315 — des Gebirges entlang nach Ho und von da zur Goldküste. Daher wurde im Berichtsjahre für diese Fremden der Bau eines Dorfes (Songo) nöthig, wie solche in Palime und Kpandu bereits bestehen. Das Songo füllte sich sofort und dehnt sich immer weiter aus. Die Insassen, die theils dauernd, theils nur vorübergehend da wohnen, zahlen eine kleine Abgabe (5 Pf. für 24 Stunden) an die Station, die der Songochef einsammelt und aus der er besoldet wird. Neben diesen Märkten sind zu erwähnen am Volta: Bisku, Kpeve, Atikweta, Neu gegründet wurden die Märkte von Waadse, We Deme, Leglebi und Borada. Die Marktpreise der Lebensmittel sind im Durch- schnitt: 1 Huhn 0,50 Mk 1 Schaf 4—6.— 1 Ziege 3—5,— = 1 Dtzd. Eier 0,30 —0,50 = Rindfleisch, 1 Pfund . 0,50 = Reis, 100 Pfund 4— Yams, 12 Stück 1.— (in der Trockenzeit 41 Stück S T sErntezeit 2,50 = Mais, 100 Pfd. 1 Regenzeit 6,— Der Durchgangshandel zwischen der Niste und dem Sudan, der in den Händen der Haussas und Kotokolis liegt, folgt den Wegen 1. Krathi — Kpand sa) Goldküste, Kratyi —JKpandu: Qutitta, (b) Palime, Lome, . à) Lome — Quitta, Abtakpame —Palime: 19 Ho—Goldkiste. Eehr bedeutend ist der Produktenhandel nach der Küste. Während ursprünglich noch anfangs der 90er Jahre von der einheimischen Bevölkerung nur Landbau getrieben wurde, haben sich jetzt außer- ordentlich Viele dem Handel zugewandt. Abgesehen von dem lebhaften Handel mit den eigenen Produkten, die sie selbst nach der deutschen und englischen Küste bringen, haben sich Viele dem Gummihandel zuge- wandt. So zählt der Bezirk gegen 600 hier ange- meldeter Gummihändler, deren jeder eine Anzahl Träger aus seiner Heimath mitnimmt. Die einheimische Weberei wird überall betrieben, hauptsächlich in Agotime, wo sehr viel Zeuge gewebt und exportirt werden. Eine große Rolle spielt die Mattenflechterei. Die etwa 1 m breiten und 2 bis 3 m langen Matten werden aus den Blattfasern des Pandanus geflochten und vorwiegend nach Quitta zum Verpacken des Salzes ausgeführt. Alle Dörfer am Fuße des Gebirges sowie im Gebirge selbst haben an den Bachufern Pandanus regelrecht angepflanzt. Etwas Töpferei treiben alle Dörfer in der Ebene, doch nur für eigenen Bedarf. Große Mengen Töpfe werden fabrizirt in Tove- Abesia sowie in Aloi bei Kpandu. Kanubau wird in allen Uferlandschaften des Volta, vor Allem aber in Kunya betrieben. Kunya allein Abesia und Ntlshumuru. lieferte in dem Berichtsjahre 120 Stück im Werthe von 7200 Mk. Zu erwähnen ist noch die Anfertigung geschnitzter Holzstühle in Kpandu sowie die Anferti- gung von rohen Elfenbeinschnitzereien in Kpandn (Hörner, Armringe) und Kpelle (Häuptlingsstöcke). Durch die Norddeutsche Mission ist in Avatime eine beträchtliche Anzahl Brettsäger und Tischler herangebildet worden. Jedoch reicht ihre Zahl in- folge der Entwickelung des Bezirks bei Weitem nicht aus, so daß Handwerker aus den englischen Land- schaften Peki und Anum herangezogen werden müssen. Indessen reichen, da ein ständiger Abzug von Küsten- handwerkern nach Kamerun stattfindet, auch diese nicht aus, um den Bedarf der Stationen im Innern zu decken. Es sind daher auf den Stationen Misahöhe und Kpandu 14jährige Jungen aus dem Bezirk herangezogen worden, die in verschiedenen Handwerken ausgebildet werden. Zur Zeit werden 10 als Tischler, drei als Gärtner, einer als Schneider sowie zwei Er- wachsene als Maurer herangebildet. Sechs Jungen sind in die Gärtnerschule nach Atakpame gesandt worden. Die Arbeiterverhältnisse sind günstig, jedoch ist dabei Bedingung, daß der Arbeitgeber seine Leute namentlich anfangs mit großer Geduld und Nachsicht behandelt. Die Arbeitslöhne betragen pro Tag je nach der Schwere der Arbeit und den Leistungen 30 bis 75 Pf., bei Frauen und Kindern 15 bis 25 Pf.; Trägerlöhne pro Marschtag (bei nur ein bis zwei Tagen Dauer) 1 Mk., Hängemattenträger 1 Mk., gewöhnliche Handwerker 1 bis 2 Mk., bessere 3 Mk. pro Tag. Die Plantage Douglas zahlt ihrem geübten, festen Stamm von Küstenarbeitern 20 Mk. Monatslohn, den Eingeborenen (wobei Frauen und Kinder) 15 bis 30 Pf. Tagelohn. Zahlungsmittel ist überall Bargeld. Tauschhandel giebt es nicht mehr. Sogar der Gummi wird jetzt gegen Bargeld, 5 Pf.= Stücke, gekauft, doch erhalten die Händler das Bar- geld meist durch Verkauf ihrer Waaren wieder. Das Fünfpfennigstück, das besonders beliebt ist, hat die Kaurimuschel als Scheidemünze ziemlich verdrängt. 7. Rechtspflege, Eingeborenenrecht. Die Station sah sich genöthigt, die Häuptlinge als erste Instanz in allen Fällen, ausgenommen in Strasfsachen und Rechtsstreitigkeiten über 200 Mark Streitwerth, einzusetzen bezw. zu bestätigen. Die Station fungirt als Gerichtsstelle zweiter Instanz. Die bisher willkürlichen und hohen Gerichtstaxen der Häuptlinge wurden durch den Erlaß einer Gebühren- ordnung geregelt. In schwierigen Fällen bitten die Häuptlinge regelmäßig persönlich oder durch einen Brief, den ihnen der Missionslehrer oder ein anderer Schreibkundiger aufsetzt, um Rechtsbelehrung bei der Station. Beinahe täglich gehen derartige Briese oder Anfragen bei der Station ein. Auch die Verwallung zieht von dieser Anordnung insofern Nutzen, als die Häuptlinge in ihren Inter- essen mehr mit der Regierung verbunden werden.