ins Auge faßt, daß sich mit dieser Gleichmäßigkeit fast durchweg die Vorzüge des kapländischen Gras-, Busch= und Karroofeldes (Großbusch und Kleinbusch, „Kurzkarrooe und „Langkarrooc, je nach der Lage allein oder gemischt) vorfinden, wie dies im serneren Süden nur stellenweise der Fall ist (Karroo= und Grasfeldgrenzdistrikte, Angoraziegen = Gebiete par excellence), so kann man zu keinem anderen Schlusse kommen, als dem, daß das Schutzgebiet für Angoraziegenzucht als Ganzes gualitativ über der Kapkolonie steht und diesen so äußerst wichtigen Wirthschaftszweig in weit ausgedehnterem Maße gestattet, als dies dort der Fall ist. Nächst der Weide ist das Klima ein Faktor, der für das Gedeihen der Heerde und die Produktion eines guten Mohairs von allergrößter Wichtigkeit ist. Obgleich nun die Qualität des Haares in der Haupt- sache durch die Qualität des Zuchtmaterials bedingt wird, so ist es doch eine unumstößliche Thatsache, daß die Nachkommenschaft einer, wir wollen sagen in Kleinasien gezüchteten Ziege unter denselben Be- dingungen, d. h. bei Verwendung gleichwerthigen Materials in den verschiedensten Welttheilen weiter- gezüchtet, ein nicht gleichmäßiges, gleichwerthiges Mohair liefert. Aus diesem Grunde ist denn auch der eine Welttheil bezw. Gegend im Vortheil vor dem anderen, und dürfte dieser Vortheil wohl da zu suchen sein, wo beim Vorhandensein der entsprechen- den Weide das Klima solcher Art ist, wie es dem Naturell der an's Freie gewöhnten, auf's Freie an- gewiesenen Ziege am meisten entspricht. Die größte Abneigung hat sie gegen Nässe und Kälte, namentlich wo diese gemeinschaftlich auftreten; sie liebt vielmehr trockene, warme, sonnige Orte. Die andauernde Ein- wirkung von Nässe und Kälte, Zustände, wie sie in jenen Theilen Südafrikas herrschen, wo die Regen- zeit in die kalte Jahreszeit fällt, bewirkt stets eine auffallende Veränderung in der ganzen Verfassung der Ziege: das Haar verliert an Glanz, es wird struppig, liegt nicht wie gewöhnlich glatt an, das lange Haar vereinigt sich zu dichten Strähnen, das Thier ist nicht so munter wie bei sonniger, warmer Witterung, es mißt ängstlich seine Schritte, als ob es der Nasse und Kälte ausweichen wollte, auch stellt sich Abmagerung ein, alles Dinge, die auf einen Rückgang der Ernährung schließen lassen. Ein wei- terer Belag hierfür dürfte der Umstand sein, daß die so vernichtend wirkende Räude sich am liebsten zu jener Zeit einfindet, dann aber auch am schwersten auszurotten ist, wohl deshalb, weil der Körper in diesem Zustande in höherem Grade als sonst dazu disponirt ist. Daß derartige, in bestimmter Perio- dizität wiederkehrende Emwirkungen auf die bußere Hülle, das Haar, einen bleibenden Emfluß ausüben und eine Veränderung in der Beschaffenheit der Qualität im Gefolge haben müssen, dürfte wohl einleuchten. Solchen Gegenden gegenüber ist das deutsche Schutzgebiet mit seinem kurzen, trockenen, verhältnißmäßig warmen Winter, seinen erfrischenden, 94 1 1 1 1 klassig geltenden auf die Ernährung fördernd wirkenden Sommerregen entschieden im Vortheil. Wohlgenährt tritt das Thier in die trockene Jahreszeit ein, und wenn die Sache richtig gehandhabt wird, d. h. zur rechten Zeit und nur einmal im Jahr lammen lassen, nicht zu jung und nicht zu alt, dann fällt es nicht schwer, die Heerde während der trockenen Zeit in gutem Zustande zu erhalten. Weide und Klima ergänzen sich hier also auf das Vortheilhafteste, und wird man wohl die Grenze des Thatsächlichen nicht überschreiten, wenn man annimmt, daß das hier aus gutem Zucht- material erzeugte Mohair anderen als erst- Erzeugnissen in nichts nachstehen wird. Wenngleich nun die Aussichten für Angoraziegen- zucht hier die denkbar günstigsten sind, so wäre es doch verkehrt, die Augen vor Dingen zu schließen, die geeignet sind, die Produktion eines weltmarkt- fähigen Mohairs nachtheilig zu beeinflussen. Sich hierüber bei Zeiten klar zu werden, ist eine dringende Nothwendigkeit., denn mit der Beschickung eines Marktes von Bedeutung mit dem hiesigen Produkt tritt das Schutzgebiet als Produzent in die Reihe der Konkurrenten, ein Schritt, mit dem der gewissen- hafte Einzelproduzent die Pflicht und die Verant- wortung dafür übernimmt, daß sich das Produkt im Konkurrenzkampf nicht allein behauptet, sondern die Stelle erhält, die ihm auf Grund der dem Produ- zenten zu Gebote stehenden günstigen Produktions= verhältnisse zukommt. Und weil der Deutsche im wirthschaftlichen Getriebe als ein Agens gilt, dem die Qualitäten und Fähigkeiten zu hohen und höchsten Leistungen innewohnen, so muß es Jeder, der indi- viduelle Farmer sowohl wie die Gesellschaft, als eine Ehrenpflicht betrachten, gleich von vornherein das Beste zu liefern, was sich unter den bestehenden Umständen liefern läßt. — Vielfach besteht die Un- sitte, weiße Afrikanerziegen mit Angoras zu kreuzen: nichts ist verwerflicher als das, denn wir werden aus Bastardproduktionen niemals herauskommen, ja wir werden später, wenn wir das Irrige unseres Beginnens begriffen, nur mit größter Mühe den Stempel der Minderwerthigkeit entfernen können, den Vorurtheil und Konkurrenzneid selbst dem besten Produkt aufgedrückt haben oder doch aufzudrücken bestrebt sind! Zweifellos befindet sich unter dem jetzigen Angoraziegenbestand des Schutzgebietes werth- volles Material, Vermehrung des Bestandes durch frische Nachschübe jedoch, sowie eine weitere Ver- breitung unter den Farmern sind unerläßlich. Und so ist denn der Schritt, den die hiesige Regierung zur Beschaffung weiteren guten Zuchtmaterials aus bester kapländischer Quelle unternommen, nicht hoch genug anzuschlagen; ja die in dieser Richtung er- grissene Initiative tritt erst dann ums rechte Licht, wenn man der Schwierigkeiten gedenkt, die sich der Beschaffung auf privatem Wege entgegenstellen. Den weniger Kapitalkräftigen, unter denen es an Leuten voll Energie, Verständniß und gutem Willen