mittelbar an der Straße liegen. Das Terrain hier ist offen, bergig und in den Thälern mit Elefanten- gras, auf den Berghängen mit einer niedrigen, fein- blättrigen Grasort bewachsen, während die Gipfel häufig ein Gehölz wie eine Mütze bedeckt. Einzeln und in Gruppen zeigen sich besonders Drachen- bäume. Ueberall sieht man umfangreiche Farmen: Koko und Mais. Bananen fehlen, und Kassada wird im ganzen RNkossigebiet nicht mehr gebaut. Rind- vieh, Schafe und Ziegen sind sehr zahlreich und von seltener Schönheit und Größe. Außerdem giebt es viele Hunde, die als besonderer Leckerbissen gelten, während das Vieh nur gegessen wird, wenn es krepirt ist, und im Uebrigen als Handelsartikel dient. Das Nkossiland hier scheint eins der reichsten Gebiete der Kolonie zu sein. Die Bewohner sind sehr anspruchslos; außer einem Fetzen Zeug, einer bastgeflochtenen Tasche, einem Bergstock und einem Steinschloßgewehr besitzt der Mann nur einige primitive Geräthe zum Hausbau. Die Weiber haben ihren großen Korb, den sie wie die Bakwiri mit einem über die Stirn führenden Trageband auf dem Rücken halten; einige roh gebrannte irdene Töpfe, eine Anzahl Kürbisflaschen, Holzschüsseln sowie eine Quetschkeule und die gewöhnliche Feldhacke vervoll- ständigen den Hausrath. Steine zum Mehlreiben sah ich nicht. Taschen werden bis nach Duala und weiterhin aus- geführt, die Töpfe bilden einen Handelsartikel im Nkossigebiet selbst. Der Zeugfetzen, mit dem die Weiber sich verhüllen, ist noch kleiner als der des Mannes; dafür tragen sie starken Messingdraht handbreit dicht unter dem Knie um den Unter- schenkel gewickelt und putzen ihn siets blank. Uebrigens starren sie von Schmutz, das Wasser scheint zu kalt zum Baden zu sein. Farbige Händler, die ich noch vereinzelt südlich vom Kupe traf, kommen nicht bis hierher, doch werden allwöchentlich große Märkte an bestimmten Plätzen abgehalten, wo die Landesprodukte gegen Pulver und Salz eingetauscht werden, die aber zuvor schon durch verschiedene Hände gegangen sind. Ich sah einen solchen Markt- platz mit zahlreichen Steinsitzen für die Verkäufer, die dorthin stundenweit zusammenströmen. Die be- nachbarten Dörfer liegen vielfach in Fehde mit- einander. Von Mambong marschirte ich ohne Aufenthalt weiter und erreichte nach 2½ Stunden Muöken, auch Nga genannt. Der Weg, im Ganzen nördlich und nordöstlich führend, steigt stark an; eine Anzahl Bergbäche mit sehr kaltem Wasser mußte durchwatet werden, sie strömten nordwestlich. Der Baumwuchs wird hier ganz spärlich. Die Bergkegel sind wie die Thäler mit Graswuchs bedeckt, die regelmäßig viereckigen Farmen der Eingeborenen reichen bis zum Gipfel der Berge empor. Ein tiefeingeschnittenes Thal ist mit Baumfarren bewachsen. Danach, sowie nach den Temperatur= und Pflanzenwuchsverhält- missen dürfte die Höhe der Gegend etwa der Gras- Die aus Bast oder Gras geflochtenen 126 landgrenze oberhalb Buöa entsprechen, also 1300 bis 1500 m betragen. Musßken war von den Be- wohnern verlassen worden. In Mondamuin, eine Stunde weiter, konnte ich mich mit einigen Leuten in Verbindung setzen, welche sofort bereit waren, meinen Trägern zu helsen. Nördlich von Mondamuin geht es noch steiler bergan, und ich erreichte bald die ersten Hütten des großen Dorfes Ninong am Fuße des Epochäkraters; doch hatte ich noch über eine halbe Stunde zu marschiren, bis ich um 5 Uhr in dem Hauptort anlangte. Die letzten Träger trafen mit Dunkelheit ein. Der neunstündige Marsch durch das bergige Terrain auf durchweichten Wegen war anstrengend gewesen. Ich ließ daher den Trägern am 25. Ruhe und bestieg mit Tagesgrauen unter Führung eines Eingeborenen, nur von meinen eigenen Leuten begleitet, in 2½ Stunden den Krater- rand und besuchte die Kraterseen in den Tochter- kegeln auf dem Hauptkratergrund. Auch auf der Kraterwand, außen wie innen, befinden sich Farmen. Sehr bedauerte ich, keine Höhenbestimmungen und genauen Routenaufnahmen machen zu können, aber da es ursprünglich nicht im Plan lag, diese wenig bekannte Gegend zu besuchen, so hatte ich nur einen kleinen Taschenkompaß mit. Nach meinen ober- flächlichen Beobachtungen steht jedenfalls fest, daß Nyasoso wesentlich weiter östlich liegt, als auf den Karten, die mir zugänglich sind, angegeben ist, und der Epochä in Nordnordost vom Gipfel des Kupe. Gegen 4 Uhr nachmittags langte ich wieder im Dorf an. Mein Zelt wurde von Tagesgrauen bis zur Dunkelheit durch Hunderte von Eingeborenen umlagert, die aber sehr bescheiden und mit ihrer Neugier nicht aufdringlich waren. Die Nacht war bitterlich kalt, dicker Nebel bedeckte die Gegend. Die runden Hütten der Eingeborenen werden hier mit einer doppelten Wand — zwei dichtgeschlossenen Pfahl- ringen in etwa ½ m Abstand — gebaut, und der Zwischenraum wird dann oft, nicht immer, mit Erde ausgefüllt, um die Kälte noch besser abzuhalten. Bemerkenswerth ist, daß das Dorf mit einer künst- lichen Baumpflanzung umgeben ist, welche aber mehr zum Schutz gegen die kalten Bergwinde und Nebel zu dienen scheint als zum Gewinnen von Feuerholz. Dieses wird von den Weibern über eine Meile weit von der Ostseite des Epochä herbeigeschleppt. Am 26. kehrte ich in acht Stunden nach Nyasoso zurück. Das Nlossigebiet scheint in der That von der Krankheit, um die es sich handelt, vollkommen frei zu sein. Am 27., 6⅛ Uhr morgens, trat ich den Marsch nach Johann Albrechtshöhe an. Auf gutem Wege ging es von der Missionsstation in westlicher Richtung zunächst etwa eine Stunde lang steil abwärts nach dem großen Dorf Nguse. Ich zählte außer einigen viereckigen Häusern allein 60 runde Spitzdachhütten an der Hauptstraße. Um 10 ½ Uhr passirten wir Nkofe, um 11 Uhr Mukole, das letzte Dorf mit Spitzdachhütten. Im Uebrigen führte der Weg durch üppigen Urwald und über