915 nicht einmal die Haussteuer bezahlen, weil die in) wechselnd gebetet und gesungen. Die Kinder lernen Fülle vorhandenen Landesprodukte aus Mangel an Verkehrsmitteln werthlos waren. Ich glaube, daß man zu Hause die Kolonie und die voraussichtliche Rentabilität der Bahn zu ungünstig beurtheilt. Die vermehrte Steuerkraft der Bevölkerung und die in- folge der leichteren Transportverhältnisse billigere Verwaltung der Innenbezirke würde doch schon einen beachtenswerthen Beitrag zur Verzinsung des Kapitals bilden. — Ein 10tägiger Marsch führte mich nach Ukami, dem Thätigkeitsfeld der Mission Mrogoro. Ich hatte diese Gegend zum letzten Mal im Jahre 1898 passirt. Damals herrschten gleichzeitig Hungers- noth und Pocken. Wie ganz anders war der Ein- druck, den diesmal das Land machte! Ueberall am Wege sah ich Gruppen von Leuten, die zu Spott- preisen ihre Ackerbauerträgnisse anboten. Man er- zählte mir, daß der Reis bis an die Küste, d. h. 10 Tage weit auf den Markt getragen werde. Bei- nahe jede Anhöhe krönt ein Dörschen, überall hörte man die Trommel zum Tanze rufen und vernahm man Gesang und Jubel der über ihre reiche Ernte glücklichen Leute. Weiter oben im Gebirge gedeiht vorzüglicher Kaffee, ausgedehnte Glimmerselder sind bereits in lohnenden Abbau genommen — aus diesem Lande könnte etwas werden, wenn bessere Verkehrs- verhältnisse beständen. Bekanntlich soll ja Ukami der nächste Endpunkt der projektirten Bahn werden. In derselben Zeitschrift wird aus Lome (Togo) über die Entwickelung der dortigen Schule ge- schrieben: Es scheint, als wenn sich auch in den Mädchen hier immer mehr etwas Lernbegierde regt, denn die Zahl der Schülerinnen ist im Wachsen begriffen. In der Liste sind die Namen von 90 Kindern ver- zeichnet. Da aber hier kein Schulzwang herrscht und außerdem hier in Lome täglich Markt abgehalten wird, so kann von vollständig regelmäßigem Schul- besuch keine Rede sein. Ungefähr 50 bis 60 Kinder kommen täglich. Man kann eine afrikanische Schule nicht mit einer europäischen vergleichen. Hier sitzt eben Alles kunterbunt durcheinander. Da Alle laut lernen, so herrscht immer ein munteres Leben. Aus einer Ecke erschallt das A-b-c, in einer anderen Ecke wind lautirt, und zuletzt kommen auch die an die Reihe, welche schon kurze Säßchen lesen. Auch Rechnen und Schreiben lernen die Kleinen. Bei Ersterem leistet uns die im vergangenen Jahre aus Europa erhaltene Rechenmaschine gute Dienste. Jeden Tag von 11 bis 12 Uhr ist Religionsunterricht, bezw. für die Kleinen Lernen der Gebete. Gesang ist auch nicht zu vergessen, denn die kleinen Schwarzen möchten gerne den ganzen Tag singen. Singt man ein Liedchen zwei= bis dreimal vor, so sitzt die Melodie schon sest, aber die Worte? . Nun, da muß man schon etwas mehr Geduld haben. Am Nach- mittag von 2 bis 4 Uhr ist Handarbeit für die größeren Mädchen, wahrend derselben wird auch ab- zuerst nähen und erst später, wenn sie in die große Schule kommen, auch feinere Handarbeit. Die Schwierigkeit von Kirchenbauten im Innern Ostafrikas schildert Bruder Adrian von den Weißen Vätern in einem im letzten Heft von „Kreuz und Schwert“ abgedruckten Briefe von der Insel Ukerewe (Süd-Nyansa): Vorige Woche endlich war unsere Kirche fertig- gestellt. Es ist fast unglaublich, wie viel Mühe wir hier anwenden müssen, wenn wir etwas schaffen wollen, das ein wenig dauerhaft sein soll. Desto froher waren wir aber auch bei Beendigung der Arbeit, denn jetzt haben wir ja eine Kirche, die nicht weniger als 55 m lang und 17 m breit ist, ganz aufgeführt aus gebrannten Ziegelsteinen, gemauert mit wirklichem Kalk und gedeckt mit rothen Dach- ziegeln, so daß das Ganze für die hiesige Gegend ein ungemein stattliches und solides Gebäude abgiebt. Alle Hände, sowohl die der Patres, wie die mei- nigen und diejenigen unserer schwarzen Gehülfen waren ersorderlich, um die Niesenaufgabe lösen zu können. Nun ist dies so schlimm nicht für schwielige Hände, wie ich ein Paar besitze, aber öfters haben mich die Hände der Patres wirklich gedauert, da sie selbstverständlich für Maurerarbeit gar zu weich sind. In Bukumbi half ich voriges Jahr gleichfalls am Bau der neuen Kirche, aber das ist nur eine arme Scheune im Vergleich zur hiesigen Steinkirche. Dennoch hatten wir damals noch viel mehr Mühe mit dem Herbeischaffen des erforderlichen Holzes, da wir dasselbe viel weiter herholen mußten. Zu unserem Kirchenbau auf Ukerewe brauchten wir im Ganzen etwa 300 Baumstämme. Besonders die- jenigen Stämme, die zu Säulen dienen sollten, mußten lang und dick sein. Meistens mußten solche weit aus dem Walde her nach dem Nyansagestade getragen werden; für den Transport eines jeden Stammes waren 20 bis 30 Neger erforderlich, und einigemale genügten diese noch nicht. Mit Seilen werden an einem solchen wuchtigen Stamm QOuer- stangen befestigt, jeder Arbeiter schiebt seine Schulter unter eine Querstange, dann richten sich alle zugleich empor und rutschen mit ihrer Last durch die zwischen den Bäumen des Waldes bestehenden Lücken hin- durch, bald geht's bergan, bald bergab, bald steht man still, um sich ein wenig auszuruhen, bald trabt man wieder weiter, bis endlich das Wasser erreicht ist und das Schiff den weneren Traneport über- nmimmt. — Vor 14 Tagen feierten wir in der Mission ein herrliches Fest: 75 Erwachsene wurden mit großer Feierlichkeit durch die Taufe in den Schoß der Kirche ausgenommen. Wie über alle Maßen glücklich waren diese Leute, die sich nun be- lohnt sahen für alle Mühen und Auedauer, da sie nun nicht nur in die Gemeinschaft der Gläubigen zugelassen wurden, sondern noch am selben Tage zum ersten Male ihres Lebens ihren göttlichen Herrn 5