— 908 — In der Bilanz weist das Kakaoplantagen-Konto Platz ist jetzt menschenleer, ½ Stunde entfernt ist einen Betrag auf von 1276 919 Mk., während das Tabakbau-Betriebskonto mit 356 870 Mk. belastet ist; dazu kommt das Terrainkonto mit 232 600 Mk., die Kapitalbetheiligung bei J. Weiler, Hamburg- Victoria, mit 76 500 Mk. und verschiedene kleinere Posten. Vom Aktienkapital-Konto sind 300 000 Mk. der Vorzugsaktien noch nicht eingezahlt, dagegen figurirt unter den Passiven ein Darlehen von 104 842 Mk. (Tropenpflanzer.) Deutfsch-üdwestafrika. Reise von Grootfontein nach dem Okavango. II.*) Am folgenden Tage verließ ich Blakfontein und war nach Passiren zweier hoher Dünen im Omuramba u Omatako, gewöhnlich „Groot-Omuramba“ genannt. Dieser Fluß, tief im Herzen Damaralands, bei den Omatakobergen entspringend und dann fast 700 km weit zum Okavangc fließend, ist wohl einer der in- teressantesten Flüsse der Kolonie. In seinem Ober- laufe führt er überall reichlich Wasser, stellenweise steht Werst an Werft, und unzählige Rinder werden aus ihm getränkt. Aber von Otjituo an will er dem Reisenden nicht mehr gestatten, seinem Lauf zu folgen, hier tritt er in die Kalahari ein, das Wasser verschwindet tief im Sande, und abgesehen von einer kleinen Wasserstelle nahe Otjituo bekommt man erst nach 160 km bei Karakuwisa Wasser. Von da aus bis zum Okavango ist dann wieder reichlich Wasser in geringer Tiefse zu finden. Ich nehme an, daß die regelmäßig wehenden Winde gewaltige Mengen Dünen- sand in das Flußbett getragen haben, wie ich das auch früher an der Südostgrenze der Kolonie im Backrivier sand, wo man beim Brunnengraben im Flußbett 5 bis 6 m unter der Oberfläche alte Feuer- stellen der Buschleute, Kochtöpfe, Straußeneier 2c. fand. Der Groot-Omuramba ist auch seit vielen Jahren nicht abgekommen, nach starkem Regen fließt er vielleicht 20 bis 30 km unterhalb Otjituo, dann bleibt das Wasser als Vley in den Dünen stehen, die sich häufig mitten durch das Flußbett ziehen. Besonders interessant ist es aber, daß der Fluß nicht mehr, wie ursprünglich, durchweg nach Nordosten zum Okavango fließt, sondern daß, wohl infolge der Verwehungen, das Wasser auf große Entfernungen der Quelle zufließt. Die Sache kam mir höchst un- wahrscheinlich vor, aber die Aussogen zahlreicher am Groot-Omuramba wohnender Eingeborenen, die ich unabhängig voneinander befragte, Buschmänner und Hereros, lassen darüber keinen Zweifel zu. Leider sunktionirte das Barometer nicht, so daß ich Höhen- unterschiede nicht feststellen konnte. Im Flußthale des Groot-Omuramba gog ich jetzt weiter und traf am 28. Juni in Karakuwisa ein. Dieser vor Jahren von zahlreichen Jägern bewohnte ) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1001, S. 866. eine Buschmannwerft, deren Bewohner einen Vieh- posten der Betschuanen verwalten. Das Vieh war durchaus gesund, den Buschmännern war von einem Neuauftreten der Rinderpest nichts bekannt. 1897 hat diese Krankheit im Omuramba u Omatako gewaltig gewüthet, wie die zahlreichen herumliegenden Ochsenknochen beweisen; damals wollten einige Herero-Großleute, um der Pest und dem Impfen zu entgehen, nach dem Osten auswandern, sie haben Tausende von Rindern verloren und sind bettelarm zurückgekehrt. Einige Tagereisen von Karakuwisa stand jetzt ein kleiner Treck Betschuanen mit einem Wagen und ein paar hundert Rindern, um sich bei Karakuwisa au- zusiedeln. Ich setzte der Mittheilung anfangs Miß- trauen entgegen, da die Betschuanen in früheren Jahren nur zum Groot-Omuramba kamen, um Men- schen und Vieh zu rauben, aber ich hörte jetzt trotz eingehenden Befragens keinerlei Klagen von den Buschmännern. Die Betschuanen hatten von meinem Kommen gehört und schickten nun gleich einen Briof, in dem sie mir schrieben, daß sie zu mir kommen wollten. Leider war meine Zeit so beschränkt, daß ich sie nicht erwarten konnte und mich darauf be- schränken mußte, sie auffordern zu lassen, nach Groot- fontein zu kommen und die Erlaubniß der Regierung nachzusuchen, wenn sie sich in dieser Gegend ansiedeln wollen. Da die Betschuanen fleißige Eingeborene und vortreffliche Viehzüchter sind, glaube ich, daß es kein Schaden sein wird, wenn sie sich in kleiner Zahl in dem ungeheuren menschenleeren Gebiet niederlassen. vorausgesetzt, daß sie die Regierung anerkennen und keinen Grund zu Klagen geben. Jedenfalls müssen sie unter steter Kontrolle stehen, da immer die Ge- fahr nahe liegt, daß sie aus Betschuanaland große Munitionsmengen einführen. Nach 124 km erreichte ich Ericsons Pütz, von wo der Jäger Ericson in früheren Jahren mit Tau- senden von Rindern den Marsch nach dem Ngamisee und Transvaal antrat. Das Wasser steht hier in einer sogenannten „Sandpütz“, wenige Meter unter der Oberfläche. Alle Pützen im Sandvelde haben den gleichen eigenthümlichen Charakter, macht man breite, aber flache Löcher im Sand, läuft das Wasser langsam, aber stetig zusammen, gräbt man tiefer, wird der Sand vollkommen trocken, und das Wasser ver- schwindet. Ich nehme an, daß eine mit Sand ber- mischte Thonschicht das Wasser nicht durchläßt, das wieder durch die obenliegende Sandschicht vor der Verdunstung gehütet wird und sich so viele Monate lang hält. Die Buschmänner machen, um das Wasser lange zu erhalten, oft nur winzige Löcher durch den Sand und sangen das Wasser durch Strohhalme. Am 4. Juli traf ich in Otjituo ein, das von Ericsons Pütz knapp 40 km entfernt ist. Die am Rande der Kalahari gelegene Station ist jett mit zwei Reitern besetzt und übt einen sehr guten Einfluß auf die Kung-Buschmänner aus, die sich