594 — bleibsel aus jener Anfangszeit und kann das voll- ständig bestätigen. Ich habe schon mehr als einmal gesagt: Wenn anno 1845, als ich in Otjikango soaß, die vier großen Propheten selber zu mir gekommen wären und verkündigt hätten, wie es am Ende des Jahrhunderts, das ich freilich nicht zu erleben er- wartete, im Hereroland aussehen würde, meine Ant- wort wäre gewesen: „Meine Herren! Sie sind ja Propheten, und ich wage nicht zu widersprechen; aber entschuldigen Sie, es eigentlich gläubig in mich aufzunehmen vermag ich auch nicht.G Ja, wir haben es mit einer siegenden Sache zu thun und singen nicht vergeblich: Herrscher, herrsche! Sieger, siege! König, brauch dem Regiment! Ich möchte jedem jungen Missionar, der an einer neuen Stelle be- ginnen muß, wünschen, daß er von diesem Sieges- gefühl getragen wird.“ In demselben Blatte schreibt P. Holzhausen über die Pfingstoersammlung der Londoner Mission in Malua auf Samoa: Die Londoner Missionsgesellschaft in Samoa ver- anstaltet alljährlich um Pfingsten eine Synode, wenn man so sagen will, in Malua, dem Sitze des Predigerfeminars von Samoa. Doazu finden sich die weißen Missionare und Missionarinnen und die ein- geborenen ordinirten und nichtordinirten Prediger der Samoagruppe ein. Zu dem Feste waren eltwa 320 Pastoren und 150 Diakonen (nicht ordinirte Prediger) mit Weib und Kind erschienen. Eine richtige Völkerwanderung hatte stattgefunden. Dozu waren die meisten Studenten trotz der Ferien in Malua geblieben. Am zweiten Pfingsttage hielten die Samoaner unter sich in der großen Kirche Ver- sammlung, während die Weißen in der Schule tagten. In beiden Versammlungen wurden innere Angelegenheiten verhandelt. Gegen Abend kamen die Studenten unter Gesang und brachten Geschenke an Lebensmitteln (Schweine, Hühner, drei Schildkröten, Taro, Brotfrüchte, Bananen, Kokosnüsse 2c.). Am dritten Pfingsttage begann der Gottesdienst um ½9 Uhr früh mit einer gemeinsamen Abendmahls- feier. Die große schmucke Steinkirche, ein Jubiläums- geschenk der somoanischen Gemeinden zum 50 jährigen Jubiläum des Seminars im Jahre 1894, war ge- füllt. Die etwa 500 samoanischen Geistlichen er- schienen wie die Studenten in weißem Lendenschurz und ebensolchem Rock, barfuß und barhaupt. Es ist eine Freude, diese Pastoren zu sehen, kernige Ge- stalten mit Bronzegesichtern, in denen sich Geist, Kraft und Eifer aussprechen. Und man muß diese Männer predigen sehen und hören; es ist ein Genuß, diesen geborenen Rednern zuzuhören. Wie verstehen sie es, das Interesse allmählich zu steigern! Auch die Gesten sind natürlich und ungezwungen; die Sprache ist kräftig und zugleich weich und an- muthig; sie klingt wie Musik in den Ohren. Das Samoanische ist ja das Italienisch der Südsce. Um 2 Uhr nachmittags begann die gemeinsame Ver- sammlung der eingeborenen und weißen Geistlichen. Das Thema, das in derselben verhandelt werden sollte, war die Frage, wie man die jungen Leute für die Kirche gewinnt, daß sie christlich leben. Rev. Marriott und der samoanische Pastor Solomona von Apia behandelten das Thema. Die Vorschläge, die gemacht wurden, waren folgende: 1. Die Predigt soll anschaulich und lebendig sein, daß die jungen Leute gefesselt werden. Aber wenn sie gewonnen sind, dürfen sie nicht meinen, daß jeder bekehrte junge Mann nach Malua kommen müsse, um Pastor zu werden. In der Predigt sollen sie an das hobe Gut erinnert werden, das uns in der Gnade Gottes gegeben ist. 2. Der Pastor soll der Freund der jungen Leute werden und auf alle Weise ihr Vertrauen zu gewinnen suchen. Dazu muß er liebe- voll und demüthig sein. 3. Der Pastor soll sich mit den Eltern freundlich stellen, diese an ihre Pflichten erinnern, daß sie ihre Söhne zum christ- lichen Leben anhalten. 4. Auch auf die Häuptlinge soll eingewirkt werden, daß sie ein gutes Beispiel geben und ihren Einfluß in christlichem Sinne geltend machen. 5. Sehr wichtig ist guter Unterricht und gute Erziehung in der Schule, daß die Jugend Gottes Wort lieben lerne. 6. Auch die Hülfe der Kirchenglieder (d. h. der bewußten Christen; in der Londoner Mission gibt es keine Konfirmation. Die Getauften müssen in reiferem Alter freiwillig kommen und sich in den engeren Kreis der Kirchenglieder oder der Abendmahlsgemeinde aufnehmen lassen) soll der Pastor in Ansoruch nehmen, daß sie durch Gebet, Wort und That die jungen Leute auf den rechten Weg weisen. In den „Berichten der rheinischen Missions- gesellschaft" wird aus Deutsch-Neu-Guinea ge- schrieben: Die Frage nach der Anlegung einer Gesund- heitsstation ist sast so alt, wie unsere Neu-Guinea- Mission. Sie hat verschiedene Wandlungen durch- lebt, ohne daß sie bis jetzt der Ausführung näher gekommen wäre. Unsere Missionare Hoffmann, Hanke und Ostermann haben nun eine Unter- suchungsreise nach dem Balaimana (mana — Berg, Balai ist der Name eines Dorfes südwestlich von Bojadjim) gemacht, der sich aus Interesse an der Sache der Stabsarzt Dr. Dempwolff anschloß. Der Zug ging an dem mit Geröll und mächtigen Stein- blöcken übersäten Bett des Jori hinauf und dann in das Thal des Guanja hinein, der sich in unzähligen Windungen durch die Ausläufer des Oertzengebirges seinen Weg sucht. Hier wurden sehr viele Eisen- erze, unter anderen auch Manganeisenstein gefunden, auch mehrere große Salzquellen entdeckt. Nach sechs- stündigem Marsch, bei 200 m Meereshöhe, begann der Aufstieg zum Balaimana. 500 m hoch liegt das Dorf Balai. Leider erwies sich der Ort nicht als malariafrei. Nach zwei weiteren Stunden ange- strengten Steigens war die Höhe mit 940 m er-