— 201 — Durchreise nach Uschirombo ihr Oberhaupt Katamizya besuchen wollte, waren zu diesem geeilt, um an der Feier theilzunehmen und mir ihre Ehrengeschenke zu bringen. Ich hatte niemals geglaubt, daß ein armer Missionar wie ich ein ganzes Land in Bewegung setzen könnte. Dazu führte auch nicht die Neugierde, einen Weißen zu sehen, die Leute zu mir, da ja deren schon eine Menge hier durchgekommen sind. Von einer Rekognoszirungsreise nach Atakpame- Gbedzi und Akposo (Togo) schreibt Miss. Bürgi im „Monatsblatt der Nordd. Missionsgesellschaft“: In Kokote erzählte der Häuptling unter Anderem von den Anforderungen, die der Wegebau an sie gestellt hätte; sie hätten drei volle Monate daran gearbeitet. Er war aber vernünftig genug, einzusehen, welchen Nutzen das für Alle habe. Früher hätten sie für sich gelebt, keiner habe, aus Furcht, abgefangen zu werden, sein Land verlassen, und die Wege seien derart gewesen, daß das Reisen sehr beschwerlich war. Jetzt hätten die Weißen Frieden ins Land gebracht und überall die Wege geöffnet. Sehr sympathisch war mir der alte König von Gbedzi, der auf Alle, die ihn besuchten, einen guten Eindruck machte. Auf- fällig war mir zunächst, daß er so verständlich Evhe sprach. Dann war Alles, was er sagte, auch von Herzen kommend. Er machte ganz den Eindruck eines unverdorbenen Heiden. Rührend war seine Klage um sein Volk, das früher zahlreich gewesen sei, aber durch kriegerische Ueberfälle der wilden Tschautschos und durch das Treiben der Zauberer immer kleiner gemacht worden sei. Er erzählte mir auch, wie er von Anfang an für die Deutschen ge- wesen sei, während sein Volk erst die französische Flagge habe annehmen wollen. Gbedzi darf getrost noch zum Ephesprachgebiet gezählt werden. Dasselbe erstreckt sich somit über den Monofluß ins Dahomegebiet hinein, sprechen ja auch die Leute im Osten des mittleren Mono Evhe. Was den Namen Pessi betrifft, so ist derselbe nicht richtig, denn überall hörten wir nur Gbedzi oder Gbetii. In Akposo müßte man später, wenn wir einmal so weit find, dasselbe in Angriff nehmen zu können, einge- borene Gehülfen zu bekommen suchen, ohne die dem Volle nie nahe zu kommen ist. Das Gleiche wird auch in Atakpame der Fall sein. Das schließt aber nicht aus, daß das Evrhe, das im Süden schon vielerorts verstanden wird und mit der Kultur immer weiter vordringt, Unterrichtssprache sein wird. Aus Deutsch-Neu-Guinea melden die „Be- richte der Rheinischen Missions-Gesellschaft". Stabsarzt Dr. Dempwolff hält sich gegenwärtig zu Malaria-Untersuchungen in Neu-Guinea auf. Er will versuchen, durch eine streng durchgeführte Chinin= behandlung der Behafteten die Malariaherde zu tödten. Daß sich die Eingeborenen dieser Behand- lung unterwersen, dazu übernehmen die Missionare gern die Vermittelung und leisten Hülfe, wo sie können. Wir verfolgen alle Bestrebungen, diesen Todfeind der Europäer in den Tropen zu bekämpfen, mit begreiflicher Theilnahme und wünschen ihnen von Grund unseres Herzens den besten Erfolg. Der Schilderung einer Missionsreise nach Neu- Mecklenburg (Bismarck-Archipel) in den „Monats- heften zu Ehren Unserer Lieben Frau vom hlst. Herzen Jesu“ entnehmen wir Folgendes: An einem Freitag Abend warfen wir Anker in der Bucht von Tigenahäga. Bald waren die Ein- geborenen von Böm und Tigenahäga auf den Füßen, um uns den Willkomm zu bieten. Die beiden Häupt- linge Harubu und Malum waren inzwischen zu Richtern ernannt worden und trugen mit vollem Bewußtsein das Abzeichen ihrer Würde, Amtskappe und Stab. Obgleich es bereits zu dunkeln anfing, zogen wir es doch vor, den Weg ins Gebirge anzu- treten. Um 10 Uhr nachts langten wir vor Rachéra an. Das Rufen unserer Träger rüttelte die Berg- bewohner aus dem Schlaf, und mit brennenden Kokosblättern in der Hand saßen sie am Wege, um uns im Vorübergehen die Hand zu drücken. Freude- strahlend empfing uns der Katechet To Mais mit seiner Frau und führte uns in sein neues Heim, ein hübsches, auf Pfosten gebautes Haus mit drei nied- lichen Zimmerchen. Die Kunde von der Ankunft des Missionars aus Vuna Pope war bald im ganzen Gebirge bekannt, und des anderen Morgens kamen von allen Seiten Leute zum Gottesdienst. An der Art und Weise, wie sie sich während desselben ver- hielten, wie sie die Gebete verrichteten, wie sie auf die Frage des Katecheken ohne Zögern antworteten, war leicht zu sehen, daß sie gute Fortschritte gemacht hotten, und ich trug deshalb die 80 eifrigsten Männer, Frauen und Kinder als Katechumenen ein. Gleich- zeitig konnte ich ihnen im Auftrage des apostolischen Vikars mittheilen, daß in wenigen Monaten ein oder zwei Missionare sich unter ihnen niederlassen würden, und daß ich gekommen sei, zu diesem Zweck ein geeignetes Grundstück zu erwerben. — Am Sonntag Morgen waren schon gegen 8 Uhr an die 200 Ein- geborenen von nah und fern gekommen, dem Meß- opfer beizuwohnen. Obgleich die Kirche zu klein und die Plätze nichts weniger als bequem waren, so bewiesen doch Alle durch ihre Eingezogenheit und ihre Aufmerksamkeit, daß sie sich die Lehren ihres Katecheten zu Nutze gemacht hatten. Gegen Mittag stiegen wir vom Berge herab (Nachéra liegt 400 m über dem Mreresspiegel), um am Ufer ein Grundstück für die Mission zu wählen und anzukaufen. Eine hübsche Anzahl Männer war uns gefolgt, um an diesem wichtigen Akt theilzunehmen. Nach langem Umherirren und Suchen fanden wir, was wir wollten, unweit vom Dorfe Vöm. — — — -