355 Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) —- Deutsch-Dlkafrika. Deutsch-ostafrikanische Zezirksämter und Stationen im Berichtejahre 18399/7000. III. Rufiyi. Der Gesundheitszustand der Europäer im Bezirke kann als ein befriedigender bezeichnet werden. Die Ansiedelungen der Araber beschränken sich auf die Ortschaften Mohorro, Kikale und Sin- daji und sind nur in mäßiger Zahl vorhanden. Mohorro selbst zählt deren 39. Die Zahl der Inder im Bezirke beträgt 75. Die Bevölkerungsziffer der Eingeborenen beläuft sich auf Grund der Hütten- steuerlisten auf etwa 110 000 bis 150 000 Seelen. Die auf etwa 40 000 he geschätzten Mangroven- waldungen des Bezirks werden von einer staatlichen Forstverwaltung (einem Forstassessor und drei Förstern) bewirthschaftet. auf Grund eines Vertrages die Rufiyi-Industrie- Gesellschaft m. b. H., welche ein Dampfsägewerk in Saninga am Hauptarm des Rufiyi aufgestellt hat. Landwirthschaftliche Produkte des Bezirks sind Kokosnüsse, Reis, Mais, Zuckerrohr, Sesam und Chirokko. Ein neuer Versuch mit dem Anbau von Tabak wurde am Rufiyi bei Usimbe unternommen. Der Bestand an Rindern, Zicgen und Schafen ist ein geringer, so günstig auch die Verhältnisse für eine ausgedehnte Zucht bei den großen Grasflächen, liegen. Die Verwaltung des Bezirks ist bestrebt, die Hausthierzucht zu heben. Eine zu diesem Zweck in Mohorro gehaltene Stammheerde von Rindvieh, deren Nachzucht an die Bevölkerung abgegeben wird, zählt zur Zeit 83 Köpfe. Das wichtigste Handelsobjekt bildet der Kaut- schuk, der in bedeutender Menge in den Bergen ge- wonnen wird. Der Handel liegt in den Händen zweier deutscher Firmen, der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft und Hansing & Co. Fast sämmtliche hier ansässigen Inder und Banjanen, die den Tausch- handel vermitteln und die Waaren in die Berge bringen lassen, sind nur Zwischenhändler obengenannter Geschäftshäuser. Der Kautschuk selbst, der hier ge- liefert wird, gehört wohl zum besten der ganzen # Kolonie. Bei der Verwaltung wird das Amt durch Akiden unterstützt. Zwei von den Akidaten werden von Arabern bekleidet, die übrigen von Eingeborenen, die hier im Allgemeinen in ihren Leistungen den - kommen vor: Wasserbock, Kuhantilope, Swalla und beiden Arabern nicht nachstehen. Neben der Recht- sprechung in kleinen Strafangelegenheiten und dem Vollzuge polizeilicher Anordnungen fällt ihnen die Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1901, S. 273 u. 312. Hauptabnehmerin des Nutzholzes ist Erhebung der Hütten= und Gewerbesteuer zu, ver- bunden mit den Bemühungen, die Eingeborenen zu geordneterem und besserem Feldbau anzuhalten. An den Akidensitzen und an einigen anderen größeren Orten sind Markthallen errichtet, in denen sich be- reits ein reger Geschäftsgang entwickelt hat. Die günstige Wirkung der Hüttensteuer ist nicht zu ver- kennen. Vergrößerung der Schamben und zum Theil schon eine bessere Bebauung derselben fällt ins Auge. Lindi. Im Bezirk Lindi waren am 30. Juni 1900 32 Europäer ansässig, davon 25 Reichsangehörige. Die farbige Bevölkerung dürfte etwa 200 000 Köpfe zählen. Lindi heißt dank der Fruchtbarkeit seines Bodens und der landwirthschaftlichen Tüchtigkeit seiner Be- wohner mit Recht eine Kornkammer Ostafrikas. Dies zeigte auch wieder die Ernte vom Juli und August 1899, die nur in den Kreisen Mikindani und Kionga von Heuschrecken heimgesucht wurde; 1900 sind die Heuschrecken nicht aufgetreten. Leider haben dagegen die Mtamafelder unter dem ungewöhnlich langen Ausbleiben des Regens im Frühjahr zu leiden ge- habt. Sehr gehoben hat sich der Anbau von Hülsen- nund Oelfrüchten (Sesam, Erdnüsse) sowie von Reis. — — — — Reichliche Erträge lieferte auch die Maisernte. Zuckerrohr wird vielfach zum eigenen Verbrauch, in Mikindani auch zum Export gezogen. Europbische Gemüse gedeihen auf der katholischen Mission Nyangao. Die Viehzucht steht in Lindi noch nicht auf der Höhe. Rindvieh und Schafe sind selten. Nur Ziegen sind, besonders bei den Makonde, in großen Mengen vorhanden. Wachs kommt in stetig zunehmenden Mengen und immer besserer Qualität auf den Markt. Lindi-Kopal und Lindi-Gummi haben ihren guten Geschäftsruf behauptet. Die Edelhölzer sind im Küstenstreifen ziemlich ausgewerthet. Große Mengen harren aber noch in den Wäldern des mittleren Rovuma der Ausbeutung. Hochwälder sind nicht selten. Das ganze riesige Gebiet von Massasi bis zum Sasavara, das „große Pori“ genannt, ist ein jungfräulicher Wald mit hohen Stämmen, leichter Grasnarbe und zahlreichen Wasseradern zwischen mäßigen Gneißhügeln, denen vielfach Eisenerze eingebettet sind. Die Man- im Laufe des Berichtsjahres grovenbestände sind forstmännisch geprüft. An jagdbaren Thieren ist Lindi reich. Es Rappantilope, Büffel und Flußpferde. Die Elefanten wechseln bei niederem Wasserstande aus dem portu- giesischen Gebiet am Mohessi aufwärts nach dem oberen Mbemkuru. Die überwiegende Menge des 3