Thäler wie in Madschame, oder lange, zur Steppe strebende und dort sich verflachende Landrücken, von- einander getrennt durch mehr oder minder tiefe Senkungen, wie hier in Moschi. In den Landschaften wohnen die Eingeborenen nicht zusammen in Dörfern, sondern jede Familie haust einzeln inmitten ihrer Pflanzung. Diese ist in der Regel umgeben von einer stachlichten, durch ein niedriges Thor nur schwer passirbaren Hecke, welche sie abschließt von den Nachbarpflanzungen. Die ganze ausschließlich von Ackerbau und Viehzucht lebende Bevölkerung vertheilt sich demnach auf einzelne Bauernhöfe. Diese eigenthümliche Beschaffenheit des Landes erschwert die Missionsarbeit außerordentlich. Weil es dem einzelnen Missionar unmöglich ist, in seinem Stationsgebiet überall hinzukommen, so muß mancher Bezirk in den von uns besetzten Landschaften noch ganz unbearbeitet bleiben. Aus dieser Darlegung ist zu ersehen, wie dringend nothwendig für unsere Mission die Heranbildung eingeborener Gehilfen sein muß, die uns erst in den Stand setzen, das ganze Gebiet unserer Mission zu bearbeiten. Doch konnte ein Lehrerseminar für unsere Dschaggamission nicht eher eröffnet werden, als bis wir über eine Anzahl unserer Dschagga- Jünglinge, die unsere Stationsschule durchgemacht hatten, versügen konnten. Dieser Zeitpunkt ist nun eingetreten. Ich habe die Freude, im Nachfolgenden über den Beginn des ersten Seminarkursus zur Aus- bildung eingeborener christlicher Dschaggalehrer zu berichten. Die vorletzte Konferenz hatte schon Moschi als den Seminarort, Kimoschi als die Seminarsprache und mich als den Seminarleiter bestimmt. Am Samstag, dem 5. April, war das von Br. Luckin erbaute Lehmgebäude, das vorläufig das Seminar beherbergen soll, fertig geworden. Am 7. abends spät trafen die zukünftigen Schüler des Seminars aus Mamba und Madschame ein. Es waren im Eanzen neun Jünglinge, mit denen ich beginnen konnte. Die Feier des Beginns fand statt am 8., morgens 9⅛½ Uhr. Die weißen und schwarzen Bewohner der Station zogen im Verein mit den Seminaristen zu dem erwähnten, etwa fünf Minuten unterhalb der Station auf einem schönen freien Platz gelegenen Lehmgebäude. Nachdem das von Br. Luckin mit der Trompete begleitete Lied: „Nun danket Alle Gott“ verklungen war, öffnete Br. Faßmann die Thüre zum Lehrzimmer im Namen des dreieinigen Gottes. Nachdem wir eingetreten waren, hielt ich eine Ansprache über das Pfsalmwort: „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang." Pf. 111, 10. Sodann erflehten wir im Gebet Gottes Segen und Gedeihen zu unserem Werke. Am andern Morgen, vormittags 8 Uhr, be- gannen die Lehrstunden. 373 Der Stundenplan für das erste Halbjahr möge hier folgen: Heilige Geschichte 4 Std. Uebertrag: 14 Std. Katechismus 3 Std. Rechnen 4 Ausfsatz 2 - Diktat 2 - Schönschreiben 2 Geographie 3 Lesen 1 Weltgeschichte 1 —- Singen 2. 14 Std. In Summa 24 Std. abgesehen von einer von Br. Schanz zugesagten Turn- stunde. - Außer diesen Lehrstunden verrichten die Semi- naristen täglich 1—2 Stunden äußere Arbeit, damit sie sich derselben nicht entwöhnen. Wie lange der Seminarkursus dauern und welches Lehrziel ihm gestellt werden soll, diese wichtigen Fragen werden, so Gott will, auf der nächsten Konferenz zur Verhandlung kommen. So hat nun unsere Mission auch ein afrikanisches Lehrerseminar. Gott aber gebe Seinen Segen dazu und setze es zur Förderung unseres Werkes am Kilimandjaro!“ Ueber die Vergangenheit einer Tembe und das moderne Tabora (Deutsch-Ostafrika) schreibt P. Grün im Afrika-Boten: „Unser Haus ist eine große vor etwa 30 Jahren durch einen arabischen Sklavenhändler erbaute Tembe. Der große Mirambo, den Stanley den afrikanischen „Napoleon“ nannte, belagerte sie 5 Tage, um den Raub einer seiner Frauen zu rächen. Die Ver- theidiger hielten tapfer Stand, auch die Mauern. Aehnlich den Helden Homers, schonten sich Belagerer und Belagerte nicht mit faustdicken Worten. Jedem Kampf ging ein langer Diskurs voraus, indem man sich mit den gröbsten Injurien regalirte. Dann kam man zu den schlagendsten Beweisen, und die Mauern des Boma zeigen noch Spuren davon; sie sind buch- stäblich mit Kugeln besäet. Wie die Eingeborenen erzählen, sollen die Verluste an Menschen enorm gewesen sein. Dieselbe Tembe, wo der Geist des Mirambo seine letzten Seufzer aushauchte, hörte während langer Jahre die Seufzer und Wehklagen einer Welt von Sklaven. Viele Male sind unsere Mitbrüder von Tabora (1881—1883), dann von Kipalapala (1883—1889), zu dem Herrn dieses Hauses gekommen, um für einen Preis ein krankes oder nothleidendes Kind zu erhandeln, aber sie haben damals nicht gezweiselt, daß dieses Depot mensch- lichen Fleisches eines Tages ein Herd der Freiheit und christlicher Charitas werden würde. Die Hauptstadt von Unyanyembe zählt 25 000 bis 30 000 Einwohner. Sie ist ein umsangreiches Terrain mit runden Hütten, mehr oder weniger groß, mit Strohdächern. Die Araber nur und einige Inder haben Temben. Die Mehrzahl der Bewohner sind der schwarzen Rasse angehörig, Uanguana genannt, was für uns „Muhamedaner“, für sie „Zivilisirte" d. i. „Gebildete“ bedeutet.