— 522 — rege Thätigkeit der Regierung, der wir an dieser Stelle für das uns bewiesene Entgegenkommen unseren verbindlichsten Dank abstatten, theils aber auch auf die anerkennenswerthen Bemühungen unserer Ange- stellten, welche die Arbeiteranwerbung im Gebiete der Banyangs selbst in die Hand nahmen, zurückzuführen. Zu Ende des Berichtsjahres stellt sich der Gesammt- bestand an Arbeitern auf 363 Banyangleute, 148 Balundileute, 12 Weyleute, — 523 Leute in Summa, so daß wir menschlicher Berechnung nach für das nächste Jahr hinreichend mit Arbeitskräften versorgt sein und einer weiteren ruhigen Entwickelung unseres Unternehmens entgegensehen dürfen. Zur Bilanz sowie zum Betriebskonto sind fol- gende Bemerkungen zu machen: Wie im vorigen Jahre so werden wir auch jetzt wieder diejenigen Beträge, welche wir für die Ausdehnung unserer Pflanzung und für Neuanlagen auf derselben ver- wendet haben, zuzüglich der Ausgaben für die Ver- waltung dem Werth der Pflanzungen zuschreiben, das heißt auf Plantagenkonto buchen, welches sonach mit 277 112,78 Mk. zu Buch sieht. Das Betriebs- konto zeigt einen um etwa 20 000 Mk. höheren Betrag als im Vorjahre, und ist diese Mehrausgabe einerseits auf das Castilloa-Unternehmen, andererseits auf die im letzten Frühjahr stattgehabten Ablöhnungen der vor zwei Jahren engagirten theuren Lagosleute zurückzuführen, für die insgesammt 19 000 Mk. haben aufgewandt werden müssen. Tog. Bericht über weitere Versuche, betreffend die Tsetsekrankbeit.") Von Regierungsarzt Dr. Schilling. Am 14. Mai 1902 marschirte ich von Klein- Popo über Topli nach Atakpame und traf am 1. Juni in Sokodé ein. In Topli fand ich die dort stationirten Rinder in vorzüglicher Verfassung.*) In Atakpame waren sämmtliche dort zurückgelassenen Versuchsthiere eingegangen: zwei surrakranke Kälber, ein junger, gleichfalls surrakranker Bulle und ein Bulle, welcher in dem Berichte vom 5. Februar (Centralblatt für Bakteriologie, JNXXI, S. 458) er- *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 315. *) Eine Mittheilung des Zollbeamten in Topli vom 20. Juni berichtet, daß die beiden gegen Surra immuni- sirten Rinder (s. Kolonialblatt 1902, S. 315) am 17. Juni, während der Abwesenheit des Zollbeamten, beide in der- selben Nacht im Stalle verendet sind. „Irgendwelche Krankheitserscheinungen waren bei den Thieren nicht beob- achtet worden. Dieselben haben bis zum letzten Tage gut gefressen.“ Ich glaube nach der ganzen Sachlage mit Sicherheit annehmen zu können, daß diese beiden Thiere nicht an Surra oder an den Folgen der Impfung, son- dern an einer accidentellen Erkrankung (Vergiftung durch Futter oder durch böswillige Eingeborenc) zu Grunde gingen. Die übrigen Thiere befinden sich, auch noch nach einer neueren Mittheilung, sehr gut. wähnt ist. Dieser letztere Versuch beweist, daß eine einmalige Passage des Parasiten durch den Hunde- körper nicht immer genügt, um die Parasiten für das Rind unschädlich zu machen. Von Sokodé aus machte ich, nachdem einige Vorversuche eingeleitet waren, eine Rundreise im Sokodé-Basaribezirk (Sokodé — Pasua—Tshambaa— Apulu— Kirikiri— Pasa—Sudu— Bafilo — Aledjo— Kadara—Sokodé) und kaufte 39 Rinder an. Die- selben follten einem Versuche bezüglich der in Klein- Popo an wenigen Thieren begonnenen Immmnisirung im Großen dienen, und später, falls sich die Impfung als brauchbar bewähren sollte, den Grundstock für Ausbreitung der Viehzucht bilden. Nach meiner Rückkehr nach Sokodé begann ich am 1. Juni mit der Immunisirung der Rinder. Ich hatte einen Hund, welcher die 14. Passage Hund — Ratte—Hund (ausgehend vom Pferde) vor- stellte, aus Klein-Popo mitgenommen und von diesem aus weitere Passagen von Hund zu Hund ange- schlossen. Die 18. Passage wurde (1. Juli) zur Impfung von 19 Rindern, die 19. Passage (3. Juli) zur Impfung von 16 Rindern verwendet. Die zweite Impfung wurde am 15. Juli an 36 Rindern mit der 20. Hundepassage ausgeführt. Am 30. Juli endlich wurden 25 Rinder zum zweiten bezw. dritten Male geimpft (21. Passage). Die Dosen wurden varlirt. Acht von den geimpften Rindern wurden am 20. August, also 36 bezw. 21 Tage nach der letzten Impfung, daraufhin untersucht, ob sich in ihrem Blute nunmehr die parasitenabtödtenden Stoffe ge- bildet hätten, wie ich sie zum ersten Male am 6. August 1901 bei einem Bullen in Klein-Popo beobachtet hatte. Fünf = 62,5 péCt. zeigten eine positive, eins eine schwache, zwei keine Reaktion. Aus diesem wie aus anderen Versuchen geht hervor, daß die parasitenabtödtende Eigenschaft des Blutserums nicht bei sämmtlichen Thieren gleichmäßig zur Aus- bildung gelangt, sondern bedeutenden individuellen Schwankungen unterliegt. Erst nach Abschluß des ganzen Versuches wird es möglich sein zu entscheiden, ob parasitenabtödtende Stofse und Immunität in Wechselbeziehungen stehen. Von den gegen Surra vorbehandelten 36 Thieren wurden drei Ochsen nach der Station Misahäöhe, fünf Ochsen nach Tove (Baumwoll-Expedition) und neun Stück (8 Kühe, 1 Stier) nach Atakpame ge- bracht; in Atakpame befinden sich außerdem fünf Kontrollthiere, welche nicht vorbehandelt sind. Sämmt- liche geimpfte Thiere sind bis jetzt, d. h. nach mehr als zwei Monaten, vollkommen gesund, so daß wohl der Beweis als erbracht gelten kann, daß die Impfung selbst keinen schädlichen Einfluß auf die Thiere aus- übt. Alle Thiere stehen unter spezieller Aufsicht der Stationsleiter (Dr. Kersting in Sokodé, Geo A. Schmidt in Atakpame, Dr. Gruner in Misahöhe und Tove), und es werden über ihr Befinden 2c. genaue Auf- zeichnungen gemacht, welche nach je drei Monaten