— 914 — eine Ansprache in Nama auszuarbeiten; er bestieg die Kanzel — und es ging! Eine schöne Feier beging am Sonntag, dem 23. Juni, die Gemeinde zu Ho, einer Station der norddeutschen Evhemission (Togoland): es wurden an diesem Tage zwei eingeborene Gehülfen, Adolf Lawoe und Samuel Newell, zu Pastoren ordinirt. Ordinirte eingeborene Pastoren sind allenthalben für die gesunde Entwickelung der Missionsarbeit unter einem Volke von der größten Wichtigkeit. In dem Epyhelande ist es doppelt wünschenswerth, wenn dem Europäer solche erprobten Hülfskräste zur Seite treten. Die Erhemission hat bisher erst einem Ein- geborenen die Ordination ertheilen können; es ist dies Rud. Mallet, der in seinem nun schon fast 20 jährigen Pfarramt Vielen zum Segen geworden ist. Das „Evangelisch-lutherische Missionsblatt“ bringt in seinem letzten Hefte einen Bericht des Missionars Raum von der Station Moschi, dem wir Folgendes entnehmen: Der Tag, nach dem schon lange alle Bewohner der Station und ihre Freunde in den Schamben sich gesehnt hatten, war endlich da. Am Sonntag, den 30. Juni, wollten wir in unsere neue Steinkapelle einziehen und den ersten Gottesdienst in ihr halten. Zwar war noch nicht Alles an ihr und in ihr fix und fertig. Der Thurmaufsatz war noch auf zwei Seiten mit Brettern zu verschalen, außen fehlten die Thüren und innen noch etliche Bänke. Tausstein und Altar waren jedoch vollendet, von prachtvollem rothen Holz, das von weit oben aus dem Urwald stammt; Br. Fickert hatte diese Arbeit mit seinen schwarzen Gehülfen noch im Laufe der letzten Woche mit Aufbietung aller Kräfte geleistet. Die Platzfrage in dem bisherigen, mit Lehmwänden umgebenen und mit Bananenblättern gedeckten Raum war immer brennender geworden. Obwohl die Leute darin ganz dicht nebeneinander saßen und den in der Mitte zwischen den Bänken hindurchführenden Gang eben- falls dicht besetzt hatten, mußten doch in der letzten Zeit immer wieder einige vor der Thür aus Mangel an Platz umkehren. Wir selbst saßen mit Harmonium, Predigtpult und Altar immer förmlich eingekeilt. Der oft unbequeme Sitz hinderte Manchen, so auf- merksam zu sein, als er sonst vielleicht gewesen wäre. So wird man es begreifen, wenn wir in dem Ge- danken, daß nichts Wesentliches mehr zur Einweihung sehle, auf Thüren, etliche Bänke und ein neues Predigtpult einstweilen verzichteten. Das Besondere war das Fehlen der Thüren, das durch das Aus- bleiben der Thürbänder und Angeln verursacht, doch jetzt, wo die kalte Zeit zu Ende ging, ganz gut zu ertragen war. Das Innere war mit Palmblättern, der Altar mit Blumen schön geschmückt, und lange Reihen von einfachen, aber würdigen Bänken standen einladend zum Sitzen und Hören da. Die Feier selbst, an der alle Liebhaber des Wortes Gottes hier mit großer Freude und in festlicher Stimmung theil- nahmen, begann am Sonntag Vormittag 10 Uhr. Die Weihepredigt hatte zur Grundlage den mahnen- den und warnenden Ruf des Propheten: „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort!“ der gerade so, wie er lautete, sich schön in die Sprache einkleiden ließ, in der er hier erschallen sollte. Im Uebrigen verlief die Feier in der von der Bayerischen Agende vorgeschriebenen Form. Es nahmen an ihr, wie Br. Fickert zählte, 825 Eingeborene theil. Die Zahl der Kirchgänger hat sich auch bisher ungefähr auf dieser Höhe gehalten. So dürfte das Kirchlein, das etwa 500 Sitzplätze enthält, ja nicht lleiner sein, als es ist. Denn wir hoffen doch auf einen Zuwachs unserer Kirchgänger. Das Ende des vorigen und der Anfang dieses Monats brachte mir eine ganze Reihe Taufanmeldungen, die mir alle große Freude machten, die ich aber nicht alle an- nehmen konnte. Aus der St. Benediktusmission in Deutsch- Ostafrika berichtet ein in der Zeitschrift „Kreuz und Schwert“ abgedruckter Brief des apostolischen Präfekten über die Verhältnisse im Innern. Es heißt darin u. A.: Am 6. Mai reiste ich von Dar-es-Saläm ab. Wir standen zwar den Monaten nach noch mitten in der Regenzeit, aber ich hoffte, der meiste Regen wäre vorbei. Aber schon am zweiten Reisetage sollte ich mich überzeugen, wie sehr ich mich getäuscht hatte. Es goß während des ganzen Tages in Strömen, und es war keine leichte Arbeit, sich über die steilen Abhänge der Puguberge hinweg zu arbeiten, die mit ihrem aufgeweichten Lehmboden den Maorsch sehr erschwerten. Als ich während der folgenden 17 Reisetage alltäglich große Strecken weit durch tiefen Schlamm waten oder weite Ueberschwemmungs- gebiete passiren mußte, da wünschte ich oftmals jene an meine Stelle, die nicht müde werden, begeisterte A0rtikel zu schreiben, wie vortheilhaft für die Kolome und wie rentabel für Unternehmer es wäre, dos Trägerwesen durch Wagenverkehr zu ersetzen. In Ostafrika eine stets fahrbare Straße herzustellen, wird mindestens halb so viel kosten wie ein Bahnbau. Dem allerdings für die sittliche und kulturelle Ent- wickelung der Kolonie höchst nachtheiligen Träger- wesen zu steuern, dafür giebt es nur ein Mittel, nämlich die Eisenbahn. Je mehr man die Kolome in ihren inneren Gebieten kennen lernt, desto leb- hafter muß man bedauern, daß die Eisenbahn immer wieder und wieder abgeschlagen wird. Hier und ganz besonders auf den Innerstationen hört man kaum noch etwas Anderes als Klagen über Verweige- rung der Eisenbahn. Besonders Bezirkschefs, welche mit Interesse und Geschick ihren Bezirk zu heben suchen, sind trostlos, daß durch mangelnde Verkehis- mittel ihnen die Hände gebunden sind. Ich passirte Gegenden, welche zu den schönsten und reichsten der Kolonie gehören, und die dortigen Leute konnten