— 595 reicht, wo mehrere Plätze gefunden wurden, die sich vielleicht zur Anlegung einer Erholungsstation gut eignen würden. Ein Weg bis zum Fuße des Berges müßte allerdings erst gemacht werden; der eigent- liche Ausstieg aber ist jetzt schon verhältnißmäßig so bequem, daß nur hier und da etwas nachgeholfen zu werden braucht. Auch ist anzunehmen, daß in der Höhe des Berges sich keine Moskiten halten können, sie also malariafrei ist. Wenn das auf halber Höhe liegende Dorf Balai auch klein ist, so sind doch hin und her in den Thälern verstreut noch eine ganze Reihe von Dörfern, so daß Missionar Hoffmann schreibt: „Wir müßten eben hier einmal die Sim- banger Methode anwenden und es mit einer Kost- schule versuchen. Auf dem Sattelberg (der Gesund- heitsstation der Neuendettelsauer) liegen die Dörfer auch nicht näher zusammen als in der Umgegend von Balai". Die weitere Entwickelung der Sache muß nun abgewartet werden. Eine Schrift „Führungen Gottes“ (Verlag des Missionshauses in Neuen-Dettelsau) enthält unter der Ueberschrift „Aus der Missionsarbeit in Neu- Guknea“" u. A. folgende Bemerkungen des Missionars Flierl: Die Missionare auf Neu-Guinea müssen sich möglichst feste und gute Holzhäuser errichten. Wenn nun auch das Bauen mit Holz in der Regel schneller und leichter geht als mit Steinen, es kostet dennoch viel Zeit und Mühe, besonders wenn man möglichst viel einheimisches Holz= und Buschmaterial dazu ver- wenden will. Es ist sehr viel werth, wenn unsere Missionsstationen zu einem guten Theil aus ein- heimischem Material und unter Mitarbeit der Schwarzen entstehen. Aus diesem Grunde werden unsere Baulichkeiten in Simbang, Tami und auf Sattelberg den Eingeborenen viel volksthümlicher er- scheinen, und sie können so leichter sich etwas daran absehen, wie sie sich in ihren Dörfern verbessern möchten bei Errichtung ihrer eigenen Wohnungen, auch für den Bau von Dorskapellen, als wenn unsere Häuser gleichsam aus einer anderen höheren Welt hereinversetzt kämen. Aehnlich wie mit der Wohnung ist es auch mit der Ernährung der Missionare auf Neu-Guinea. Es ist unabweisbare Nothwendigkeit, daß man neben den erforderlichen Wohnräumen sich auch einen Stationsgarten anlegt und ein wenig Viehwirthschaft betreibt. Man darf unter keinen Um- ständen so übergeistlich werden wollen, daß man neben dem Missionar, der ja die Hauptsache sein und bleiben muß, nicht auch etwas Gärtner und Bauer sein möchte. Später, wenn eine Station sich gedeihlich entwickelt und immer mehr Kostschüler daselbst sich aufhalten, muß der Stationsgarten dann noch mehr vergrößert werden, um auch den Unterhalt für solche Kostschüler zu liefern. Dabei darf man die Hoff- nung hegen, daß je mehr die geistliche Saat gedeiht, die wir unter den Heiden ausstreuen, desto mehr die Schwarzen auch geschickt und willig werden, uns Missionare im Leiblichen zu entlasten in der Weise, daß sie uns immer mehr die äußeren Geschäfte ab- nehmen und wir immer ungehinderter am Worte dienen können. In einem in den „Monatsheften zu Ehren Uns. L. Frau v. hlst. Herzen Jesu“ veröffentlichten Brief des P. Boegershausen in Matupi (Bismarck- Archipel) an P. Bley in Hiltrup heißt es: Wenn der erste Schritt in der Bekehrung eines Volkes gethan ist, wenn die Erwachsenen nach gründ- lichem Unterrichte getauft sind, dann folgt für den Missionar die wichtige, aber schwierige Aufgabe der Kindererziehung, durch welche das angefangene Be- kehrungswerk fortgesetzt und zu größerer Blüthe ent- faltet werden muß. In Matupi habe ich denn auch alle meine Kräfte dieser Aufgabe gewidmet. Nahe am Meeresufer steht ein geräumiges Gebäude aus Eingebornenmaterial. Als Fenster dienen einige Bretterluken. Wenn diese geöffnet sind, sieht man im Innern des Hauses eine Reihe Bänke, die, wenn auch nicht gerade nach allen Vorschriften der neuesten Schulverordnungen eingerichtet, für meine Matupier doch elegant und hinreichend sind. Auf diesen Bänken sitzt und schwitzt nun die Matupijugend, oft gegen 60 Knaben und 40 Mädchen, eine stattliche Anzahl, nicht wahr? Um diese Leutchen in die Schule zu bekommen, muß ich alles aufwenden, hier Güte, dort Strenge; denn auch hier zu Lande schwänzt man gern die Schule. Es kommt noch dazu, daß gerade die Matupileute viel ausgelassener und unaufmerk- samer sind, als die Buschbewohner. Der Matupi- junge ist ein richtiger Straßenjunge — und, was der Spatz unter den Vögeln ist, das ist der Matupi- junge noch unter den Straßenjungen. Wenn nun diese liebe, ungezogene Jugend auf den Bänken sitzt — morgens in aller Frühe, schon um 7 Uhr —, dann wird natürlich erst gebetet, und es folgt dann gewöhnlich das von Ihnen in Kanachensprache wiedergegebene Lied „Alles meinem Gott zu Ehren!“ Darauf wird Katechismus ausgelegt, bidlische Ge- schichte gelehrt und gelernt, und nun geht's ans Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und selbst ans Zeichnen. Einfache Liedchen singen meine größeren Knaben und Mädchen schon in Ziffermusik von der Wandtafel ab. Kommen Sie einmal wieder nach Matupi, dann können Sie jedwedes Lied aus Ihrem in der Kanachensprache verfaßten Gesangbuch nach deutschen Melodien anstimmen und von etwas herben, aber richtig einsetzenden Stimmen singen hören. Einige neue Lieder haben wir noch hinzugefügt, und deutsche Vaterlandslieder erklingen auf der Matupi-Insel, besonders, wenn Fremde sie besuchen, „aus voller Kehl' und muntrer Brust“, vielleicht mehr, als Letzteren lieb ist. Es ist eine Freude für das Herz des Missionars, wenn er sieht, wie die christliche Er- ziehung langsam Früchte zeitigt. Leider sind die Kinder so vielen Versuchungen zum alten Aberglauben ausgesetzt und haben das schlechte Beispiel der Alten