— 221 Die nordwestlichen Inselgruppen des Bismardc· Archipels. II.") « Abends 7 Uhr gingen wir weiter, um nach den Anachoreten zu dampfen, wo wir am 11. Januar, morgens 6 Uhr, eintrafen. Auf dieser Inselgruppe besitzt die Firma Hernsheim & Co. eine Handelsstation, welche der Händler Lemesle, eins von den wenigen noch leben- den Mitgliedern der Marquis de Rays-Expedition, leitet. Er befindet sich bereits seit 23 Jahren im Dienste genannter Firma. Die Anachoreten bestehen aus den vier Inseln Wasang, etwa 10 ha groß, Taling, etwa in derselben Größe, Soof, etwa 40 ha groß, und Tätäk in der Größe von etwa 1 a. Legtztere Insel ist unbewohnt, auf ersterer befindet sich die Station der Firma. Ich nahm eine genaue Zählung der Bevölkerung vor, welche folgendes Resultat hatte: Wasang 19 Männer und 31 Weiber, Taling 6 Männer und 9 Weiber, Soof 21 Männer und 24 Weiber, zusammen 46 Männer und 64 Weiber = 110 Köpfe. Die Station des Händlers aus der Insel Wasang ist vorzüglich angelegt und befindet sich in sehr gutem Zustande. Die diesmalige Ablieferung der Produkte war hinter den Erwartungen zurückgeblieben, da der Häuptling von Taling dem Händler gegenüber in letzter Zeit ein wenig freundliches Benehmen gezeigt hatte. Es wurden abgenommen etwa 13 Tons Kopra und 4 Tons Trepang. Auf Wunsch des Händlers ließ ich die Häuptlinge zusammenholen und ermahnte sie, dem Weißen gegenüber freundlich zu sein und alle Feindseligkeiten zu unterlassen, widrigen- falls sie von Herbertshöhe aus bestraft würden. Da ganz selten Gelegenheit vorhanden ist, die Polizei- truppe auf dieser Inselgruppe zu zeigen, ließ ich die mir mitgegebenen Polizeisoldaten etwas exerziren und zum Schluß auch einige Salven abgeben, was sicht- baren Eindruck auf die Häuptlinge machte. Ich vertheilte einige Geschenke unter dieselben. Zu be- fürchten hat der Händler nichts, da die Bevölkerung im Allgemeinen eine ganz friedliche ist. Sämmtliche drei größeren Inseln der Anachoreten find mit einem dichten Kranz tragender Kokospalmen umgeben, in der Mitte befindet sich Sumpf. Auf der Insel Soof ist ein fischreicher brakiger See. Von Wasang aus bearbeitet der Händler Lemesle auch die in der Nähe gelegene unbewohnte Commerson-= insel. Die Ausbeute der Anachoreten mit letzterer Insel beträgt jährlich etwa 30 Tons Kopra und 6 Tons Trepang. Ankergrund ist nicht vorhanden; um sämmtliche Inseln befinden sich Riffe. Die Kaufverträge wurden in Ordnung befunden. Am selben Abend fuhren wir weiter nach den Hermits-Inseln, wo wir am 12. Januar, morgens 6 Uhr, vor der Insel Peme, auf welcher sich die Station der Firma *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 197. — Hernsheim & Co. befindet, vor Anker gingen. Der daselbst stationirte Händler Martin, ein Engländer, kam an Bord und machte mir die Mittheilung, er werde von den Eingeborenen der großen Insel Loof, besonders von ihrem Häuptling Sinni, ständig bedroht. Ich sagte eine Untersuchung der Angelegenheit zu. Am nächsten Tage lichteten wir den Anker, um nach den Echiquier-Inseln oder der Ninigogruppe in See zu gehen, wo wir am Morgen des 14. Ja- nuar 6 Uhr bei der Insel Longan zu Anker gingen. Auf dieser Insel befindet sich eine Station der Firma Hernsheim & Co., welche von dem Händler Deolin, einem Engländer, verwaltet wird. Außerdem be- findet sich dort der Unterhändler Leonard, ein Däne. Ich begab mich an Land, um die über die Inseln Longan und Meman abgeschlossenen Kaufverträge zu prüfen. Die Verkäufer waren zugegen, die Verträge wurden in Ordnung befunden. Longan und Meman sind Inseln von etwa gleicher Größe, je etwa 40 ha groß. Dieselben sind mit Kokospalmen und Busch bewachsen; Longan ist ziemlich geklärt. Es wurden an Produkten übernommen etwa 13 Tons Kopra, 7000 Stück green snail shells und etwas Schild- patt. Der Trepang, etwa 17 Tons, wurde nicht verladen, da der Schuner Devlins denselben in den nächsten Tagen nach Matupi bringen sollte. Die jährliche Ausbeute der Inselgruppe beziffert sich zur Zeit auf etwa 25 Tons Kopra, 25 Tons Trepang, Stück green suail shells und etwas Schild- patt. Die Ausbeute dieser Gruppe kann bedeutend gesteigert werden, wenn sämmtliche 54 Inseln der- selben, welche meistens mit Busch bestanden sind, kulturell in Angriff genommen werden. Auf Longan erledigte ich noch einige Gerichts= und Verwaltungs- geschäfte. Am 15. Januar, morgens 8 Uhr, gingen wir dann weiter nach der Matty-Insel. Unterwegs passirten wir bei hoher See nach- mittags 3 Uhr die Allissoninsel. Dieselbe besitzt etwa eine Größe von 10 ha, ist rund am Strande mit Kokospalmen dicht bewachsen, während sich im Innern Busch befindet. Die Insel ist bewohnt, wir sahen am Strande Eingeborene und Hütten derselben. Der hohen See wegen wagten sich die Eingeborenen wohl nicht zum Dampfer. Ohne Aufenthalt fuhren wir deshalb weiter und erreichten um 5½ Uhr die Insel Durour. Wir blieben hier etwa eine Stunde. Es kamen eine Menge Kanus längsseits des Schiffes mit vielen Eingeborenen, welche Waffen und andere Er- zeugnisse zum Tausche anboten. Die Insel Durour ist sehr dicht bevölkert, am Strande sieht man große Dörfer, die Wände der Häuser aus Holzplanken und weiß gestrichen. Trotzdem eine Menge Menschen in den Kanus längsseits des Dampfers kamen, war der ganze Strand doch voll von Eingeborenen. Die Größe der Insel vermag ich nicht zu schätzen, jeden- falls ist sie größer als Nusa (etwa 100 ha), flach,