Methoden der Ananaskultur kennen zu lernen. Seinem Reisebericht entnehmen wir Folgendes: Florida erzeugt von allen Ländern der Welt die meiste Ananas; die beiden Hauptcentren der Kultur sind Jensen am Indian River und das nördlicher gelegene Orlando. Aus dem erstgenannten Gebiete allein werden jährlich 200 000 Körbe mit sechs Millionen Früchten nach den Nordstaaten der Union ausgeführt, und die Pflanzungen werden fortwährend vergrößert. Man unterscheidet zwei Arten des Anbaues der Ananas, im freien Lande und in Schuppen (sheds). Noch vor zwölf Jahren wurde die Frucht überall im Freien kultivirt, indessen zieht man sie in Orlando, 101 nachdem wiederholt Frost den Pflanzungen Schaden zugefügt hatte, ausschließlich unter Schuppen, und auch in Jensen gewinnt seit dem kalten Winter von 1894·95, der alle Pflanzungen vernichtete und die meisten Pflanzer ruinirte, das Schuppensystem immer mehr Boden. Die Bauart dieser Schuppen ist fol- gende: Sie umfassen von ein bis zu zwölf Acres und sind rundum etwa sieben bis acht Fuß hoch völlig mit Brettern verschlossen. In Zwischenräumen von etwa zwölf Fuß sind Pfosten errichtet, die die Be- dachung tragen. Diese besteht aus Stäben, auf denen schmale Dachsparren in der Weise befestigt sind, daß etwa gleich breite Zwischenräume frei bleiben. So vermag die Sonne nur einen Theil ihrer Strahlen in das Innere zu entsenden, während der Regen freien Zutritt hat. Die Vortheile dieses Systems beruhen darin, daß die Pflanzen vor Frost ebenso wie vor dem schädlichen Einfluß der Sonnenstrahlen geschützt sind und, wie die Erfahrung gelehrt hat, weniger Düngung brauchen. Man behauptet, daß die unter Schuppen gezogenen Früchte größer und wohlschmeckender sind als die im Freien gewachsenen. Man rechnet auf den Acre 9000 Pflanzen, von denen durchschnittlich 80 pCt., nicht selten 95 pCt. zur Reife gelangen. Während der kalten Zeit schützt man in Orlando die Gewächse auch noch durch übergespanntes Segeltuch und durch Anzünden von Feuern gegen den Frost. Die Anlage der Schuppen kostet pro Acre 300 Dollar, dazu kommen noch die etwa doppelt so großen Auslagen für Segeltuch und 100 Dollar für Dünge- mittel. 9000 Stecklinge kosten 900 Dollar, so daß die gesammten Auslagen etwa 2000 Dollar betragen. Die erste Ernte nach ungefähr 20 Monaten deckt alle Auslagen. Bei der Kultur im Freien werden die Stecklinge viel enger gesetzt, 12 000 Stück auf den Acre, nach der ersten Ernte werden neue Stecklinge dazwischen ge- pflanzt. Man behauptet, daß das dichte Nebenein- anderstehen der Pflanzen das Wachsen des Unkrauts verhindert. Die Früchte werden nach der Ernte in Körbe verpackt, die je nach der Größe der Ersteren 18 bis 48 Früchte enthalten; jede einzelne ist mit Papier umhüllt. Man kultivirt insbesondere zwei Varietäten, „Red Spanish“ und „Smooth Cayenne“. Die Pflanzer behaupten, daß die erstere Art, die beson- ders in Jensen angebaut wird, am widerstands- fähigsten, am leichtesten zu kultiviren und am an- passungsfähigsten an veränderte Wachthumsbedingungen ist. Die Varietät „Jamaica Ripley“ übertrifft alle anderen an Süßigkeit, aber sie hat sich bisher als nicht sehr ertragreich erwiesen. Was den Boden anbelangt, so liebt die Ananas einen sandigen, außerordentlich armen Boden. Unter den gebräuchlichsten Düngemitteln sind Pottasche und Ammoniak zu nennen, indessen herrscht über Zusammen- setzung und Anwendung des künstlichen Düngers noch Streit. Schließlich hat Thomson auch die Ananaskulturen auf den Key-Inseln besichtigt. Hier wächst die Frucht in den Spalten der Korallenfelsen, die einen wenig fruchtbaren Boden enthalten. Man pflanzt 18 000 Stecklinge auf den Acre. Die Pflanzer haben hier den Vortheil, daß die Früchte wegen der von den Felsen ausgestrahlten Wärme schneller zur Reife gelangen, so daß. sie dieselben einige Wochen eher auf den Markt bringen können. — — Gummibaumkultur in Uicaragua. Ueber die Gummibaumkultur von Nicaragna ist von dem Amerikanischen Konsul zu San Juan del Norte ein Bericht erstattet worden, der sich etwa folgendermaßen äußert: Vor 1898 bestanden nur einige, wenig erfolg- reiche Versuchspflanzungen von Gummibäumen an der atlantischen Küste von Nicaragna. Erst von dieser Zeit an begann man mit der Kultur dieser Bäume in etwas größerem Umfange, und seitdem hat die Zahl der Pflanzer beständig zugenommen. Jährlich werden jetzt etwa 50 000 Dollar Gold ausschließlich für Gummibaumpflanzungen ausgegeben. Die Methode, nach der man bisher gearbeitet hat, bestand darin, die Pflanzen gänzlich ohne Schatten aufzuziehen. Zu Beginn der trockenen Jahreszeit werden die Zweige der Bäume möglichst nahe am Stamme abgeschlagen, und wenn Alles trocken ge- worden ist, wird das Kleinholz bis auf die Stämme und starken Aeste verbrannt. Hierauf werden in regelmäßigen Zwischenräumen über das abgebrannte Feld hin Pfähle gesetzt und nun in der Zeit vom Mai bis Juni die Samenkörner gelegt, bei reichlich vorhandenem Samen meist zwei an einer Stelle. Einige Pflanzer haben für die Pflanzen einen Ab- stand von 20 Fuß, andere einen solchen von 5 bis 6 Fuß gewählt, während für eine dauernde Kultur 10 Fuß Abstand als empfehlenswerth erkannt wurde. Auf eine Beseitigung oder Forträumung der Ueber- bleibsel des Urwaldes wird kem Werth gelegt, da der Fäulnißprozeß sehr rasch vor sich geht. Das Land wird auch nicht gepflügt oder sonst irgendwie