— 325 — Hus fremden Kolonien und Produktionsgebieten. Verbot des Einsammelns und Fortschaffens von Guano im Schutzgebiete der Gilbert= und Ellice-Inseln. Eine Verordnung des britischen Oberkommissars für den westlichen Stillen Ocean vom 30. Novem- ber 1900 lautet: 1. In dieser Verordnung soll der Ausdruck „Schutzgebiet der Gilbert= und Ellice-Inseln“ die in der Südsee unter 0° 52“ südlicher Breite und 169° 357 östlicher Länge gelegene und als Ocean- Insel oder Paanopa bekannte Insel mitumfassen. 2. Vom 1. Januar 1901 ab ist das Einsammeln und Fortschaffen von Guano und anderen Dünge- stoffen auf Oed-= oder unbenutzten Ländereien im Schutzgebiete der Gilbert= und Ellice-Inseln ohne vorherige Erlaubniß des Oberkommissars für den westlichen Stillen Ocean oder des für das genannte Schutzgebiet bestellten Kommissars verboten. 3. Wer einer Uebertretung dieser Verordnung für schuldig befunden wird, soll mit einer Geldbuße von 10 8 oder mangels Zahlung mit Gefängniß mit oder ohne Zwangsarbeit bis zu einem. Monat bestraft werden. — Perschiedene MWittheilungen. Professor Dr. Roblstock F. Am 14. April d. Is. verstarb im Garnisonlazareth zu Tientsin an Blutvergistung nach voraufgegangenem Typhus der dem ostasiatischen Kriegslazareth-Personal zugetheilte Medizinalreferent der Kolonial-Abtheilung, Oberstabsarzt 1. Klasse, Professor Dr. Paul Kohlstock. Professor Dr. Kohlstock, als Sohn des verstor- benen Justizraths Kohlstock am 5. Januar 1861 in Berlin geboren, studirte nach Absolvirung des dortigen Wilhelms-Gymnasiums auf dem damaligen Medizinisch- Chirurgischen Friedrich Wilhelms-Institut, der jetzigen Kaiser Wilhelm-Akademie, in Berlin. Zum Assistenz- arzt 2. Klasse am 21. September 1884 ernannt und am 21. April 1887 zum Assistenzarzt 1. Klasse be- fördert, schloß er sich Anfang 1889 der aus Reichs- mitteln zur Niederwerfung des Araber-Aufstandes in Deutsch-Ostafrika ausgerüsteten militärischen Expe- dition des jetzigen Majors v. Wissmann an. Da kurze Zeit nach seinem Eintreffen in Ostafrika der Chefarzt, Stabsarzt Dr. Schmelzkopf, einen jähen Tod fand, mußte Kohlstock in die Bresche springen und, selbst noch Neuling auf afrikanischem Boden, nicht nur die oberste Leitung aller sanitären Maß= regeln, sondern als einziger Sanitätsoffizier auch die Behandlung sämmtlicher Erkrankten und Verwundeten bis zum Eintreffen eines Ersatzes übernehmen. Da- neben fand er auch noch Gelegenheit, sich aktiv kämpfend an der Niederwerfung des Aufstandes zu betheiligen, wofür er als Anerkennung den Kronen- Orden 4. Klasse mit Schwertern erhielt. Das Ueber- maß von Arbeit und die damit verbundenen Strapazen griffen die sonst stählerne Gesundheit des jungen Arztes stark an und zwangen ihn, nach halbjähriger Dienst- zeit in die Heimath zurückzukehren, wo er wieder in die Armee zurücktrat. 1890 zum Stabsarzt befördert, erhielt er verschiedene bevorzugte Kommandirungen — als Stabsarzt zum Friedrich Wilhelms-Institut und während der Choleraepidemie in das Elbstromgebiet. Daneben blieb er indessen stets in engster Fühlung mit den Schutzgebieten, da das Auswärtige Amt gern von seinen in Ostafrika gemachten und bereitwilligst zur Verfügung gestellten Erfahrungen Nutzen zog, und so war es fast selbstverständlich, daß er, als durch die Neuorganisation der obersten Leitung der Schutzgebiete eine selbständige Kolonial-Abtheilung geschaffen wurde, im Jahre 1896 unter Stellung à la suite des Sanitätsoffizierkorps als Referent für Medizinalsachen in die Kolonial-Abtheilung ein- berufen wurde. Als Ende 1896 der Geheime Medizinalrath Professor Dr. Koch zur Erforschung und Bekämpfung der Rinderpestepidemie sich nach Südafrika begab, begleitete ihn der Stabsarzt Kohlstock als Assistent und nahm regen Antheil an der Bekämpfung dieser Seuche. Wenngleich er 1897 im südafrikanischen Schutzgebiete, wo die Rinderpest bereits vor seinem Eintreffen ausgebrochen war, zu spät eintraf, so waren doch die von Professor Koch und ihm in der Kap- kolonie gesammelten und veröffentlichten Erfahrungen für die Schutzimpfungen in Südwestafrika grundlegend gewesen. Nach Deutschland zurückgekehrt, übernahm Kohlstock wieder seinen Dienst bei der Kolonial= Abtheilung, wurde im März 1898 zum Oberstabs- arzt befördert und im Juli desselben Jahres mit Rücksicht auf seine schriftstellerische Thätigkeit und seine Eigenschaft als Lehrer am Seminar für orien- talische Sprachen zum Professor ernannt. Nachdem er Anfang Juni 1900 seine Gattin, geb. v. Livonius, Tochter des Generalleutnants und Kommandanten von Posen, mit der er zehn Jahre in glücklicher Ehe gelebt, wenige Wochen nach der Geburt eines Sohnes verloren hatte, stellte er sich im Monat Juli desselben Jahres für das nach China bestimmte Expeditionskorps des Reichsheeres zur Verfügung; gern übertrug man dem vielerfahrenen Sanitätsoffizier und Organisator die leitende Stelle bei dem Oberkommando dieser Expedition, dessen Thätigkeit in erster Linie eine organisatorische war. Hier war Dr. Kohlstock ganz besonders am Platze. Leider hat er in Ostasien einen frühen Tod finden müssen, bevor ihm der Lohn für seine aufopfernde Thätigkeit zu Theil werden konnte. Die Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Amts verliert an ihm einen hochgeschätzten Mitarbeiter, das Oberkommando der Schutztruppen einen pflichttreuen, liebenswürdigen Kameraden, die Wissenschaft einen ernsten Forscher von hervorragender Begabung. Sein Name wird in der Kolonialgeschichte des Deutschen Reiches unvergeßlich bleiben. 9