— 48 In einem Gesammtrückblick auf seine Visitations- zahlreichen Wassangobevölkerung eine reise schreibt Missionsdirektor Gensichen in der Zeit- schrift „Die Evangelischen Missionen“: Sonnig und schön war das Wetter in Deutsch- Ostafrika, die Hitze durch kühle Winde auf den Bergen gemildert, die Zeit für die Visitation war richtig gewählt. Aber erquicklich und hoffnung- weckend waren auch die Eindrücke, die wir auf den Stationen, von denen wir elf — dazu zwei Außen- plätze — besuchen konnten, mitnahmen sowohl von der Arbeit unserer Brüder wie von dem Segen derselben. 164 Getaufte und 183 Katechumenen hat uns der Herr gegeben, und die Christen wandeln mit Ernst und Treue in den Wegen Gottes. An den Aeltesten konnte man rechte Freude haben, und das junge Helserseminar in Neu-Wangemannshöh erweckt gute Hoffnung. Besonders reiche Aussicht gewährt aber der Zustrom der Heiden zu den Gottesdiensten. Die Kirchen sind immer voll. Noch horren sehr ernste Aufgaben ihrer Erledigung; be- sonders ist unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicke- lung der Schulen gerichtet gewesen, welche jetzt noch in den Anfängen stehen. Aus der St. Benediktus-Mission in Deutsch- Ostafrika schreibt der Ap. Präfekt P. M. Hartmann in „Kreuz und Schwert“: Ein anstrengender Marsch über den 1300 m hohen Mageberg führte mich nach Uhehe. Als ich im Jahre 1898 dort war, hatte gerade durch den Tod des Sultans Quawa der dreijährige Krieg ein Ende gefunden, und der Eindruck des Landes war ein sehr trauriger. Jetzt sand ich durch ganz Uhehe gebahnte Wege, große neugebaute Temben; die Leute drängten sich mit freundlicher Neugier, um den Europäer und seine Karawane zu betrachten, und brachten bereitwilligst Lebensmittel, um Stoffe dafür einzutauschen. Auch das Eintreiben der Hüttenstener, die in ganz Uhehe eine Kopssteuer ist, bereitet keinerlei Schwierigkeit, und neue Unruhen gegen die deutsche Regierung scheinen in diesem Lande wohl für alle Zukunft ausgeschlossen. keit schreitet in Uhehe langsam voran. Das Volk besictzt bereits großes Zutrauen zur Mission, besonders staunte ich über den zahlreichen Besuch des Sonntags- Gottesdienstes, da die geräumige, sehr hübsche neue Kirche in Tosamaganga beinahe ganz gefüllt war. Mit der Spendung der Tause darf man allerdings nur sehr langsam vorgehen. Man muß diesem hart- näckigen Bergvolk, das so zähe an seinen alten Gewohnheiten hängt, reichlich Zeit gönnen, von den Ideen des Christenthums sich durchdringen zu lassen, darf dann aber auch überzengt sein, daß die einmal für das Christenthum Gewonnenen um so ent- schiedener an ihrem Glauben festhalten. Ich habe in der kleinen Christengemeinde eine bei Negern nicht leicht zu erreichende Frömmigkeit beobachtet. Von Iringa führte mich ein vierlägiger Marsch nach unserer Mission Madabira, die inmitten einer sehr Die Missionsthätig- erfolgreiche Thätigkeit entwickelt. Dann ging es zwei Tagereisen südlich nach Malangali, einem Außenposten von Madabira und von da südlich nach Ungoni. Der Marsch führte zunächst durch die Grassteppen von Ubena. Dieses Land müßte, da auch die Wasser- verhältnisse günstig sind, für Viehzucht im Großen geeignet sein. Leider sehlen infolge von Rinderpest und Krieg im Süden die großen Viehheerden, welche der Norden der Kolonie besitzt. Der Weitermarsch führte durch das äußerst fruchtbare und regenreiche Hügelland von Sakkamaganga nach Ungoni. Am 1. Juli kam ich auf unserer Missionsstation Peramiho an. Unsere Ungonimissionen haben sich in den drei Jahren besser entwickelt, als die Uhehemission in fünf Jahren. Ungoni ist gesund und sehr fruchtbar, die Bevölkerung zahlreich und für die Missions- thätigkeit sehr zugänglich. Schon jetzt besteht in Peramiho eine Gemeinde von 70 Christen und 100 Katechumenen; die Aussichten für die Zukunft sind die günstigsten. Von Peramiho reiste ich drei Tagereisen weiter nach Westen zu unserer Mission Kigonsera und den Matengo, welche die Abhänge des Livingstonegebirges bewohnen. Nur in wenigen Bezirken unserer Präfektur habe ich eine so zahl- reiche Bevölkerung und einen so ausgedehnten Feld- baun getroffen. Nicht bloß die Thäler sind vollständig bebant, sondern auch an den Bergabhängen bis hinauf in die Gipfel reiht sich Feld an Feld zu einem malerischen Bilde. Für Bau= und Brennholz lassen die fleißigen Leute keinen Platz übrig, sondern holen dasselbe mehrere Stunden weit her. Ihre Hütten haben sie aus Furcht vor den Einfällen der räuberischen Wangont auf steilen Höhen, auf oder hinter riesigen Felsklötzen oder in schwer zugänglichen Schluchten gebaut. Meistens sind in der Nähe auch ausgedehnte Höhlen, in denen sie sich im Falle der Noth verstecken können. Jetzt, da das Eingreifen der deutschen Regierung geordnete Verhältnisse her- gestellt hat, rücken sie allmählich aus ihren Schlupf- winkeln heraus, und zahlreiche Dörschen schmücken die Höhen und Abhänge. Nach Peramiho zurück- gekehrt, mußte ich von dort aus noch einen Auses#ug jenseits des Ruhuhuflusses machen, in das Land nördlich von Ungoni. Der Gesammteindruck, den ich von allen Gebieten des Bezirkes Songea bekam, ist ein sehr günstiger. Nach meiner Ansicht wäre dieses Land für europäische Ansiedler viel entsprechender als Uhehe. Fieber ist bei einer Höhe von 1000 bis 1200 m selten, die Bevölkerung zahlreich, der Boden sehr fruchtbar und wasserreich, die Temperatur- verhältnisse sind außergewöhnlich günstig, da während der vier Monate, die auf die Regenzeit folgen, bei- nahe immer bedeckter Himmel ist, so daß man leicht das ganze Jahr europäische Gemüse und zwei= bis dreimal im Jahre Weizen und Kartoffeln bauen kann; auch die Versuche mit Kaffeebau zeigen günstige Resultate. Mein nächstes Reiseziel war der Makenge- bezirk, besonders das in demselben liegende Bergland