Ich möchte besonders auf die Bedeutung der Methode hinweisen, das Vorhandensein von Parasiten durch das Thierexperiment zu konstatiren: ganz ver- einzelte Trypanosomen, die mikroskopisch nicht aufzu- finden sind, vermehren sich, in die Bauchhöhle von Hunden eingebracht, derart, daß sie nach 10 bis höchstens 15 Tagen leicht innerhalb der Flüssigkeit in der Bauchhöhle nachzuweisen sind. Ein Pferd wurde folgendermaßen vorbehandelt: Die Flüssigkeit, welche sich bildet, wenn man Hunden die Naganaparasiten in die Bauchhöhle einspritzt, wurde auf 50 Grad eine Stunde lang erwärmt, 24 Stunden stehen gelassen und dann dem Pferde unter die Haut eingespritzt. Innerhalb vier Wochen wurden drei Injektionen von zusammen 196 cem. vorgenommen. 32 Tage nach der letzten Injektion war das Blutserum dieses Thieres ohne Wirkung auf die Parasiten. Das Thier machte den Marsch nach der Küste, auf dem es der Infektion zweifellos ausgesetzt war, ohne nachweisbare Schädigung mit, und es wurden danach keine Parasiten im peripheren Blute gefunden. Diesen Versuch im Sinne einer stattgehabten Immunisirung zu verwerthen, ist so lange verfrüht, bis durch eine Injektion mit viru- lenten Parasiten nachgewiesen ist, daß sich dieselben in diesem Thiere nicht zu vermehren und die Krank- heit zu erzeugen im Stande find. Eine Ziege war Anfang Mai in Klein-Popo mit Surra in die Bauchhöhle geimpft und dann nach Sokodé mitgenommen worden. Am 16. Juni fanden sich noch Parasiten in der Flüssigkeit der Bauchhöhle, am 8. Juli sehlten dieselben, und das Thier hat sich bis zum 27. August vollkommen gesund erhalten. Zwei Schafe, mit Parasiten vom Hunde unter die Haut geimpft, hatten beide nach zehn Tagen vereinzelte Parasiten im peripheren Blute, sind aber nach vier Wochen noch ohne jedes krankhafte Symptom geblieben. Am 17. Juli fand ich im Blute einer immuni- sirten Kuh einen Flagellaten, welcher genau den Bau eines Trypanosomen hatte (Geißel, rundlicher Körper, Flimmersaum), aber eine Länge gleich etwa 15 mal dem Durchmesser eines rothen Blutkörperchens besaß. Ich konnte das Thier auch Herrn Dr. Kersting de- monstriren. Ich habe es nie mehr gesehen, außer in diesem einen Falle. Uebertragungen von Blut auf einen Hund und ein Kalb blieben erfolglos. Die wichtigsten Ergebnisse aus meinen Beobach- tungen bezüglich Viehkrankheiten und Viehzucht in Togo sind folgende: 1. Die Surrakrankheit findet sich durch das ganze Schutzgebiet verbreitet. Sie bildet das wich- tigste und bisher unüberwindliche Hinderniß für den Verkehr durch Pferde und die Verwerthung der Viehbestände unseres Hinterlandes. Auch in Togo wird die Surra wahrscheinlich durch den Stich einer Fliege (Tsetsefliege oder naher Verwandter derselben) übertragen. 524 — 2. Das Prinzip der Immunisirung der Rinder gegen Surra ist gefunden. Was die Methode anlangt, so soll ihre Wirksamkeit durch einen zur Zeit im Gange befindlichen Versuch, der am 1. März 1903 abgeschlossen wird, erwiesen werden. 3. Die Immunisirung der Pferde gegen Surra ist noch nicht gefunden. Immerhin scheinen einige Beobachtungen darauf hinzuweisen, daß es möglich sein wird, auf eine oder die andere Weise dies Ziel gleichfalls zu erreichen, so daß für weitere Versuche bereits eine gewisse Basis existirt. Eine große Reihe wissenschaftlich wie praktisch wichtiger Fragen in Bezug auf die Surra harren noch ihrer Erledigung. 4. Von weiteren Viehkrankheiten kommt eine höchst verderbliche Epizootie in Frage, welche zum letzten Mal vor 10 bis 12 Jahren fast alles Vieh im Sokodé-, Basari= und Mangubezirke vernichtete. Die Seuche heißt in Kovokoli Nanté, in Haussa Kumängaz sie ist wahrscheinlich identisch mit Rinder- pest. Schutzmaßregeln sollten möglichst bald gegen diese Seuche getroffen werden. 5. Eine Hebung der Viehzucht im Norden und Ausdehnung derselben nach den Südbezirken ist auf das Dringendste zu wünschen. Dieselbe kann jedoch nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn ein Europäer, welcher ein gelernter Viehzüchter sein muß, sich ausschließlich dieser Aufgabe widmen kann. In demselben Sinne ist auch die Hebung der Viehzucht im Küstenstreisen in die Hand zu nehmen. — — — — Deuksch-Züdwesktafrika. Reise des Assisten zar ztes Jodtka nach dem Okavango. II. (Hierzu eine Kartenslizze.)*) Was die Okavango-Landschaft selbst betrifft, so ist ihr Charakter in dem von mir bereisten Theil ein einheitlicher. Durch ein Thal, dessen Breite zwischen 800 bis 3000 m schwankt und welches von dünen- artigen bewaldeten Höhenzügen beiderseits begleitet wird, wälzt der Okavango mit ziemlich bedeutender Geschwindigkeit seine Fluthen. Eine Geschwindigkeits- messung konnte nicht ausgeführt werden. Die Tiefe glaube ich durchschnittlich auf 4 bis 6 m angeben zu dürfen. Allerdings soll der Fluß kurz vor der Regen- zeit bedeutend weniger Wasser führen, ja an vielen Stellen so flach werden, daß er durchwatet werden kann. Der in vielfachen Windungen dahinziehende Strom ist in der Nähe von Okambombo etwa 100 m breit, erreicht aber weiter unterhalb an der Mündung des Fontein-Omuramba und bei Bomagandu wohl 200 m. Die Ufer sind flach, selten mit Bäumen, fast immer mit hohem Röhricht bewachsen. Das weite — — — — *) Siehe Kolonialblatt 1901, S. 866: „Reise des Ober- leutnants Volkmann nach dem Okavango“, auf welche sich die hier beigegebene Karte bezieht.