In dem neuesten Jahresbericht über die Äquato- rialmission der Weißen Väter wird nach dem „Afrika- Boten“ über das apostolische Vikariat Tanganyika u. a. gesagt: Die Tanganyikamission hat auch in diesem Jahre die erfreulichsten Resultate geliefert; ihr Bestand hat sich in diesem Zeitraum um 550 Neugetaufte und 800 Katechumenen vermehrt. Das ist viel, wenn man bedenkt, daß hier wie in allen unseren Vikariaten die Schwarzen erst nach einer vierjährigen Probezeit zur Taufe zugelassen werden, so daß sie, was die Kenntnisse in den Wahrheiten der christlichen Religion und einen guten Lebenswandel betrifft, hinreichend Sicherheit für die Zukunft bieten. Dank dieser Maßregel haben wir ausschließlich überzeugte, er- probte Christen und nur selten, selten wird einer seiner Religion untreu. Ja, die sittliche Umwandlung, welche die Taufe bewirkt hat, ist nach einem so langen Katechumenate nur desto vollständiger und gesicherter. Die Europäer nehmen denn auch oft genug eine Denkungsart und ein Zartgefühl bei dem Schwarzen wahr, die man früher bei ihm nicht ge- kannt hatte. Den Neugetauften kennt man sofort und überall heraus, schon in seinen Zügen, seinem Sprechen, seinem ganzen Benehmen. Die Schwarzen des Innern versetzen uns, was Einfalt und Leben- digkeit des Glaubens betrifft, in die Zeit der ersten christlichen Jahrhunderte. Unsere Mitbrüder am Tanganyika begnügen sich nicht damit, durch ihr Wort sowohl als durch ihr Beispiel, auf Ordnung, Gerechtigkeit, Arbeitsamkeit und Sparsamkeit hinzu- weisen, sondern sie widmen der Organisierung und Ausbreitung der Arbeit einen fast ebenso großen Teil ihrer Zeit, als dem eigentlichen Apostolate, um eben dadurch die Eingeborenen vor den Gefahren des Müßigganges zu bewahren. So mußten sie zunächst den Schwarzen lehren, den Boden seines Landes besser auszunutzen, der ja bei angemessener Bearbei- tung einen so reichen Ertrag liefern kann und doch fast durchweg sich selbst überlassen bleibt. Statt der Waffen und alkoholischen Getränke haben die Missio- nare die Kultur neuer Pflanzenarten ins Land ge- bracht, die eine Aufbesserung der täglichen Nahrung der Eingeborenen ermöglicht. Dank dieser Fürsorge treten zu den ewigen Sorghoseldern und Maniok= pflanzungen fast sämtliche Gemüse und alle Getreide- arten Europas hinzu, desgleichen eine bedeutende Anzahl von Fruchtbäumen, die bis dahin dort zu Lande unbekannt waren: Melonen, Goaven, Palmen, Mandarinenbäume, Mangobäume 2c. In derselben Absicht, nämlich um den Neger durch die Arbeit zur Gesittung zu führen und seinen materiellen Wohlstand zu heben, haben unsere Mitbrüder folgende baum- artigen Nutzpflanzen eingeführt: Kaffeebaum, Vanille, Baumwollstaude und Kautschukbaum. Einer unserer Missionare, der vor seinem Eintritt in die Genossen- schaft Ingenieur war, beabsichtigt eben, die Einge- borenen die Weberei zu lehren und zu diesem Zwecke jeder Familie die Anschaffung von entsprechenden 90 Geräten zu ermöglichen, deren Handhobung keine besondere Kunstfertigkeit erfordert. Versuche in der Erzgießerel und Bearbeitung der Metalle sind gleich- falls gemacht worden. Auch den Elementarunterricht vernachlässigen die Missionen nicht; zählt doch dies Vikariat allein mehr als 3650 Schüler und gegen 50 Schulen. In der Station U. L. Frau von Ka- rema befinden sich ein Seminar für Lehrer und Katechisten sowie für schwarze Priester. Das erst- genannte liefert den Missionaren ausgezeichnete Ge- hilsen, das andere sucht ganz allmählich einen ein- heimischen Klerus für Aquatorialafrika heranzubilden. Die Zöglinge zeigen einen regen Fleiß, und es fehlt ihnen nicht an Talent zum Studium und großem Eifer in der Tugend. Karema zählt zurzeit 1390 Neugetaufte und 800 Katechumenen. Die Missions- station St. Franz Taver zu Kirando verdankt eben- falls die beträchtliche Zahl von 6340 Katechumenen seinen Schulen. Über 1000 Kinder besuchen regel- mäßig den Unterricht. Das Aufblühen der Mission St. Petrus Claver (Zimba) im Berichtsjahre ist gleichfalls großenteils dem Unterricht zuzuschreiben. Dank dem großen Eiser der Katechisten erhalten mehr als 40 Dörfer, also eine Bevölkerung von ungefähr 5000 Seelen regelmäßigen christlichen Unterricht, und die Schulen werden von annähernd 1000 Schülern fleißig besucht. Die Station St. Bonifatius zu Mkulue besteht erst seit 2½ Jahren und ist also noch in ihren Anfängen; doch wie schwierig diese auch sind, das Werk scheint dort eine frohe Zukunft zu versprechen. Schon unterrichten die beiden Kate- chisten 280 Kinder im Katechismus. St. Joseph zu Utinta, einer Missionsstation, die eine sehr klritische Periode überstanden hat, erschließt sich nunmehr eine schönere Zukunft. Am Feste Mariä Himmelfahrt haben die Missionare 70 Taufen von Erwachsenen eintragen können. Die Mission zählt augenblicklich 331 Katechumenen und 297 Neugetaufte. Die Station St. Mauritius zu Galula besteht noch nicht ein Jahr. Der Pater Supertior hat verschiedene apostolische Streifzüge in die Umgegend gemacht und überall die herzlichste Aufnahme gefunden. Von St. Peter und Paul in Kala fehlen noch die letzten Nach- richten. Diese Station zählt zurzeit 310 Neugetaufte und 1723 Katechumenen. Im Laufe dieses Jahres wurde in Urori eine neue Station gegründet. — Im Monat Juni 1902 zählte das Vikariat insgesamt 2945 Neugetaufte, 10 039 Katechumenen, 50 Schulen mit 1937 Knaben und 1715 Mädchen. Außerdem wurden im Laufe des Jahres gezählt: 533 Taufen von Erwachsenen, 147 Taufen von Kindern, Neu- getaufter, 530 Taufen in Todesgefahr, 24 Firmungen, 23 833 Beichten, 23 811 Kommunionen, 92 Ehen, 30 116 Fälle der Kronkenpflege. Missionar Wohlrab berichtet in den „Nachrichten aus der ostafrikanischen Mission“ (Berlin III) aus der Missionsarbeit in Hohenfriedeberg: Die vergangenen Monate haben uns vor einc