohne Lasten, die sie erst in etwa 1½⅛ Monaten erhalten können, selbst unter Zuhülfenahme unseres Dampfers; derjenige der African Lakes Corporation, „Good News“, hat eine zusammengebrochene Maschine und soll als Segelschiff benutzt werden. So haben wir, trotz des Landmarsches, einen Vorsprung. Ich beabsichtige, in einigen Tagen mit dem Dampfer und einer gecharterten Dhau meine Expe- dition nach Ussumbura zu befördern und dort in der Nähe der Station, die an einem gesunden Punkt liegen soll, mein Standquartier für die Regenzeit zu bauen. Die belgische Expedition will sich erst in Uvira sammeln, dort ihre Soldaten und Träger empfangen, dann aber ebenfalls sich in Ussumbura anbauen, so daß die Längenbestimmungen auf dem- selben Meridian vorgenommen werden können. Der englische Draht ist bis Kassanga fertiggestellt; da jedoch die portugiesische Anschlußlinie nach Chinde bezw. Beira sowie die Linie nach Kapstadt im Norden Transvaals häufig unterbrochen sein soll, so bleibt seine Benutzung vorläufig noch unsicher. Ramerun. Inspektionsreise des Gouverneurs nach den Croß- Schnellen.“) Gouverneur v. Puttkamer ist von der Inspek- tionsreise nach den Croß-Schnellen, die er am )sFTergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 71. 14. Januar angetreten hatte, am 26. Februar nach Kamerun zurückgekehrt. Forschungsexpedition im südöstlichen Ramerun. Der Chef der Verwaltung des Sanga-Ngoko- Gebietes, Oberlentnant v. Stein, hat zur weiteren Erforschung des ihm unterstellten Gebietes das Bombassaland in den Monaten November und Dezember v. Is. bereist. Ueber seine Expediton und deren Ergebnisse berichtet Herr v. Stein, wie folgt: Am 31. Oktober und 1. November wurde mit dem Dampfer „Sanga“ in Begleitung des Direktors Langheld der Weg von Ngoko nach Molundu zurückgelegt mit 60 Mann und 35 Trägern. Des sehr starken Stromes und der geringen Fassungs- fähigkeit des Dampfers halber mußten zur Beförde- rung der Gesammtexpedition stets je zwei Fahrten gemacht werden. Ebenso wurde am 2. und 3. die Expedition bis Bomendali befördert und vom 4. bis 6. zu dem Lager des verstorbenen Dr. Plehn unterhalb der Schnellen gebracht. Ein verhältniß- mäßig kurzer Landmarsch führte mich dann an einen sehr geeigneten Lagerplatz oberhalb der Schnellen, der zum Depot eingerichtet und von dem aus in der Zeit vom 7. bis 20. eine genaue Exploration der Schnellen und des Flusses oberhalb derselben vorgenommen wurde. Stärkere Patrouillen mit leichtem Gepäck wurden ebenfalls nach fast sämmt- lichen Himmelsrichtungen in dieser Zeit weggesandt, und dürfte die Gegend östlich, nördlich und westlich der Schnellen auf etwa 50 km durch sie wohl einiger- maßen aufgeklärt sein, da die Leute meist 3 bis 5 Tage unterwegs waren. Das Resultat war, um dies vorauszunehmen, überall in diesem Umkreis pfadloser, bergiger Urwald ohne die geringste menschliche Spur. Der 21. bis 27. brachte die Expedition, da ein weiteres Vordringen aussichtslos erschien, und auch die Verpflegungsfrage allmählich sehr schwierig wurde, bis Bomendali zurück. Auf Wunsch des Direktors der Süd-Kamerun-Gesellschaft, Herrn Langheld, dessen schleunige Rückkehr nach Ngoko nöthig geworden war, entschloß ich mich, von hier aus das Bombassaland, ein Hauptgebiet für Elfen- bein= und Gummiproduktion, zu besuchen. Der 25. und 26. wurden deshalb benutzt, die Expedition neu auszurüsten, einen kleinen Posten für die Zeit meiner Abwesenheit in Bomendali zu installiren und vor Allem eine flüchtige Skizzirung der bisher gewonnenen geographischen Resultate fertigzustellen, die allerdings einige Abweichungen von der Plehnschen Flußskizze ergaben. Der 27. brachte die neuformirte Bombassaexpedition in zwei Transporten bis Ngoila zurück, von wo am 28. der Abmarsch durch den unbewohnten Urwald, der die Flußmisanga von den nahe verwandten Bombassa 2