— 526 — Nacken herabhängend getragen oder an den Schläfen etwas aufgepufft. Zahlreiche Perlen schmücken diesen Kopfputz, der im Verein mit dem wenig ausgeprägten Negertypus des Gesichts, welches oft fast kaukasische Züge trägt, ein ganz nettes Aussehen geben. Die Haare sind so mit Fett eingeschmiert, daß beständig ein Fettstrom über Nacken und Schulter trieft. Die Statur der Frauen ist im Allgemeinen klein, von schönem Ebenmaß. Dagegen sind die Männer her- kulisch gebaute Gestalten. Die meisten sind über 170 cm groß, einige bis 190 cm. Die Muskulatur ist prächtig entwickelt, namentlich auffallend die Wadenmuskulatur. Die Feldarbeit ist im Allgemeinen die Sache der Frau und der größeren Kinder, ebenso die Herrichtung der Nahrung, als Kornstampfen, Backen 2c. Der Mann thut entweder nichts oder sitzt rauchend und schwatzend um das Berathungsfeuer, oder er beschäftigt sich mit der Herstellung von Kanus, mit der Frscherei, seltener mit der Jagd. Die Owak- wangari sind im Allgemeinen gegen den Besucher sehr zudringlich. Kaum zu ertragen ist das ewige Betteln. Alles was sie sehen, wollen sie haben, doch nehmen sie Ablehnung nicht übel. Leute, die zuerst ein Pferd als Geschenk verlangten, waren schließlich mit einer Platte Tabak zufrieden. Die Bekleidung besteht bei den Großen aus einem voll- ständig europäischen Anzuge oder wenigstens einem Hemd. Ein vorn bis zu den Füßen, hinten bis zu den Kniekehlen reichender Schurz aus dunklem Stoff ersetzt dies bei den anderen. Die Schurze werden durch einen Ledergurt zusammengehalten. Perlen- ketten, Spangen aus Kupfer oder Messing um Fuß- gelenke und Oberarm vervollständigen diesen Aufzug. Viele haben statt der Perlenketten und Spangen solche aus Hirsestroh geflochten oder aus gepreßtem Leder. Bemerkenswerthe Tätowirungen habe ich nicht gesehen. Die Bewaffnung besteht im Allgemeinen aus Lanze, Messer und Kirri, die Wohlhabenderen haben Gewehre, fast ausnahmslos Vorderlader, die schadhaft und unbrauchbar sind, wenige Henry Martini-Gewehre. Fast Niemand hat Munition, trotzdem tragen die Leute ihre Gewehre auf Schritt und Tritt mit sich. Je weiter man nach Osten kommt, desto seltener werden die Gewehre. Die Lanzen haben bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Formen. Die Stiele derselben bei Himaruas Leuten waren etwa 1½ m lang, die Spitze war breit und scharf, nicht selten mit Wider- haken versehen. In Kapongo hatten die Lanzen im Allgemeinen viel längere (etwa 3 m lange) Stiele, waren sonst aber jenen ähnlich. In Bomagandu wieder herrschte eine am langen Stiel befestigte pfriemenartige Lanze vor, welche Form sich aus der hauptsächlichen Beschäftigung jenes Stammes mit Fischfang erklärt. Die Messer waren zum Theil die in einer Scheide steckenden bekannten Ovambomesser, durch Zwischen- handel hierher gelangt, zum Theil sehr primitive kurze Messer, welche nackt in der um den linken Oberarm befestigten Spange steckten. Die Kirris sind außerordentlich schwer. Von den Owakwangari werden, namentlich von den Frauen, eine Reihe von Geräthen angefertigt, welche sich durch gefällige Form, kunstvolle Arbeit und Dauerhaftigkeit auszeichnen. Namentlich das Flechten von Matten und Körben wird außerordentlich geschickt ausgeführt. Die Körbe sind verschieden groß und so dicht gearbeitet, daß sie selbst zum Wasser- holen benutzt werden. Der Fußboden der Hütten besteht aus von Maisstroh geflochtenen, sehr hübschen Matten, in welche oft durch verschiedenartiges Stroh Muster eingeflochten werden. Auch die Wände der niedrigen (1 m hohen) bienenkorbartigen Hütten be- stehen aus solchen Matten, während das stumpf kegelförmige Dach aus Stroh besteht. Nur die Hütte des Kapitäns ist höher und fester gebout. Aus dem Bereiche der Missionen und der Ankisklaverei-Bewegung. Das dritte Heft der „Beiträge zur Missions- kunde“ (Buchhandlung der Berliner ev. Missionsges. Berlin No. Georgenkirchstr. 70, Berlin 1) enthält statistische Angaben über den Stand des gesammten evang. Missionswerks an der Jahrhundertwende vom Missionsinspektor D. Merensky. Aus der Vor- bemerkung dazu entnehmen wir: „Der Oekumenischen Missionskonferenz, welche im April des Jahres 1900 in New-York tagte, verdanken wir es, daß eine Statistik über den Stand der evangelischen Missionsarbeit zur Zeit der Jahr- hundertwende vorliegt, wie sie in solcher Vollstän- ständigkeit bisher noch niemals ausgestellt worden ist. Wir geben in diesen Blättern einen Auszug der wichtigsten allgemeinen Daten, welche wir durch be- sondere Angaben über den Stand der deutschen Missionsarbeit vermehrt haben. Für solche, welche die Hauptquelle unserer Angaben studiren wollen, sei bemerkt, daß der Titel ist: Centennial survey #of foreign missions by the Rer. James S. Dennis D. D. New- Tork. Fleming H. Revell Company. 1902. Preis 16 Mark.= Die evang. Missionsgesellschaft für Deutsch-Ost- afrika (Berlin III), welche bisher in Mietbsräumen Unterkunft gefunden hatte, hat in Groß-Lichterfelde bei Berlin, Zehlendorferstraße 55, ein eigenes Mis- sionshaus erbaut und bezogen. Dasselbe enthält eine kleinere und eine größere Inspektorwohnung, Bureauräume, Wohnung für den Sekretär, im Erd- geschoß Portierwohnung, Keller, Packraum 2c.; im Dachgeschoß eine kleine Wohnung für eine Missionar= familie, sowie einige Kandidatenzimmer. Am 21. Oktober d. Is. wurde zu Köln die Versammlung des Centralvorstandes des Afrika-