— 366 die weit billigeren Frauen- und Kinderhände ausge— führt werden kann und nur die schwereren Arbeiten den theureren Männern zufallen, so würde, so lange in unseren Kolonien nur Männer zur Arbeit heran- gezogen werden können, schon hierdurch die Arbeits- leistung wesentlich mehr kosten. Dazu ist in Indien und Ceylon der Arbeitslohn bedeutend niedriger als wie in den betreffenden deutschen Kolonien. Anders werden sich die Verhältnisse gestalten, sobald in Kamerun die Küste mit dem Hinterland, das Kamerun= und Bakossygebirge mit dem so stark bevölkerten Baliland durch eine Bahn, und sei die- selbe noch so primitiv und der Verkehr noch so langsam, verbunden wird. Schnell wird der Farbige, wie dies auch in anderen Ländern der Fall war, sich an dies bequeme Besörderungsmittel gewöhnen, und im Bakossygebirge wird man, deß bin ich ganz gewiß, nicht nur durch niedrigere Arbeitslöhne für Männer, sondern auch, gleich Indien und Ceylon, durch Frauen= und Kinderhände die Produktions= kosten verringern können. Haben wir dieses erreicht, so können wir in diesen Distrikten sicherlich mit In- dien konkurriren. Denn gerade die Bakossygebirge dürften sich vorzüglich für die Theekultur eignen. Doch noch eine andere Frage ist hier zu berück- sichtigen. Bei der gewaltigen Ausdehnung der Thee- kultur in Indien und Ceylon macht sich bereits eine Ueberproduktion fühlbar, und schon glaubt man, die Pflanzer mahnen zu müssen, die Theeproduktion ein- zuschränken bezw. nicht mehr weiter anzupflanzen, da anderenfalls ein weiteres Fallen der Theepreise nich zu verhindern und die Rentabilität der Pflanzungen in Frage kommen könne. Diese Mahnung bezieht sich aber auf den Quantitätsthee, das ist auf den billigen Thee der niederen Lagen. Von dem Anbau derartiger Thees in unseren Kolonien würde ich aber überhaupt abrathen. Die Theegärten der höheren Lagen, die bei geringer Ausbeute pro Hektar ein besseres Produkt in den Markt senden, arbeiten auch heute noch mit gutem Nutzen. Und nur die höheren Lagen kämen in unseren Kolonien für die Theekultur in Betracht, zumal in den betreffenden Niederungen der Kakao ganz vorzüglich gedeiht. Für Indien und ganz besonders für Ceylon dürfte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sein, daß, gleichwie einst die Hemileia vastatrix die Kaffee- kultur Ceylons zu Grunde richtete, auf dem armen Boden mancher Theedistrikte auch der Theestrauch sein üppiges Wachsthum einstellen wird und daß derselbe alsdann, durch Mangel an Nahrung ent- kräftigt, den Schädlingen keinen genügenden Wider- stand mehr leisten kann. Hierdurch würden der weiteren Ausdehnung der Theekultur die natürlichen Grenzen gezogen werden. Wenn nun auch aus obigen Gründen von der Anlage größerer Theepflanzungen vorläufig abzu- rathen ist, so würde ich aber auch unter anderen Verhältuissen nicht eher dazu rathen, bis die Thee- kultur in der betreffenden Kolonie praktisch als lohn- bringend erwiesen ist. Denn bevor man eine größ Pflanzung anlegt, zumal wenn es sich um eine Dau kultur handelt, deren Rentabilität erst nach mehrer Jahren erwiesen werden kann, muß zunächst du praktische Versuche der Beweis erbracht werden, d 1. die betreffende Kultur bezw. Pflanze gut gedei 2. die Produktionskosten nicht zu groß find u 3. ein lohnendes Absatzgebiet vorhanden ist. D sind die Kardinalfragen, die bei Einführung eir neuen Kultur zunächst gelöst werden müssen. halte es deshalb für äußerst wichtig, daß in unser Kolonien und vor Allem in Kamerun, wo die V. bedingungen, so weit es Klima und Boden betrir äußerst günstig sind, möglichst bald eine kleine Th versuchspflanzung angelegt wird. Denn es daut fünf bis acht Jahre, diese Frage praktisch zu er scheiden. Im Laufe dieser Jahre werden sich ? Arbeiterverhältnisse in Kamerun hoffentlich der- geändert haben, daß, wenn die Versuche günst ausfallen, was ich sicher glaube annehmen zu dürfe man nicht länger säumen wird, größere Theepfla zungen anzulegen. Da sich aber die Arbeiterverhältnisse nur dar günstig gestalten können, wenn das Hinterland leic zu erreichen ist, so ist auch hier die erste Vorbed# gung eine Bahn ins Hinterland von Kamerun.“ —————————zbxb Titteratur. Dr. E. Esch: Der Vulkan Etinde in Kamerun un seine Gesteine. (Sitzungsberichte der Königli Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Die Arbeit behandelt die Gesteine eines Vul kans, der, obwohl dicht an der Kamerunküste gelegen bisher von den Reisenden wenig beachtet ist. Ge legentlich der Reisen, die er im Auftrage der Koloniol Abtheilung des Auswärtigen Amtes in Kameru# unternommen hat, ist Dr. Esch der erste gewesen, den es geglückt ist, den Gipfel des Etinde zu erreichen. Archiv für Schiffs= und Tropen-Hygiene J. A. Barth, Leipzig. Das Maeiheft 1901 der bekannten Fachzeitschrif enthält außer einer Reihe von Besprechungen unt Litteraturangaben eine Originalabhandlung von Professor Dr. B. Fischer „Zur Frage der sogenannten remittirenden Fieber der wärmeren Länder“ und eine solche von Dr. J. H. F. Kohlbrügge: „Bemerkung zur Malaria-Mückentheorie in Bezug auf die lebten Mittheilungen von Eysell und Plehn.“ Oberleutnant A. v. Müller: Der Befreiungslame' der Buren 1900 bis 1901. I. Theil: Uebersich über die Kriegslage und über die beiderseitiger Streitkräfte, September-Oktober 1900. Die vor bereitenden Kämpfe und der Uebergang zur Offen