bestimmtes Gewicht nicht überschreiten, und da die Bewältigung einer schweren Last durch Benutzung mehrerer Thiere unmöglich ist, lag der Gedanke nahe, die Kameele zum Ziehen zu verwenden. Sachverständige oder solche, welche es sein wollen, wollen aus der anatomischen Bauart des Kameels erkennen, daß es wohl zum Tragen, nicht aber zum Ziehen bestimmt sei. Mir selbst ist diese tiefere Einsicht und Erkenntniß verschlossen geblieben. Aller- dings leuchtete mir ein, daß alle bisher angewendeten Zugmethoden nicht brauchbar waren. Bei allen be- kannten Arten der Geschirranspannung liegt das Prinzip zu Grunde, daß Thiere von einem gegebenen festen Punkte aus ziehen, sei es wie beim Kummet und Sielengeschirr von einem festen Punkte vor dem Buggelenk, oder wie beim Stirnjoch vor der Stirn, oder wie beim indischen Joch der Buckelrinder vom Höcker aus; überall findet man als Angriffspunkt der Last einen Punkt. Daß auch im alten Aegypterlande bei den Schöpfwerken die Kameele nach Art des Nackenjochs angespannt wurden, scheint mir aus Bildern hervorzugehen. Die Eigenthümlichkeit meiner Geschirrkonstruktion liegt darin begründet, daß die Last nach dem Parallelogramm der Kräfte auf zwei Punkte, einmal auf den Widerrist und dann auf das Brustbein, vertheilt wird, wodurch eine Ent- lastung herbeigeführt und Druckschäden verringert werden. Was meine Geschirre in dieser Hinsicht ge- leistet haben, kann man daraus erkennen, daß es selbst bei der größten Unaufmerksamkeit des Negers nicht gelungen ist, unter den allerungünstigsten Terrainverhältnissen Druckschäden herbeizuführen: ein großer Vortheil vor den Sielengeschirren der Maul- esel, deren Druckschäden ich in Afrika zu beobachten Gelegenheit hatte. Solange keine Belastung eintritt, liegt das Geschirr lose, im Momente des Ziehens legt es sich an den Körper an und liegt um so fester, je größer die Last ist. Da aber der Zug- strang hinter dem Vorderfuß angreift, so unterliegt das Geschirr auch nicht den Verschiebungen, wie es bei dem Sielengeschirr der Fall ist. Ein weiterer Vorzug in der Bespannung liegt darin, daß die Zugstränge Einheitstaue sind und deshalb eine Verwechselung für den Neger ausge- schlossen ist. Wegen der wechselnden Terrainverhält- nisse ist in Afrika oftmals Vorspann und Umspannung nöthig. Der Vorspann läßt sich vom Neger in wenigen Minuten ohne weitere Vorkennmiß bewirken; und bei der Umspannung können die Kameele folgender- maßen angespannt werden: 1. je nach Bedarf alle an die Hinterbracke, oder 2. die Mittel= und Vorder- thiere an die Vorderbracke, oder aber, wenn der Wagen im engen Bachbett steht und die Thiere nicht von rückwärts an die Deichsel gebracht werden können, 3. Hinter-, Mittel- und Vorderthiere an die Vorderbracke, wobei die Deichsel aber von Negern gesteuert werden muß. Alle diese Bespannungs- methoden lernt man erst schätzen, wenn man in Afrika 413 Fahrversuche auf engen abschüssigen Gebirgspfaden oder über tief eingeschnittene, enge Bäche angestellt hat. ———... — KAus dem Brreiche der Missionen und der KAnkisklaverei-Bewegung. Missionar Spieth berichtet in dem „Monats- blatt der deutschen Missionsgesellschaft“ über die „Ge- meindearbeit unserer Ephechristen“. Er legt die Fortschritte dar, welche durch die für die Mission nöthigen Bauten u. s. w. in dem Können der Ein- geborenen und in der Lust zur Arbeit erzielt werden. Selbst die gewaltigen Stürme und Regengüsse und die Alles zernagenden Termiten, auch gelegentliche Feuersbrünste, die dadurch häufig werdenden Neu- bauten und Reparaturen müßten darin förder- lich sein. Eine der vielen Segnungen, welche das Christen- thum dem Epheer gebracht, besteht darin, daß es den christlich gewordenen Erheer im Gemeinde- verbande plötzlich vor Aufgaben stellt, die er bisher nicht gekannt hat, zu deren Erfüllung er aber er- zogen werden muß. Bei der Entstehung einer neuen Gemeinde handelt es sich immer zu allererst um ein Lokal, in dem ein eingeborener Lehrer wohnen kann und wo die Christen an Ruhe= und Wochentagen ihre Gottes- dienste halten können. Wo nun ein Lehrer ist, da muß schließlich auch ein Raum geschaffen werden, in dem er die ihm übergebenen Kinder unterrichten kann. In einem Lande aber, wo gewaltige Stürme und Regengüsse von außen und die Alles zernagenden Termiten vom Boden her die Festigkeit eines Hauses fortwährend auf die ernsteste Probe stellen, da giebt es auch häufige Reparaturen. Neubau und Repa- ratur sind aber Sache der einzelnen, oft sehr kleinen Gemeinden. Zu diesen Baugeschäften kommen dann noch andere öffentliche Arbeiten, wie Reinhalten der Gottesäcker und Bestellung des Gemeindelandes, wo solches vorhanden ist. In früheren Jahren, ehe die deutsche und englische Regierung sich des Wegebaues kräftig annahmen, waren auch Herstellung und Rein- haltung einiger Wege ihre Aufgabe gewesen. Für die oft wenigen Glieder einer neu ent- siehenden Christengemeinde war das zuweilen recht viel Arbeit, und es durfte einen nicht wundern, wenn sie manchmal etwas entmuthigt waren. Dazu trug befonders ein Umstand bei, der geeignet ist, die Gesinnung der vom Evangelium erfaßten Heiden in das rechte Licht zu stellen. Während länger dauernder Bauzeiten schloß sich nämlich bis jetzt nie ein Heide an die christliche Gemeinde an. Die Heiden sprechen es auch ganz offen aus, daß sie mit dem Christ werden warten wollen, bis die Christen die Kapelle oder Schule fertig gebaut haben. An einigen Orten betheiligten sich zwar auch die Heiden an diesen Arbeiten, aber die Hauptlast fiel doch immer den Christen zu und — nicht zu ihrem Nachtheil. In