— 185 — von einem gelblich weißen, dickflüssigen, bitteren Milch- saft, dessen außerordentlich stark peptonisirende Kraft dem Papayabaume seine große chemische und phar- makologische Bedeutung verleiht. Die schnell zer- setzende Einwirkung dieses Saftes auf die Muskel- faser zeigt sich beim Kochen von zähem oder ganz frischem Fleisch, wenn man dem Wasser des Koch- topfes auch nur einige Tropfen davon zusetzt oder wenn man das Fleisch vorher damit bestrichen hat. Hierdurch wird das sonst zäh bleibende Fleisch in kürzester Zeit ganz weich und zart gemacht, was ge- rade in den Tropen von größter Bedeutung ist, wo wegen der schnell eintretenden Fäulniß das Fleisch nur kurze Zeit nach dem Schlachten des Thieres ge- nußfähig bleibt. Das hauptsächlich aus dem Safte der unreifen Frucht durch Zusatz von Alkohol ge- wonnene, meist in getrocknetem und pulderisirtem Zustande aufbewahrte Ferment ist unter dem Namen Papain oder Papayotin auch der europäischen Heil- kunde und dem Welthandel seit Langem bekannt. Es ist von ähnlicher aber noch stärkerer Wirkung als das Pepsin bei der Verwandlung von Eiweißkörpern in Peptone und wird von der medizinischen Wissen- schaft als Mittel gegen Verdauungsstörungen sowie Diphtherie und Croup angewandt. (Nach einem Bericht des amerikanischen Konsulats in Bombay.) Die Rautschukgewinnung im Gebiet des Amazonenstroms. Am Schluß des Jahres 1901 sind nahezu 30 pCt. mehr Kautschuk nach Pará+ gebracht worden als je zuvor. Die Lage des Geschäfsts war im Jahre 1900 gut. Am Schluß des Jahres trat aber ein Umschlag der günstigen Verhältnisse ein. Der Kurs wurde sehr rasch außerordentlich hoch, die Kautschukeinsammler geriethen in Schulden, und der Kautschukpreis siel um etwa 20 pCt. Gegenwärtig werden alle Anstrengungen gemacht, um die Schulden abzutragen und das Geschäft wieder zu beleben. Die Arbeitszeit wird nach Möglichkeit verlängert, um die Ausbeute an Kautschuk zu steigern. Im Dezember vorigen Jahres befanden sich aus den oberen Ge- bieten des Amazonenstroms etwa 700 Tonnen Kaut- schuk mehr auf dem Wege stromabwärts, als je zu- vor aus diesen Bezirken in einer Saison verschifft wurden; es sollten noch wenigstens 200 Tonnen folgen. Etwa 30 kleine Dampfer und Boote ver- ließen Pará und Manaos, um die Flüsse Acre, Jurua, Purus und Beni hinaufzugehen und im Februar d. Is. nach Pará zurückzukehren. Man darf er- warten, daß die diesjährige Kautschukgewinnung die des letzten Jahres noch beträchtlich übertreffen wird. (Nach einem Bericht des amerik. Konsuls in Par.) Perschiedene Wittheilungen. Unterricht in der Rolonialmedi zin zu Bordeaux. An der Universität zu Bordeaux hat in der Zeit vom 2. Dezember 1901 bis zum 8. Februar 1902 der erste Unterrichtskurfus in der Kolonialmedizin stattgefunden. An dem Kursus nahmen 26 Kandi- daten theil, wovon sich 17 das Diplom eines Kolo- nialarztes erwarben. 7VVV70797VV7VV 7VV770 Titterakur. Im Auswärtigen Amt ist soeben ein neues Ver- zeichniß der Kaiserlich Deutschen Konsulate (Februar 1902) bearbeitet worden, aus welchem sich die zahlreichen Neubesetzungen der Konsulatstellen, wie sie die ausgedehnte Vertretung unserer Interessen im Auslande bewirkte, ergeben. Die Anrufung der Kaiserlich Deutschen Konsuln seitens der Reichs- angehörigen bedarf nicht der Vermittelung des Aus- wärtigen Amts, sondern kann direkt geschehen, und für die dazu nöthigen Nachweise dient ebendieses Verzeichniß. Dasselbe ist von der Königlichen Hof- buchhandlung von E. S. Mittler & Sohn in Berlin für Mk. 1,25 zu beziehen. Gleichzeitig erschien ebenda und in derselben Weise redigirt ein Verzeichniß der Konsuln des Auslandes im Deutschen Reich (Preis 80 Pfennig). Dr. Fr. Fülleborn: Beiträge zur physischen Anthro- pologie der Nord-Nyassaländer. Mit 63 Licht- drucktafeln, 1 Farbenskala, 2 Autotypien und 10 Tabellen. Mk. 40, —. Dietrich Reimer, Berlin. Als ein würdiges Seitenstück zu den bei W. Engel- mann erschienenen „Vegetationsansichten aus Deutsch- Ostafrika“ (s. Kol. Bl. 1902, S. 152) sind nunmehr auch die anthropologischen Ergebnisse der Nyassa= und Kingagebirgs-Expedition der Hermann und Elise geb. Heckmann Wentzel-Stiftung mit Unterstützung dieser Stiftung veröffentlicht worden. Der Heraus- geber, Dr. Fülleborn, macht damit das physisch- anthropologische Material, das er während eines dreijährigen Aufenthaltes in den Nyassa-Ländern zusammengetragen hat, in einem von der Verlags- buchhandlung reich und geschmackvoll ausgestatteten Prachtwerke weiteren Kreisen zugänglich. Von der neuen, neunten Lieferungs-Ausgabe von Stielers Hand-Atlas, 100 Karten in Kupfer- stich, herausgegeben von Justus Perthes Geographi- scher Anstalt in Gotha, ist soeben die vierte Lieferung erschienen. Blatt 81 — von Dr. H. Haack bearbeitet — zeigt die Südsce-Inseln in sorgfältig berechneter Uebersichtlichkeit; die geschickt ausgewählten Maßstäbe gestatteten die Ausarbeitung der zahlreichen Kärtchen bis in kleine Einzelheiten hinein. Namentlich enthält