Steinbeile die starken Baumstämme nicht zu über- wältigen vermochten, während es jetzt schon vor- gekommen sein soll, daß der böse Feind den die Hütten tragenden Stamm mit der europäischen Axt gefällt und die Baumbewohner sammt ihrer Be- hausung zu Falle gebracht hat. Die Kais wohnen in kleinen, weit auseinander liegenden Dörschen und sind im Ganzen auf 2000 bis 3000 Köpfe zu schätzen. Eine Zunahme derselben ist nicht zu bemerken gewesen. Zaubereifehden und Kindesmord sind wohl als Hemm- niß der Volksvermehrung anzusehen. Krankheiten herr- schen unter ihnen wenig, nur sind sie zu mindestens drei Vierteln von Hautkrankheiten, insbesondere Ring- wurm, heimgesucht, wohl mit deshalb, weil ihnen das Meer zu weit und größere zum Baden geeignete Wasserläufe in der Nähe ihrer Siedlungen nicht vor- handen sind. Die Missionsschule wird durchschnittlich von 30 halbwüchsigen Jungen besucht, die beim Unterricht meist aufgeweckt und aufmerksam sind und besondere Begabung und Liebe zum Gesange zeigen. Taufen haben bisher noch nicht stattgefunden, da der Grund- satz der Neuen-Dettelsauer Mission ist, das Sakra- ment der heiligen Taufe nur denen zu gewähren, die die Hauptlehren und den Geist der christlichen Religion in sich aufgenommen und begriffen haben. Weitere Ausflüge in die Umgegend der Mission ließen mich erkennen, daß Gelände für größere Pflanzungen hier kaum zu haben sind. Die Berge sind steil, und in den nachgebenden Kalk haben die Regenmassen allerorts tiese Schluchten gewaschen, so daß größere ebene Flächen nicht vorhanden sind. Auch ist die Humusschicht meist wenig tief. Im Waldbestande, der aber trotzdem sehr viel gute Bauhölzer enthält, aus denen der größte Theil der Missionsgebäude errichtet ward, sieht man selten große Stämme. Anscheinend fallen die stärksten Bäume, die wohl in dem Kalkboden nicht tief genug Wurzel fassen können, wie die häufig modernd umher- liegenden, noch nicht überalteten Baumstämme ver- muthen lassen, leicht den oft hier oben tosenden heftigen Winden zum Opfer. Weit und breit der schönste und stärkste Baum der Gegend ist eine über den Busch einsam hinaus- ragende Arancaria, von 4½ m Stammumfange nach meiner Messung. Die Wälder sind bevölkert durch eine von der Küste vollständig verschiedene Vogelfaung, unter denen der weiße (Paradisea Guilhelmi Secundi) und ein schwarzer Paradiesvogel, der Leierschwanz, die Fasantaube, das Kammhuhn und ein sehr großer, taubenartiger Papagei (Dasyptilus Pesqueti) orni- thologisch besonders merkwürdig sind. Am 7. Juni morgens verließ ich die gastliche Missionsstation Sattelberg, auf der ich zum ersten Male wieder nach meiner Ankunft in der Südsee echt deutsches Familienleben gefunden hatte, um bei strömendem Regen den schmutzigen, schlüpfrigen Pfad nach Simbang während 7 langer Stunden zu über- 633 winden. Noch war der „Stephan“ von seiner Fahrt nach dem Norden Neu-Guincas nicht zurückgekehrt, und ich nahm daher vorläufig die mir schon früher bereitwilligst angebotene Gastfreundschaft der Missions- station Simbang dankend an. Ich hatte nun reichlich Zeit, die Umgebung der Station, insbesondere das Ufergebiet des unteren Laufes des Bubul, auf längeren Ausflügen näher kennen zu lernen. Die gewaltigen, tagelang nieder- strömenden Regenmassen hatten kurz vorher den Bubui stark anschwellen lassen und an der zweiten Strom- schnelle einen Theil des rechtsseitigen fruchtbaren Ufer- landes innerhalb des Urwalds überschwemmt. Bei späterer Anlage von Pflanzungen wird man hier auf die Möglichkeit derartiger Ueberschwemmungen Rück- sicht zu nehmen haben. Ausgedehnt ist in der Um- gebung von Simbang überhaupt das zu Pflanzungen geeignete Gebiet nicht. Man findet viel zu Tage tretende Kreide, nur ganz dünne Humusschichten und steile, zum Anbau ungeeignete Hänge. Die Missions- station Simbang baut selbst nur wenig an. Die von derselben gepflanzten Kokosnüsse gedeihen, vielleicht wegen des zu hohen Grundwasserstandes, verhältniß- mäßig sehr schlecht. Hingegen sieht die zur Zeit aus 28 Köpfen bestehende Rindviehherde gut aus. Von Texasfieber ist dieselbe srei, wie noch kürzlich dadurch erwiesen ward, daß einige nach Friedrich-Wilhelms- hafen verkaufte Stücke dort nach Ablauf der Inku- bationsfrist an Texasfieber erkrankten. Die Schule wird gewöhnlich von 20 Schülern besucht. Zur Zeit war der Besuch aber infolge des vor einiger Zeit erfolgten Todes des Missionars Held und einer langwierigen Erkrankung des Missio- nars Flierl schlechter und unregelmäßiger geworden. Getauft konnten bisher neun Jabims werden. Der Jabim-Stamm ist in der Abnahme begriffen und zählt nur noch etwa 800 Köpfe. Dem Jabim- Dialekt hingegen wird durch die Schulen der Nieder- lassungen der Neuen-Dettelsauer Mission allmählich weitere Verbreitung gegeben. Die frühere Station der Neu-Guinea-Kompagnie Finschhafen suchte ich vor meiner Abreise mit dem Missionar Bamler als Führer auf. Als Spuren ehemaliger Kultur fand ich noch die kümmerlichen Reste einer Kokospalmenpflanzung, einen Kaffee- strauch, einen Mangobaum, verwilderte aus anderen tropischen Gegenden eingeführte Ziersträucher sowie die Europäergräber vor. Der Platz Finschhafen macht an sich durchaus nicht den Eindruck eines besonders ungesunden, son- dern eher auch jetzt in der Regenzeit eines verhältniß- mäßig gesunden Ortes. Der Hafen ist sehr schön und das nächste Hinterland, wenn auch nicht besonders fruchtbar, zur Errichtung einer größeren Kokospalmen- pflanzung geeignet. Es würde mit Freuden zu be- grüßen sein, wenn die Kompagnie, wie verlautet, in nächster Zeit hier mit Pflanzungsanlagen erneut vor- gehen würde.