— 181 Vorbildung der Schüler noch manche Mängel ver- rathen, wird man beim Lesen doch das Urtheil ge- winnen, daß bei geregeltem Unterricht die Schüler die geistige Reife und die Kenntnisse erlangen können, die man von brauchbaren schwarzen Gehülfen ver- langen muß. Der deutsche Reichstag hat in einer Resolution den Wunsch und das Kaiserliche Gouverne- ment von Deutsch-Ostafrika hat die Absicht ausge- sprochen, bei der Besetzung der Stellen, die Schwarzen zustehen, in erster Linie christliche, das heißt von der Mission ausgebildete Bewerber zu berücksichtigen. In Betracht kommen hauptsächlich die Stellen als Lehrer in den Regierungsschulen, als Akida (Bezirksvorsteher) bezw. Steuereinnehmer und als Schreiber bei solchem Akida oder beim Bezirksamt selbst. Nun ist es klar, daß wir in erster Linie die Pflicht haben, geeignete, im Laufe der Zeit herangebildete Leute in den so wichtigen Dienst der eigenen Gemeinde zu stellen. Aber gern möchten wir auch Leute ausbilden, die wir der Regierung für solche Stellen vorschlagen können. Darum muß es auch unser Bestreben sein, geeignete Männer für derartige Stellen heranzubilden, Männer, die die nöthigen Kenntnisse besitzen, die vor Allem aber treu und gewissenhaft ihren Beruf aus- füllen, weil sie wissen, daß sie nicht nur Menschen, sondern auch Gott dafür verantwortlich sind. Im Aprilheft der „Evangelischen Missionen" schreibt D. Merensky über die Thätigkeit der Ber- liner I. Mission auf dem Kinga= und Hehe-Hoch- lande in Deutsch-Ostafrika: Die Berliner Mission hat sich nicht darauf be- schränkt, in Deutsch-Ostafrika das verhältnißmäßig kleine Kondeland zu besetzen, sondern hat sich vom Niassa aus weit nach Osten ousgebreitet. Im Kinga- lande faßten unsere Missionare im Jahre 1895 festen Fuß. Missionar Hübner legte damals die Station Bulongoa an. Bulongoa ist auch Hauptstation unter den Kinga geblieben. Ein treffliches massives Wohn- haus, welches sieben Zimmer enthält, liegt in einem zierlichen, blühenden Garten, und nicht weit von dem Hause entfernt ist auf einem Hügel, von dem man die entzückendste Aussicht in das am See liegende Tiefland hat, eine Kirche im Bau, welche achthundert Leuten Raum bieten wird. Der schönste Schmuck des Platzes ist aber das kleine, tüchtige Christenge- meindlein, welches 13 erwachsene Glieder zählt, von denen der Missionar schreiben kann: „Ihr äußeres Leben wie auch der regelmäßige Besuch der Stunden, Gottesdienste und Abendmahlsseiern zeigt, daß sie ohne Ausnahme unter der Zucht des Heiligen Geistes stehen, und daß es ihnen ein Bedürfniß ist, in der Gnade zu wachsen. Auch die Gespräche mit dem Seelsorger lieferten den Beweis, daß ihnen am Herzen liegt, in Gottes Wegen zu wandeln.“ Wo solch eine kleine Schar tüchtiger Christen sich unter den Heiden gesammelt hat, geht bald genug Kraft von ihr aus. Ihr Leben und Bekenntniß zieht andere herbei. So ist es auch in Bulongoa gewesen. Nach den letzten Mittheilungen ist dort die Zahl der aus den Heiden sich meldenden Taufbewerber auf 39 gestiegen; das ist eine hohe Zahl nach Maßgabe der Verhältnisse, in Anbetracht des neuen Ackerlandes, welches eben erst umgebrochen worden ist. Nur 20 Kilometer südostwärts finden wir die zweite Kingastation, Tan- dala, hier liegt die Wohnung des Missionars in einem wahren Park, und die Kirche ist die schönste in diesem Lande, ein fester Steinbau, sie ist einfach aber würdig geschmückt. Das Volk aber ist noch scheu und zum Theil selbst feindlich gesinnt. 12 Tauf- bewerber lassen aber hoffen, daß auch hier die Toten- gebeine sich regen werden. Noch eine dritte Station liegt hier oben. In der Landschaft Buanji hat Missionar Källner neuerdings die Station Magoja bezogen, welche zwischen Bergen liegt, die 7000 und 9000 Fuß hoch sind. Auch hier finden wir schon 20 Katechumenen. Die Heiden kommen überall in ziemlicher Anzahl, zu 50—100, sonntäglich zur Kirche; es wird ihnen aber auch auf einer ganzen Reihevon Außen- stationen gepredigt. Nicht weit von der Station Bulon- goa ist auf dem Platz Madehani eine Zimmerei und Tischlerei eingerichtet, welche der Leitung des Missions- tischlers Harnoß untersteht. Hier werden die Riesen des Urwalds gefällt und von Eingeborenen zu Brettern und Balken zerschnitten, die zu Fenstern und Thüren sowie zu einfachem Hausrath verarbeitet werden. Doch auch im Kingalande hat die Mission nicht halt gemacht, es galt das an das Gebirge anstoßende ge- sunde Gebiet in möglichster Ausdehnung so schnell als möglich zu besetzen. Die Arbeit auf den sechs Stationen, die im Bena= und Hehelande angelegt sind, giebt ein erfreuliches Bild. Die Missionare haben auch hier in bemerkenswerther Weise das Vertrauen des Volkes gewonnen. Auf allen Sta- tionen kommen die Heiden verhältnißmäßig zahlreich zum Gottesdienst. Besonders erfreulich ist dieser Kirchenbesuch auf Muhanga, von wo im Juli folgen- des berichtet wird: „Bis jetzt kommen die Heiden noch sehr zahlreich zum Gottesdienst. An einigen Sonntagen zählten wir über tausend, und regelmäßig sind es doch 400—600, die kommen. Auf einigen der Hehe-Stationen finden wir schon jetzt Getaufte und auf allen zusammen an 40 Katechumenen. Das ist eine verhältnißmäßig große Zahl, wenn man be- denkt, daß es sich hier um einen neuen Anfang unter einem Volke handelt, welches bis dahin von dem Evangelium noch niemals berührt worden ist. Das Verhältniß unserer Missionare zu den hier stehenden Beamten und Offizieren der Schutztruppe ist nicht nur ein gutes, sondern ist vielfach freundschaftlicher Art. Auf den drei Gebieten: Kondeland, Kingaland und Bena-Heheland finden wir jetzt 13 Berliner Missionsstationen, auf denen insgesammt 34 Arbeiter stehen, und zwar 16 ordinirte Missionare, 5 Kolo-= nisten, 1 Arzt und 12 Frauen. Das Arbeitsfeld ist jetzt in zwei Kreise getheilt, von denen der Konde- kreis unter dem Superintendenten Nauhaus und der