368 — monatelang ihre regelmäßigen Fieberanfälle, von denen glücklicherweise ein immerhin nur geringer Prozentsatz tödlich verlief. Geradezu auffallend aber war es, daß — im Gegensatz zu den in verschiedenen anderen tropischen Ländern gemachten Erfahrungen — die Eingeborenen viel mehr zu leiden hatten als die Weißen; nicht nur, daß die Erkrankungen häufiger vorkamen und schwerer waren, auch die Sterblich- keitsziffer war bei ihnen ungewöhnlich höher als bei den Weißen. Viel mag dazu beigetragen haben, daß Ernährung und Pflege viel zu wünschen übrig ließen, Chinin für sie meist unerreichbar war, und daß ihre dunklen Lehmhütten die besten Schlupfwinkel für die Moskitos bildeten. Es war auffallend, daß in den Monaten Februar bis April jenes Jahres die Mos- kitoplage einen ganz außerordentlichen Umfang an- genommen hatte. Während im Schutzgebiete bis dahin die Moskitos in der Regenzeit fast nur an Flußläufen und in Niederungen beobachtet worden waren, konnte man in genannter Zeit selbst auf trockenen Hochflächen dieser unbeliebten Gesellschaft nicht entgehen. In der ersten Zeit meines Aufenthaltes suchte ich mich vor den kleinen Peinigern dadurch zu schützen, daß ich in meinem Schlafzimmer den Tag über zwei sich gegenüber liegende Fenster offen ließ. Bei dem stets vorhandenen günstigen Winde herrschte im Zimmer eine fortwährende Zuglufl, von welcher die Moskitos bekanntlich keine Freunde sind; ferner zerstäubte ich allabendlich vor dem Schlafengehen etwas Zacherlin, und zuletzt bestrich ich mir noch Hände, Gesicht und Nacken leicht mit „Mosquitolin“. Die Fenster mußte ich dann allerdings während der Nacht geschlossen halten; dafür blieb ich aber auch von Moskitos vollständig verschont. Am Tage, be- sonders aber gegen Abend, trug ich als Fußbeklei- dung stets hohe (bis über die Knöchel reichende) Schnürstiefel oder halbhohe, leichte Schaststiefel, da ich aus Erfahrung wußte, daß beim Tragen niedriger Schuhe die Moskitos sich mit Vorliebe die nur mit dem Strumpf bedeckten Theile des Fußes für ihre peinigende Thätigkeit aussuchen. Sehr bald empfand ich das Schlafen bei ge- schlossenen Fenstern und die tägliche Anwendung des Mosquitolins als lästig, das, nebenbei bemerkt, nach meiner Ansicht auch zu theuer ist, um allgemeinere Verbreitung zu finden. Ich war daher genöthigt, ein bequemeres Mittel anzuwenden, um mich der bösartigen Störenfriede zu erwehren und mir die erforderliche Nachtruhe zu sichern. Zu meiner Freude gelang es mir bald, ein gutes Moskitonetz, das be- sonders auf dem Boden und am Eingang unbedingt sicher schloß, und ein Stück Fenstergaze zu beschaffen. Sodann ließ ich für meine Schlaszimmerfenster genau passende Rahmen anfertigen, welche mit Drahtgaze überzogen und derart an die Fensterrahmen von außen angeschraubt wurden, daß die Fensterflügel nach wie vor ungehindert nach innen geöffnet werden konnten, gleichzeitig aber auch ein moskitosicherer Abschluß nach außen geschaffen wurde. Auf diese Weise konnte ich nachts bei offenem Fenster schlafen und hatte doch Ruhe vor den ungebetenen kleinen Gästen; da es aber doch vorkam, daß einige der- selben tagsüber durch die offene Schlafzimmerthür eindrangen, wendete ich zuletzt noch folgendes Ver- fahren an: Abends nach Eintritt der Dunkelheit schloß ich die Fenster und Thür des Schlafzimmers und zerstäubte ungefähr eine Viertelflasche Zacherlin (wovon eine ganze Flasche 30 Pf. kostete). Etwa ¼ bis ½ Stunde später waren alle vorhandenen Moskitos, Fliegen 2c. getödtet und die durch die Gaze geschützten Fenster wurden, weil das Einathmen des Zacherlins Hustenreiz verursachte, wieder geöffnet. Nach Beschaffung des Moskitonetzes für das Bett und der Fenstergaze konnte ich den Gebrauch des Mosquitolins ganz einstellen. — Bei diesem Ver- fabren bin ich nie von Moskitos geplagt worden; ich habe sie sogar nie mehr des Nachts im Schlaf- zimmer beobachten können. Thatsache ist nun, daß ich bis jetzt von der Malaria vollständig verschont geblieben bin, während eine Reihe Europäer, die sich mit mir oder sogar nach mir zur Zeit der Fieberepidemie in meinem Wohnorte niedergelassen hatten, soweit ich beobachten konnte, alle an Fieberanfällen zu leiden gehabt, aber auch sämmtlich keine durchgreifenden Maßregeln angewendet haben, um sich vor den Moskitos zu schützen. Gutachten über die Marmoplagerung auf der Farm Etusis im füdwestafrikanischen Schutzgebiete. Höchstens 6 km von der Station Ababis an der Bahnstrecke Swakopmund — Karibib und in einer Entfernung von 165 km von der Küste gelegen, tritt am südlichen Abhange eines sehr zerrissenen Gebirgsstocks eine gewaltige Marmorablagerung auf, die in ihrer Erstreckung von 6 bis 7 km im Lie- genden (nach Nord) von Quarzit und im Hangenden von massigen Gesteinen — Granit und Gneis — eingeschlossen ist. Diese zum Theil bis 1 km mäch- tige Formation erweist sich in dem mittleren Theile auf mindestens 100 m infolge des Auftretens massiger Beschaffenheit, d. h. ohne Vorhandensein von Schiefer und sonstigen wesentlichen Störungen besonders zum Abbau des Marmors geeignet, da der fragliche Charakter des Terrains die Anlage von Steinbruchs- betrieb mit Leichtigkeit zuläßt. Was die Qualität des Marmors betrifft, so sind nach meinem Dafürhalten die ziemlich feinkörnige Struktur, der lebhafte Glanz, die blendend reine weiße Farbe, die verhältnißmäßig große Durchsichtig- keit (stark kantendurchscheinend) und die Möglichkeit der Beschaffung großer Werkstücke als gute Anzeichen anzusehen, wie sie bei den geschätztesten europärschen und in der Technik verwendeten Marmorarten zu finden sind. Besonders auffallend ist, daß der Marmor von