— 618 — Von Wadelai nach Nimule gegenüber Dufile in einem kleineren Fahrzeug, in drei Tagen. Von Nimule nach Gondokoro, auf einer Strecke, woselbst Stromschnellen die Schifffahrt verhindern, sieben Tage Marsch. Von Gondokoro bis Khartum auf einem Nil- dampfer. Sir Charles Eliot hat die Gelegenheit benutzt, zu erklären, daß Ostafrika für Europäer durchaus besiedelungsfähig sei. Diese Behauptung dürfte heute weniger gewagt erscheinen, als noch vor wenigen Jahren, da für Kikuyu eine Erfahrung von nun- mehr zehn Jahren vorliegt und auch Kinder euro- päischer Ansiedler diese Zeit hindurch das Klima gut ausgehalten haben. Sir Eliot fügt hinzu, daß nach Aussage von Sachverständigen das Land ebenso gut, wenn nicht besser sei als Südafrika. (Bekanntlich haben auch die Buren, welche sich Land zur Be- siedelung in Deutsch-Ostafrika angesehen haben, ein sehr günstiges Urtheil darüber geäußert.) Das für einen Ansiedler erforderliche Kapital schätzt Sir Eliot auf 200 bis 300 Pfund. Titterakur. Das Seminar für orientalische Sprachen beginnt mit dem „Archiv für das Studium deutscher Kolonialsprachen" eine neue Publi- kationenreihe, welche seinen „Lehrbüchern“ — seit 1882 — und seinen „Mittheilungen“ — seit 1898 — ergänzend an die Seite treten soll. Das „Archiv“ bezweckt eine möglichst schnelle und billige Veröffent- lichung von Sammlungen und Studien über die in unseren Kolonien gesprochenen Sprachen, welche dem Bestreben von Beamten der Kaiserlichen Kolonial- verwaltung, Offizieren der Kaiserlichen Schutztruppen, Missionaren und Forschungsreisenden zu verdanken sind, darauf gerichtet, unser Kolonialinteresse durch die Erweiterung der Sprachkenntnisse zu fördern. Den in die Kolonien hinausgehenden Beamten und Offizieren wird durch diese Veröffentlichungen Ge- legenheit gegeben, sich schnell mit demjenigen, was über die Emgeborenensprachen ihres künftigen Wir- kungsfeldes bereits bekannt ist, vertraut zu machen, und ihnen damit zugleich eine Anregung geboten, auf den von ihren Vorgängern gelegten Grundlagen berichtigend, erweiternd und vertiefend weiter zu bauen; anderseits wird aber auch der Wissenschaft genützt, wenn den Gelehrten der Kulturwelt die jüngst gehobenen Schätze der Sprachstudien in unseren Kolonien so, wie sie aus der Hand der Ver- fasser hervorgegangen sind, baldmöglichst zugänglich gemacht werden. Das Zustandekommen dieses Unter- nehmens ist durch die Unterstützung der Kolonial= Abtheilung des Auswärtigen Amtes möglich ge- worden. Die einzelnen Bände werden, je nachdem Material vorliegt, in zwangloser Folge erscheinen. Band I ist eben im Verlag von Georg Reimer zur Ausgabe gelangt; er enthält Lehrbuch der hausanischen Sprache (Hausasprache) von A. Mischlich, Kaiser- lichem Bezirksleiter in Togo, und kostet geheftet 4 Mk.; Band II, das Wörterbuch des Chamorro, der Sprache der Eingeborenen der Marianen, von Bezirksamtmann Fritz in Saipan befindet sich bereits im Druck. H. v. Poschinger: Koloniale und politische Auf- sätze und Reden von Dr. Scharlach. Mk. 2,50. E. S. Mittler & Sohn, Berlin. Das Interesse, das die Aufsätze und Vorträge des bekannten Kolonialpolitikers Dr. Scharlach er- wecken, beruht zum großen Theil darauf, daß man es vorwiegend nicht mit theoretischen Erörterungen, sondern mit Arbeiten zu thun hat, die auf ganz be- stimmte praktische Zwecke und Wirkungen hinzielen. Die kolonialen Ansichten Dr. Scharlachs und das von ihm befolgte „System“ haben in manchen Kolonial= kreisen Widerspruch gefunden, doch werden die Dar- legungen eines so hervorragenden Kolonialpraktikers auch für diejenigen Interesse haben, die in dieser oder jener Beziehung von seinem Standpunkte abweichen. Dr. K. Lampert: Die Völker der Erde. Eine Schilderung der Lebensweise, der Sitten, Ge- bräuche, Feste und Zeremonien aller lebenden Völker. Mit 780 Abbildungen nach dem Leben. Preis pro Lieferung 60 Pf. Deutsche Verlags- Anstalt, Stuttgart. Mit der 19. Lieferung beginnt der zweite Band dieses ethnographischen Prachtwerkes, das das Be- dürfniß nach einer allgemein verständlich gehaltenen und die Ergebnisse der neuesten Forschung weitesten Kreisen vermittelnden Völkerkunde in vollem Maße befriedigt. In den kürzlich zur Ausgabe gelangten Lieferungen 19—22 werden u. A. die Bewohner der durch Britisch-Ostafrika bis in den Norden von Deutsch-Ostafrika reichenden ostafrikanischen Steppe geschldert. Eine lebensvolle Erläuterung erfährt die Darstellung durch die zahlreichen, künstlerisch ausgeführten Illustrationen. Brasilianischer Kolonialdirektor a. D. O. Canstatt: Kritisches Repertorium der deutsch-brasilianischen Litteratur. Dietrich Reimer, Berlin. Die deutsch-brasilianische Litteratur birgt eine Fülle von werthvollem Material zur Beantwortung kolonialer Fragen in sich, während es auf der anderen Seite oft schwer hält, zur Information über Land und Leute in Brasilien der nöthigen ein- schlägigen Bücher in deutschen Bibliotheken habhaft zu werden. Das vorliegende Repertorium wird somit dem Brasilienforscher und Reisenden, dem Auswanderer wie dem Kolonialpolitiker ein will- kommener Führer in der deutsch-brasilianischen Litteratur sein.