— 149 —. Abgang auf. Die Ordination des ersten eingeborenen Pfarrers Deibol in Bonaku bezeichnet einen Mark- stein in der Entwicklung der Kamerunmission. Er bedient die beiden größten Ortsgemeinden in Kamerun, Bonaduma und Bellstadt. Ein anderes bedeutsames Ereigniß ist, daß die sechs ersten Zöglinge des Predigerseminars in Buea den ganzen Bildungs- kursus vollendeten. Sie konnten mit guten Hoff- nungen in das Amt entlossen werden. Der Seminar- vorsteher Br. Schuler schreibt, es sei von den Zöglingen im Seminar im Ganzen gut gepredigt worden und die meisten Predigten hätten selbständiges Nachdenken bewiesen. Die zahlreichen Tausen weisen darauf hin, daß die Heiden am Kamerunfluß und im Mündungs- gebiet des Sanaga dem Christenthum geneigt sind, doch mehr das junge Geschlecht als die Alten. Wenigstens bezeichnet der Bericht von Lobethal den Herzensboden der Erwachsenen als hart. Erlebt man auch manchmal die Umwandlung eines alten verstockten Sünders und bekennt etwa einmal einer, er sei ein schlechter Mensch und könne nur durch Anschluß an die Mission besser werden, so sind es doch dort und wohl auch anderwärts überwiegend Knaben und Jünglinge, die Christen werden. Ver- stöße gegen äußerliche Satzungen, wie sie um der Zucht und Ordnung willen nöthig werden, werden leichter als Sünde empfunden als schwere, sittliche Verfehlungen wie Lügen, Entwendungen, Fleisches- sünden. Besonders schwer wird es ihnen bei dem tiefgewurzelten Hang zum Lügen, die Lüge als Sünde zu erkennen, während die Unverträglichkeit von Zauberei und anderem eigentlich heidnischen Wesen mit dem Christenthum leichter begriffen wird. Von großem Einfluß auf den Stand der Ge- meinde ist der eingeborene Lehrer. Wo ein tüchtiger Mann steht, wird sein Einfluß oft bald bemerkt. Die Außenstation Bonamateke, Station Bonaberi, ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was treue Arbeit eines solchen Mannes erreichen kann. Unter dem Einfluß ihres Lehrers hat die kleine Gemeinde eine Kapelle mit Erdwänden und einem Blechdach erbaut und sie mit Lampe und Altardecke ausgesiatiet, Alles zusammen mit einem Auswand von 400 Mark. Ein erfreulicher Zug ist der Lerneifer der Kameruner Jugend, wenigstens da, wo schon mehr Bekanntschaft mit europäischer Bildung ist. Gleichwohl ist durch- aus nicht der Stand aller Schulen befriedigend, aber daran sind nicht nur die Schüler schuldig, sondern oft auch die Lehrer; denn nur allmählich lassen sich mehr bessere Lehrer gewinnen. Daß sich mit dem Bildungsstreben der Jugend oft auch widerwärtige Stutzer haftigkeit verbindet, darf uns bei der bekannten Eitelkeit der Neger nicht wundern. Unerfreulicher als der Bericht über die übrigen Stationen lautet der von Mangamba. Die Ent- täuschungen, die man in den letzten Jahren in Mangamba erlebte, erklären sich wohl daraus, daß die dortigen Gemeindlein meistens die Frucht ciner schnellen Begeisterung waren und dann doch nicht genügend gepflegt werden konnten. Daneben mag für den Rückgang der Umstand in Betracht kommen, daß in diesem Gebiet die Entwicklung des Schul- wesens mit der raschen Ausdehnung des Wortes nicht Schritt halten konnte. Die junge Knaben- anstalt in Mangamba, die ein eigenes Gebäude be- kommen hat, bedeutet einen Fortschritt im Erziehungs- wesen. Unsere Erfahrungen im Gebiet von Mangamba söhnen uns damit aus, wenn die Entwicklung ander- wärts langsamer voranschreitet. Man darf dann solidere Ergebnisse hoffen. In Bombe am oberen Mungo gedeiht die Arbeit bei langsamem Fortschritt. Die von der Regierung unterdrückten Losangover= bindungen suchen zwar dort immer wieder aufzu- kommen, und die Bestrebungen der Losangomänner hemmen das Werk, aber sie haben das junge Ge- schlecht gegen sich. In der Umgebung der Straße, die die Expeditionen ins Innere führt, ist die Arbeit dadurch erschwert, daß die Furcht vor den Expeditionen die Leute in die Wälder treibt, so daß man die Dörfer oft leer trifft. Aber die Tause von zwanzig erwachsenen Heiden und das regelmäßige Erscheinen einer ziemlichen Anzahl Heiden bei den Gottestiensten auf der Hauptstation zeigt, wie die Mission all- mählich Boden gewinnt. In Nyasoso, im Land der Nkosi, ist die Gründungs- arbeit durch Vollendung des Missionshauses zu einem gewissen Abschluß gekommen. Der Bauleiter, Br. Walcker, hatte gleich anfangs begonnen, Ein- geborene in der Sägerei auszubilden und so die theuren Säger von der Goldküste überflüssig zu machen. Sie lernten rasch und waren nicht wenig stolz, daß sie das meiste Holz zum Bau geliefert hatten. Großen Eindruck machte der fleießende Brunnen, der mittelst einer Wasserleitung im Missionshof hergestellt wurde. Es war ein Wunder für die Eingeborenen, daß es die Europäer dazu gebracht hatten, daß das Wasser im Brunnen auf- wärts steigt. Zum Lohn für ihre Mitarbeit bei der Wasserleitung erhielten die Schwarzen auch einen fließenden Brunnen. Die Station Edea am oberen Sanaga kämpft mit schweren Verhältnissen. Unter den Edea selbst ist wenig Empsänglichkeit. Das Volk geht lieber auf den Handel als zum Gottesdienst und gehorcht lieber den Wahrsagern als dem Wort Gottes. Die Außenstationen des großen, mehrere Stämme um- sossenden Stationsgebietes sind theilweise sehr ent- legen, daher schwer erreichbar. Dazu wohnen die Leute sehr zerstreut und haben keine festen Wohn- sitze, da sie der Aberglaube und der Fetischpriester immer wieder zum Wechsel des Wohnsitzes veranlaßt. Dazu kommt eine andere Sprache, das Basa (so von den Europäern nach dem größten Stamme, der die Sprache spricht, genannt — die Eingeborenen haben keinen gemeinschaftlichen Namen für sie), während das Duala nicht mehr verstanden wird.