233 im März bis April, die andere im September bis Oktober. Stationsbau. Die Station Kwai wurde im Sommer 1896 gegründet, als erste europäische Ansiedelung in dem hochgelegenen Centrum Westusambaras. Der Mschambaa, mit welchem der Ansiedler als Arbeiter zu rechnen hat, ist ein meist schwächlicher, geistig sehr zurückgebliebener Mensch und kein Freund der Arbeit, zu deren Ausübung mit wenigen Aus- nahmen ein leichter Druck von Seiten der Bezirks- ältesten oder der Behörde nöthig ist, etwas fleißiger sind die Frauen; der Lohn der Männer beträgt etwa 24 Pfennige, der Frauen 19 Pfennige pro Tag ohne Verpflegung. Als gute Eigenschaft des Mschambaa ist seine Willigkeit und große Bescheiden- heit zu nennen, zwei Eigenschaften, die ihn im Laufe nr Jahre zu einem brauchbaren Arbeiter gemacht aben. Die Bauten der Station sind aus selbstgebrannten Ziegeln, deren Herstellungskosten pro 1000 Stück 8 Mark 40 Pf. betragen, und die Dachstühle aus dem Holz der nächsten Waldungen hergestellt. Die Baukosten sind etwa ein Drittel so hoch wie unter normalen Verhältnissen in Deutschland. Kalk giebt es nicht in den Bergen, dafür aber sehr gut binden- den Lehm und als Anstrich ein Verwitterungsprodult des Gneis, das an Farbe und Brauchbarkeit dem Kalke nahe kommt. Als billiges Dachmaterial ist Bananenbast und Schilf vorhanden, auch eine Baumart, die sich zur Schindelfabrikation vorzüglich eignet (Juniperus procera). Dem massiven Aufbau der Station ging der Bau von Lehmhütten voraus, die bei dem Fehlen der sonst in den Tropen so ver- derblichen weißen Ameise und zahlreicher Arten von Bohrkäfern eine Reihe von Jahren benutzbar sind. Der Bau solcher Hürten wird für den Ansiedler stets die erste Bauarbeit sein, und sie werden, wenn den Erfahrungen entsprechend gebaut, ausreichen, bis der Ansiedler so viel verdient hat, um sie durch massive Bauten ersetzen zu können. Die Kosten einer der- artigen, 20 m langen, 8 m breiten und 8 m hohen Viehhütte berechnen sich auf 205 Rup., einer größeren Viehhütte auf 340 Rup., eines Ziegeltrockenschuppens auf 131 Rup., eines Arbeiterhauses (55 m lang, 7 m breit) auf 300 Rup. und einer runden, nach Eingeborenenart gebauten Arbeiterhütte von 4 m Durchmesser auf 2½ Rup. Ackerbau. Es sind mit allen Getreide= und Futterarten Versuche gemacht, die das Ergebniß gehabt haben, daß Alles, was in der Heimath vom Landwirth gepflanzt wird, auch hier gedeiht, und nur die Be- siellungs= und Ernteweise, den veränderten Verhält- nissen entsprechend, etwas andere sind. Bevor mit der Landwuirthschaft in europäischem Sinne begonnen werden kann, muß der Busch geklärt und das Land mit der Hacke umgearbeitet werden, um es von Steinen und Wurzeln zu befreien, so daß erst nach der ersten Ernte die Pflugarbeit beginnen kann. Viehzucht. A. Großvieh. Das hiesige Rindvieh ist klein, schwächlich und durch fortgesetzte Inzucht so degene- rirt, daß es als sehr minderwerthig bezeichnet werden muß. Wenn eine Kuh drei Liter Milch pro Tag giebt und dieses Quantum drei Monate anhält, so ist sie als ein besonders gutes Thier zu bezeichnen. Außerdem ist das Rindvieh störrisch und oft sogar böse, so daß das Anlernen von Zugthieren eine mühe- volle Arbeit ist. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, wurden holländische Stiere für die Station importirt, deren Nachkommen aus der Kreuzung mit den ein- geborenen Kühen überraschend gute Resultate in Bezug auf die Staturen aufweisen; der Milchertrag dieser Kreuzungen muß abgewartet werden. B. Kleinvieh. Das Kleinvieh ist ebenfalls klein und schwächlich infolge vieljähriger Inzucht. Auch hier sind europäische Schafe und Ziegen importirt, unter denen leider durch Leoparden, die sich aus der Heerde immer diese europäischen Thiere aussuchten, große Verluste entstanden sind. Die erzielte Nach- kommenschaft ist durchaus befriedigend. Zugvieh. Als Zugvieh werden Ochsen ver- wandt, die, wenn einmal angelernt, Befriedigendes leisten, während die versuchte Verwendung von Eseln bisher keine günstigen Resultate aufgewiesen hat, doch sind mit diesen die Versuche noch nicht abge- schlossen. Schweine. Auch mit Schweinen sind Kreu- zungsversuche gemacht, die den besten Erfolg gehabt haben. Die Schweine vermehren sich schnell, gehen das ganze Jahr hindurch auf die Weide und er- halten nur zur Nacht einige Rüben, welche hier in außerordentlicher Ueppigkeit gedeihen. Die Schweine- zucht wird einen der wichtigsten Erwerbsfaktoren für den Ansiedler bilden. Federvieh gedeiht gut, doch ist es rathsam, eine europäische Zucht zu halten, da die heesigen schlechte Eierleger sind und kleine Staturen haben. Absatzverhältnisse und Rentabilitäts- Aussichten. Die Absatzverhältnisse sind bisher infolge des Fehlens von fahrbaren Straßen so ungünstig, daß vor der Hand nur Kartoffeln mit einigem Nutzen zur Küste transportirt wurden; diese Verhältnisse werden sich sofort ändern, wenn die Bahn bis Mombo geht und der tracirte Bergweg ausgebaut ist. Es fehlt sehr an einer Windmühle zum Vermahlen des geernteten Getreides; dieselbe würde, sobald sie ge- nügende Arbeit hat, gute Geschäfte machen, da das Mehl an der Küste sehr theuer ist. Bei besseren Verkehrsverhältnissen würde auch Gerste ein guter Verkaufsartikel werden, da gerade diese hier besonders üppig gedeiht und von den Brauereien an der Küste sicher der europäischen Gerste vorgezogen würde. Die Station hat bisher noch nicht nennenswerthe Ein-