905 drachten reichlich Verpflegung und stellten mir Führer für den Marsch nach Iraknu. Meine Absicht, am Nyarasa= (Eyassi-) See iepertsche Karte 1: 200 000) entlang nach Ngo- rongoro zu gelangen, mußte ich aufgeben, da infolge der diesjährigen ungewöhnlich ausgiebigen Regenzeit der Smoinfluß (Kiepertsche Karte 1: 200 000) die 1 l ganze Steppe unter Wasser gesetzt hatte, so daß die- selbe vollkommen unpassirbar war. Aus dem- ielben Grunde war auch die Straße von Issansu nach Mlatu (Kiepersche Karte 1: 2 000 000) in Usukuma nicht gangbar. Nach Iraku führte der Weg fort- gesetzt durch Busch bezw. lichte Baumsteppe mit ein- zelnen brauchbaren Holzarten nördlich der Kimyangiru- berge (Werthersche Karte der Irangi-Expedition 1:750 000) vorbei. In Tumbati (Werthersche Karte der Irangi- Erpedition 1:750 000) setzte ich mich mit dem Häuptling Kidamanssa in Verbindung, der bereit- willigst für Verpflegung sorgte. Nur bei Gestellung von Führern nach Ngorongoro stieß ich auf Schwie- rigkeiten, da die Leute mit den dort wohnenden Wandorobo angeblich in Feindschaft leben. In Kwa Sagiro in der Landschaft Umburru (Werthersche Karte der Irangi. Expedition 1:750 000) ließ ich einige kranke Träger sowie die zunächst nicht absolut nothwendigen Europäerlasten zurück. Die so frei gewordenen Träger trugen jetzt Verpflegungs- lasten für die Karawane. Von Iraku aus marschirte ich direkt nördlich nach Ngorongoro (Werthersche Karte der Irangi- Exvedition 1: 750 000) durch sehr schöne, fast baumlose, jetzt vollständig unbewohnte Grasland- schaften. Nur in den Schluchten befinden sich dort bisweilen kleine Urwaldparzellen. Die früher in diesen Gebieten ansässig gewesenen Massai sind nach der Rinderpest ausgewandert. Es ist sehr bedauerlich, daß diese ständig mit saftigem Gras bedeckten enormen Flächen nicht mehr besiedelt sind. Für Viehzucht im großen Maßstabe wird das Gebiet ganz außer- ordentlich geeignet sein, da auch die Bewässerung günstig ist. Das Klima in diesen weiten Hochflächen dürfte für Europäer sicherlich durchaus zuträglich sein. Die Nächte sind sehr kalt, und den Tag über ist die Temperatur infolge ständiger Winde angenehm. An dem Fuß des Ngorongorogebirges ange- langt, behaupteten die Führer, den Weg durch den Urwald zu den Wandorobo-Ansiedelungen nicht zu kennen, und verschwanden, als sie zum Suchen der Wege ausgeschickt wurden, um nicht wiederzukommen. Nun mußte ich also nach der Nordnadel durch den weglosen, riesigen, wundervollen Urwald unter sehr großen Schwierigkeiten marschtren. Schritt für Schritt mußte ein Pfad mühsam durchgeschlagen werden. Die unbeschuhten Leute hatten dabei sehr unter scheußlichen Nesseln zu leiden, welche in der üppigen Krautvegetation bis zur Mannshöhe wucherten. Es herrschte eine fürchterliche Kälte und Nässe im Wald. Die dichten Nebel lichteten sich überhaupt nicht, und klatschend fielen die schweren Wassertropfen ganz flachen westlichen Theil des Kessels zu. von den Baumriesen hernieder. Askaris und Träger konnten sich nicht erwärmen und verbrachten die beiden Nächte im Urwald schlaslos. Die Lagerfeuer qualmten nur, ohne wirkliche Wärme zu spenden. Am 12. Juni d. Is. erreichten wir die Kammhöhe des Gebirges und stiegen sehr steil herab in den großen Kessel von Ngorongoro. Während wir uns oben noch im dichtesten Nebel befanden, lag unten die Ebene im hellsten Sonnenschein. Die Landschaft Ngorongoro ist ein prächtiges Stück Land, welches sich zum Anbau wie zur Vieh- zucht gleich gut eignet und meines Erachtens wohl eine gute Zukunft hat. Für Europäer wäre dort in den höheren Lagen am östlichen Rand des Kessels eine Ansiedelung möglich. Europäische Gemüse und Weizen dürften dort bestimmt vorzüglich gedeihen. Weite Strecken sind mit sastigem weißen Klee und Lupinen sowie herrlichem Gras bewachsen. Bessere Viehweiden kommen in unserem Schutzgebiet meines Wissens nicht vor. Vom Urwald strömen ständig klare Bäche herab und fließen dem tiefer gelegenen, Der Nogorongorosee selbst ist nur ganz flach und trocknet sichtlich mehr und mehr aus. Dagegen zieht sich am südlichen Rande des Kessels ein großer und ziemlich tiefer Süßwassersee hin, der eher an Wasser zunimmt. Erst am folgenden Tage gelang es mir, die dort am Westrand des Kessels ansässigen Wandorobo aus- findig zu machen. Die Leute sind sehr armselig. Sie haben gar kein Vieh mehr, bebauen nur ganz. kleine Flächen mit süßen Kartoffeln und leben in der Hauptsache von der Jagd. Die Zahl der hier angesiedelten Wandorobo ist gering. Sie wohnen in zwei räumlich weit voneinander getrennten Kraals. Die vielen früher dort ansässig gewesenen Massai sind infolge der Rinderpest und mehrfacher Fehden unter- einander von Ngorongoro fortgezogen. So liegt diese wundervolle Landschast jetzt eigentlich ganz ungenützt da. Den Wandorovo habe ich Vieh zum Hüten und Getreide zur Aussaat versprochen. Nach Angabe dieser Leute ist das Land nördlich bis Ssonyo und westlich bis zum Lgarryasee (Kiepertsche Karte 1:.2U000 000) jetzt völlig unbewohnt. An letzterem sollen nur einige Wandorobo hausen. Oestlich von Ngorongoro ist nur die Landschaft Saleh (Kiepertsche Karte 1: 2 000 000) etwas be- völkert. Das sehr große und gut bewässerte Gebiet Mutyek (Kiepertsche Karte 1: 2000 000) ist da- gegen jetzt vollkommen unbewohnt. Von Ngorongoro marschirte ich über Mutyek direkt östlich nach dem Steilrand des „großen Grabens“, dessen Fuß ich bei der kleinen Wandorobo- Niederlassung Voyoto (nicht auf der Karte) nördlich des Manyerasees erreichte. Der Grabenrand ist von hier aus in seinem Verlauf nach Norden so scharf markirt und steil, daß derselbe bis Nguruman eine nicht besser zu denkende natürliche Scheidewand zwischen zwei Bezirken bildet. Am 18. Juni d. Is. matschirte ich von Vyoto ab, versolgte den Ostrand des Manyarasees und er-