— 326 — Ausbildung in der Aufnahme astronomischer Längen- und Breitenbestimmungen. Mit der fortschreitenden Erschließung unserer Schutzgebiete macht sich das Bedürfniß nach einer genauen Festlegung der Grenzen immer mehr fühlbar. Um für solche außerhalb des Rahmens der eigent- lichen Verwaltung liegende Aufgaben zu jeder Zeit ein in der Aufnahme astronomischer Längen= und Breitenbestimmungen genügend vorgebildetes Personal an der Hand zu haben, hat die Kolonialverwaltung nach Einvernehmen mit dem Herrn Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten zwei auf je etwa 10 Monate bemessene Unterrichtskurse für solche Offiziere und Beamte des Kolonialdienstes einge- richtet, die nach ihrem ganzen Bildungsgange eine Gewähr für die Erreichung des angestrebten Zieles bieten. Der erste dieser Kurse hat am 10. Dezember v. Is. in Göttingen unter Leitung des Observators an der dortigen Königlichen Sternwarte, Professors Dr. Ambronn, begonnen. An demselben nahmen der Oberleutnant in der Koaiserlichen Schutztruppe für Kamerun, Nolte, und die Leutnants Freiherr v. Seefried auf Buttenheim, à la suite des 8. Bayerischen Infanterie-Regiments, und Schwarz, à la suite des Eisenbahn-Regiments Nr. 1, theil. Mit der Ertheilung des Unterrichts bei dem zweiten Kurfus, dessen Beginn am 15. d. Mts. an der Königlichen Sternwarte zu Potsdam statt- gefunden hat, ist der Ständige Mitarbeiter am Königlichen Geodätischen Institut bei Potsdam, Professor Schnauder, betraut worden. An diesem Kursus betheiligen sich der Hauptmann in der Koaiser- lichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Schlobach, der Oberleutnant à la suite des 1. Königlich Sächsischen Pionier-Bataillons Nr. 12, Preil, der Leutnant à la suite des 84. Infanterie-Regiments, Graf zu Reventlow und der früher im afrikanischen Schutzgebiet thätig gewesene Landmesser Lammert. Mit der Beendigung dieser Kurse verfügt die Kolonialverwaltung über eine Reihe in der Vor- nahme geographischer Ortsbestimmungen geübter Persönlichkeiten, die dem vorliegenden Bedürfnisse zunächst genügen werden. Ob der jetzt beschrittene Weg der Ausbildung auch für die Zukunft bei- behalten wird, hängt wesentlich davon ab, ob sich jüngere, auch sonst geeignete Studirende der Mathematik und der anderen hier in Betracht kommenden Fächer in ausreichender Anzahl für eine vorübergehende Verwendung im Kolonialdienste zur Verfügung stellen. Deutscher Import von KRakgo. Deutschlands Kakao-Einfuhr hat in den jüngsten Jahren, besonders aber i. J. 1899, einen großartigen Aufschwung genommen. Die Zufuhren erfolgen fast ausschließlich über Hamburg; was auf anderen Wegen nach Deutschland kommt, ist wenig von Belang. Die Gesammteinfuhr im Jahre 1900 ist wenig hinter derjenigen des Vorjahres zurückgeblieben; wenn auch der Konsum recht vorsichtig operirte und selten auf lange Zeit hinaus sich versorgte, so genügte dieses Kaufen vollkommen, um die Zufuhren zu bewältigen. Es sind demnach große Ernten nöthig, um dem wachsenden Konsum zu genügen. Erfreulich ist es, daß Hamburg, als Deutschlands erster Importplatz, trotz der vielfach kleineren Ernten, doch fast denselben Antheil am Geschäft sich sichern konnte, wie im vor- aufgegangenen Jahre. Hamburgs Kakao-Einfuhr belief sich für 1900 auf insgesammt 362 029 Säcke, gegen 378 464 Säcke im Vorjahre. Hierbei bleibt aber zu berücksichtigen, daß i. J. 1899 eine außer- gewöhnliche Steigerung der Einfuhr um mehr als 50 pCt. erfolgt war; wenn fast gleich große Zufuhren auch für 1900 bei kleineren Ernten herankamen, so spricht dies jedenfalls für die gesunde Grundlage des Konsums. Den günstigen Geschäftsgang des Artikels illustrirt auch die Thatsache, daß ebenfalls Hamburgs Ablieferungen die ungefähre Höhe des Vorjahres wieder erreichten, so daß die Lager Ende v. Is. ziemlich erschöpft waren. Von großer Wichtigkeit ist es da- her, daß der Anbau des Artikels zunimmt, um erstens dem wachsenden Konsum zu genügen, zweitens aber die Preise auf einem Niveau zu halten, das es allen Betheiligten ermöglicht, einen angemessenen Nutzen für ihre Mühe und Arbeit zu erzielen. Die Zufuhren aus den deutschen Kolonien, Kamerun 2c. sind in erfreulicher Aufnahme begriffen und sehr begehrt; diese Sorten bürgern sich immer mehr ein. Die weitaus größere Hälfte von Hamburgs Kakao-Import wird nach dem Inland versandt, die kleinere Hälfte dagegen wieder seewärts ausgeführt, vor Allem nach den Niederlanden, der Rheinprovinz, Dänemark, Schweden, den russischen Ostseehäfen, Großbritannien; der Versand nach dem letzteren Lande hat in den jüngsten Jahren merklich nachgelassen. Das Uebrige entfällt auf den Platzkonsum. Der Bedarf hat in der gesammten Kakao-, Schokoladen= und Zucker- waaren-Industrie ganz erheblich zugenommen. (Münch. Allg. Ztg.) — — — — · Auszeichnung. Dem Begründer und Chef des bekannten Deutschen Kolonialhauses Bruno Antelmann, Berlin, Jeru- salemerstraße 28, Hoflieferant des Großherzogs von Mecklenburg = Schwerin, ist in Anerkennung seiner Verdienste für die Einführung und Bekanntmachung der Erzeugnisse aus den deutschen Kolonien das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten verliehen worden.