— 180 Ueber die Lage in Neu-Mecklenburg und Neu- Pan berichtet der stellvertretende Kaiserliche Gouverneur Dr. Hahl auf Grund einer nach der Station in Nusa unternommenen Reise unter dem 23. Januar aus Herbertshöhe: Die Lage im Norden von Neu-Mecklenburg hat unter dem Eingreifen einer geordneten Verwaltung einen völligen Umschwung erfahren. Das Land, früher berüchtigt wegen der Fehdelust der Einge- borenen, der Schauplatz zahlreicher Strafexpeditionen, ist beruhigt bis Fissoa. Auch die Bevölkerung der Gebirge scheint die Lust am Kampfe verloren zu haben. Der Landfriede erstreckt sich auch über die Inseln des Nusafahrwassers und über Neu-Hannover. In unmittelbarer Nähe der Niederlassung des Gou- vernements, Kaewieng bei den Eingeborenen genannt, ist durch den Stationschef Boluminski unter Heran- ziehung der Anwohner eine Palmenpflanzung ange- legt worden, welche gegenwärtig einen Bestand von 25 000 lebensfähigen Bäumen aufweist. Sie soll eine Ausdehnung bis zu 60 000 Palmen erfahren. Von Kaewieng ausgehend zieht eine von den Ein- geborenen unter Anleitung des Stationschefs gebaute Straße, sechs Meter breit, nach der Ostküste und folgt dieser in einer Länge von etwa 110 km. Ihr Endpunkt ist gegenwärtig Munawai, wo aber bereits an der Ueberwindung der dort sich entgegenstellen- den außerordentlichen Geländeschwierigkeiten gearbeitet wird. Von zwei Stellen abgesehen, ist der Weg bis Kapsfu, etwa 40 km, fahrbar. Die endgültige Fertig- stellung (Vollendung der Brückenbauten) ist in Monats- frist zu erwarten. Die Ausgestaltung als Fahrstraße bis Lamekot dürfte noch die Zeit von drei Monaten in Anspruch nehmen. Weiterhin habe ich die Straße nicht besichtigt. Der Stationschef glaubt in Jahres- frist den Bau bis Fissoa geführt zu haben. Der Handel leidet sehr unter dem übertriebenen Wettbe- werb der Kaufleute. Die Beschränkung der Zahl der Niederlassungen an der Ostküste wäre Grund- bedingung eines lohnenden Geschäfts. Eine Einigung unter den betheiligten Firmen dürfte aber kaum zu erzielen sein. Die Urproduktion liefert neben Feldfrüchten ledig- lich Kopra. Nach Fertigstellung der Straße werden die Eingeborenen zur regelrechten Durchforstung ihrer Palmenbestände und zu Neuanpflanzungen angehalten werden. Die Bodengestaltung ist dem Pflanzungs- betriebe nicht überall günstig. Der Westen von Neu- Mecklenburg weist im Norden starke Lagunen= und Sumpfbildungen auf. Wektter gegen Süden fällt das Gebirge meist steil zur See ab. Im Osten lagert den Gebirgen ebenes Land vor. Auch dieses ist stark von Sümpfen durchschnitten. Der Abfall der Berge vollzieht sich aber allmählich, unter Bildung von Hängen und Thälern, so daß reichlich Pflanzungsland vorhanden ist. Der Boden besteht aus zähem, rothem Lehm, einem Erzeugniß der Verwitterung der überall noch zu Tage tretenden Koralle. Eruptiv= oder Ur- gestein ließ sich bis jetzt nicht auffinden. Von den Inseln des Nusafahrwassers sind die nachstehend verzeichneten in das Eigenthum von Euro- päern übergegangen: Rusen 1 Hernsheim & Co. Nago Enuk E. E. Kolbe. Globig Insel Kaboteron hugen. Neu-Guinea-Co. (Schröderinsel) ge# 1 Julius Ruge. Die Neu-Mecklenburg und Neu-Hannover vor- gelagerten Inseln eignen sich, ihrer Lage, leichten Zugänglichkeit und Bodenbeschaffenheit nach, sehr gut zur Anlage von Palmenpflanzungen. Um der Ver- waltung des Schutzgebietes dauernde, gut fundirte Einnahmen zu sichern, dürfte es sich empfehlen, die Inseln, soweit sie von den Eingeborenen nicht benutzt werden, für den Landesfiskus in Besitz zu nehmen und zu bepflanzen. Der Stationschef hat von mir Anweisung erhalten, mit der Besitznahme von Ein- fahrt-Insel, Ussein, Natte und Liseno vorzugehen. Letztere drei Inseln werden den Eingeborenen, welche von Nusa und anderen, den Europäern gehörenden Inseln auswandern, zur Wohnstätte angewiesen wer- den. Die Einfahrt-Insel ist zur Errichtung einer Quarantänestation bestimmt. Rus dem Bereiche der Wissionen und der Antisklaverei-Bewegung. Die „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“ berichten über die Mittelschule in Kissarawe: Ende Oktober 1900 wurde die Mittelschule er- öffnet. Miss. Liebau und Miss. Peters theilten sich in den Unterricht, der in Lesen, Rechnen, Geographie, Kirchengeschichte, Bibelkunde, Anssatz und Durchnehmen der Perikopen bestand. Am Unterricht nahmen 13 junge Leute theil. Von diesen blieben jedoch drei hinter den übrigen zurück. Zu Ostern 1901 fanden Neuaufnahmen statt, und aus den 17 Neuaufgenom- menen wurde mitsammt den Zurückgebliebenen eine zweitle Abtheilung gebildet. Aus den Schwächeren bildete Br. Liebau später eine dritte Abtheilung. Im Juni 1901 trat infolge der Versetzung von Mis. Peters nach Dar-es Saläm Miss. Holst in den Unter- richt an der Mittelschule ein. Endlich nahm Miss. Liebau seit Juli das Deutsche als Unterrichtsstoff auf. Wenn auch die Aufsätze infolge der oft mangelhaften