Lese-Fibel mit dem Titel: Kitabu kya isoma, d. i. „Buch des Lesens“. Mit derselben hat Missionar Althaus den Versuch gemacht, nach den Erfahrungen, die er beim Leseunterricht gesammelt, die Schüler ganz planmäßig von Stufe zu Stufe, d. h. vom Leichten zum Schwereren und Schweren zu führen. Er hat deshalb einen Konsonanten nach dem anderen in Verbindung mit den fünf Vokalen durchgeübt. — Kleine Bücher nur find es, die wir kennen gelernt haben: Fibel und biblisches Lesebüchlein. Aber ein Großes bedeuten sie: die Grundlage aller Bildung. Die Schwarzen, die jetzt darin lesen, wußten vor sieben Jahren nichts von alle dem, was darin steht. Jetzt aber wissen sie weit mehr, und sie haben nicht nur das Wissen von den Geschichten und Lehren der christlichen Religion, sondern — was besser ist — sie haben auch angefangen, nach ihren Lehren zu leben. Welch ein schöner Lohn ist das für die Missionare, die in mühevoller Arbeit die bis dahin ungeschriebene Sprache des Dschaggavolkes erforscht und in Laute und Buchstaben zerlegt und fixirt haben, die für die fehlenden christlichen Begriffe neue Wörter gebildet oder alte mit neuem, christlichem Inhalt erfüllt haben. Sie fahren in dieser Arbeit fort; denn sie sehen sich noch als Anfänger in der Sprache an, die sie von Tage zu Tage weiter lernen müssen. Nachrichten aus Moschi (Deutsch-Ostafrika) bringt das „Evangelisch = Lutherische Missionsblatt“: Bei Lebzeiten des Häuptlings Meli war in der Nähe seiner Boma eine Schule errichtet worden, deren Besuch ein Jahr lang sehr schwankte, bis sie infolge der kriegerischen Unruhen im Jahre 1899 ganz ge- schlossen werden mußte. 1901 machte der Stationschef, Oberleutnant Merker, den Missionaren den Vorschlag, die Schule bei dem Häuptling wieder zu eröffnen. Er veranlaßte auch den Häuptling, ein neues Unter- richtshaus zu errichten. Dieser ging eifrig auf diesen Plan ein, zumal da man seinen Arbeitern einen entsprechenden Lohn zusicherte. In Monatsfrist war ein Haus von etwa 10 m Länge und 4½ m Breite im Küstenstil hergestellt, und am 15. Oktober konnte der Unterricht eröffnet werden. Die Zahl der Schüler wuchs in erfreulicher Weise, so daß sich einige Male etwa 100 Schüler vorfanden. Die große Mehrzahl der Besucher sind Wadschagga, meist Jungen, doch auch etliche Männer, 10 bis 30 Mädchen sowie etliche Frauen. Außer diesen sind auch etliche Suahelijungen und Nubierkinder gekommen. Letztere sehen gegenüber den Dschaggakindern fast wie Püpp- chen aus. Wenn sie mit ihrer Schiefertafel am Boden sitzen und darauf herumkritzeln, geben sie ein malerisches Bild ab. Auch der Häuptling ist bisher fast regelmäßig erschienen. „Gegenwärtig“, so schreibt Miss. Schanz, „muß ich mich leider noch darauf be- schränken, im Lesen und Schreiben zu unterrichten. Zum Schluß lasse ich gewöhnlich einen Liedervers durch Vorsagen auswendig lernen, und dann singen 165 — wir ihn unter Begleitung meiner Geige. Dies ist immer der Höhepunkt und schönste Theil des Unter- richts. Mag vorher die Unruhe noch so groß ge- wesen sein, sobald ich meine Geige hervorhole und anfange, sie zu stimmen, so wird's auf einmal ganz ruhig. Aufmerksam sitzen sie zusammengedrängt am Boden (Bänke sind zur Zeit noch nicht vorhanden), und auch nach Beendigung des Gesanges bleibt es noch eine Weile still, bis ich zum Auseinandergehen auffordere."“ Aus der neuen Station Schigatini in Nord- Pare wird demselben Missionsblatt mitgetheilt, daß Miss. Fuchs auf Bitten der Bewohner von Usangi sich entschlossen hat, im Gebiete des Häuptlings Sawuni einen neuen Unterrichtsplatz zu errichten. Dazu hat er den auf einem schmalen Höhenrücken schön gelegenen Platz Kwa Msembea ausgewählt. Sehr erfreulich und nachahmenswerth ist es, daß die Leute selbst das Versammlungshaus errichten wollen. In den „Missions-Blättern“ berichtet P. Spiß über die Landwirthschaft auf der Missionsstation Peramiho (LDeutsch-Ostafrika): Ungoni ist ein wasserreiches, fruchtbares Land, das seine Bewohner reichlich nährt und noch viel mehr ernähren könnte. Es ist so hoch gelegen (bei 1000 m), daß nicht bloß europäische Gartengemüse, sondern auch europäische Feldfrüchte recht gut ge- deihen. Unsere Erfahrungen erstrecken sich bis jetzt freilich erst auf Kartoffeln und Weizen. Erstere ge- deihen sogar zur trockenen Sommerzeit in seuchtem Boden sehr gut und stehen enropäischen Erzeugnissen an Güte nicht nach. Br. Laurentius hat vor einiger Zeit bei 80 Lasten geerntet, von denen wir mehrere an die Kaiserliche Militärstation Songea abgeben konnten. Mit Weizen machte der Bruder Versuche in zwei sehr verschiedenen Arten Erdreich: in rothen, nicht sehr humusreichen Boden säte er 30 Pfund Taboraweizen, das Erträgniß war 2½ Centner; die übrigen 60 Pfund Samen, die uns zur Ver- sügung standen, vertraute er fettem, schwarzem Lehm- boden an. In letzterem trieb der Samen sehr hoff- nungsvoll und kräftig empor, die Halme erreichten die Höhe von 1 m und darüber, aber die scheinbar vollen Aehren waren bei der Ernte größtentheils leer, da der Rost darüber gekommen war. Von den 60 Pfund Samen erhielten wir bloß 3 Centner, während wir sicher auf 10 Centner gerechnet hatten. Später, wenn uns eine größere Weizenernte beschert wird, müssen wir daran denken, eine größere Tenne anzulegen und das Dreschen rationell zu betreiben. Unser Viehstand steht im Ganzen schön, besonders Ziegen und Schafe, die nun auf 60 Stück angewachsen sind, haben sich in letzter Zeit gut gemacht. Ueber Justizpflege in Kamerun lesen wir im „Stern von Afrika“: So sehr wir auch von unserem christlichen Stand-