staude wieder. Dr. de Macedo, einer der gründ- lichsten Kenner der Agrikultur Brasiliens, hat auf diese Varietät, welche in Brasilien vielfach gebaut wird, wiederholt aufmerksam gemacht. Die Anzucht und Kultur des Maniok erfolgt auf vegetativem Wege, durch Stecklinge, wie ich dies in meinem Buche „Kulturgewächse der deutschen- Kolonlen“, S. 76, näher erörtert habe. Es ist wohl in Anbetracht des sehr krästigen Wachsthums der Pflanze als selbstverständlich anzusehen, daß man bei ausgedehnten Kulturen für eine ausreichende Düngung Sorge tragen muß. Da wir aber wissen, daß die Stärke nur in den 643 grünen Blättern unter dem Einfluß des Tageslichtes gebildet wird und von dort aus erst während der Nacht, wo die Stärkeentwickelung in den Blättern Gruht, in die Wurzeln wandert (wo sie definitiv auf- gespeichert wird), so ist es von der größten Wichtig- Mehles verwendet. keit, die Blattentwickelung in jeder Beziehung zu begünstigen, wie dies übrigens bei rationellen Kulturen stets der Fall sein wird. Daher ist es nicht richtig, von den lebenden Maniokpflanzen einer Plantage die grünen, für die weicht werden und sich alsdann leichter loslösen lassen; aber dies erreicht man besser und schneller, wenn man die reifen Wurzeln etwa zwei Tage in Wasser legt. Wenn die Wurzeln den höchsten Gcehalt an Stärke erreicht haben, d. h. reif geworden sind, füllen die Stärkekörner die dünnwandigen Zellen der Wurzeln fast vollständig an und fehlen nur an den beiden mehr oder weniger holzigen Enden, welche daher von dem stärkehaltigen Theile der Wurzel abgetrennt werden. Das Abnehmen dieser Enden gehört nebst dem Schälen der Wurzeln zu den ersten Manipulationen, um das stärkehaltige Nahrungsmittel zu erhalten. Mitunter dienen den Eingeborenen alsdann die in dünne Scheiben geschnittenen und gerösteten oder ge- backenen Wurzeln ganz direkt als Nahrung. Meistens aber werden die Wurzeln für die Bereitung eines Sie werden zu diesem Zwecke, nachdem sie gehörig gewaschen sind, zerrieben und darauf meist noch ausgesiebt, um die Fasern möglichst Stärkebildung thätigen Blätter in solchem Maße zu entfernen, wie es leider nicht selten geschieht. Man sollte vielmehr die Blätter, welche grün und frisch sind, an den Pflanzen belassen, da — wie oben dar- gethan wurde — ein jedes solches Blatt eine Fabrik für Stärlebildung darstellt. Dagegen darf man die Entwickelung der Blüthe bis zur Bildung der Frucht nicht vollenden lassen, da sonst die in den Blättern gebildete Stärke zunächst für die Entwickelung der Frucht verwendet werden würde und also nicht in ausgiebigem Maße den Wurzeln zugeführt werden kann. Man nimmt daher am besten die Blüthenstände ab, wenn die Blüthen im Aufblühen begriffen sind. Was nun die günstigste Zeit für die Ernte der Wurzeln anbetrifft, so leuchtet es nach dem oben Gesagten ein, daß dieselbe nicht erfolgen darf, so lange die Blätter noch durchweg frisch und grün sind, andererseits aber nicht aufgeschoben werden kann, bis alle Blätter vertrocknet sind. Die Wurzeln müssen geerntet werden, wenn die Stärkezufuhr nachgelassen hat, also kurz vor dem Beginn des Welkwerdens der Blätter, einem Zeitpunkt, der jedem aufmerksamen Pflanzer sehr bald bekannt sein wird. Aus dem Obigen geht ebenfalls hervor, daß der Stärkegehalt einer Wurzel nach dem Welken bezw. Abschneiden der Blätter nicht mehr zunehmen kann; es ist daher durch Nichts zu rechtfertigen, daß die Wurzeln nach der Entfernung des Laubes noch län- gere Zeit in der Erde gelassen werden, in China z. B. sogar noch sechs bis acht Monate, und man muß vor der Nachahmung eines solchen Verfahreus auf das Entschiedenste warnen. Allerdings sollen dadurch, daß die Wurzeln nach der Reife noch längere Zeit in der Erde belassen werden, die harten und zähen Schalen derselben er- zurückzuhalten. Die hierdurch erhaltene, mehr oder weniger feinkörnige Masse wird dann über einem gleichmäßigen, nicht zu starken Feuer langsam ge- trocknet, bis sie eine rein weiße Farbe erhalten hat, schließlich wird dieselbe in der Regel noch fein ge- pulvert. Auf diese oder ähnliche Weise erhalten die Ein- geborenen ein Mehl, aus welchem sie Backwaaren 2c. bereiten. Auch zur Herstellung alkoholischer Getränke benutzen die Eingeborenen die Maniokstärke. Aber die von den Eingeborenen mit mehr oder weniger Sorgsalt bereiteten Maniokprodukte gelangen nicht in den Handel; einen Handelsartikel bil- det nur die — fast fabrikmäßig — hergestellte Tapioka, welche aus reiner Maniokstärke be- steht, deren einzelne Körner zum Theil etwas verkleistert und zusammengebacken sind. Die Tapioka gelangt in mehreren Formen in den Han- del, nämlich als Flockentapioka oder Brockel- tapioka, Perltapioka, Graupentapioka und Tapiokamehl. Ueber die Bereitung der Tapioka findet man in den meisten Lehrbüchern über botanische Waaren- kunde ausreichende Darstellungen; man vergleiche auch in „Semlers tropischer Agrikultur“ den Abschnitt über Maniok. In der neuesten Zeit ist übrigens die Tapioka-- ein fuhr zurückgegangen, während die Einfuhr von Sago zunimmt. Es ist schwer zu sagen, worauf dieser Rückgang beruht. Derselbe scheint mir aber darauf hinzuweisen, daß jetzt kein besonders günstiger Zeitpunkt ist für die Einrichtung umfangreicher Maniokplantagen in Kamerun, Togo, Guinca 2c., das heißt in den Kolonien, welche sonst die für das Gedeihen des bitteren Maniok erforderliche Luft- feuchtigkeit besitzen. Dagegen könnte man Versuchs- kulturen mit der oben besprochenen Manipébastande, einer Varietät des bitteren Manioks, in Ostafrika 5