— 91 Fülle neuer, großer Aufgaben geführt. Zunächst wurde es durch die Rückkehr der Geschwister Jo- hanssen ermöglicht, daß die Verkündigung der frohen Botschaft wieder einmal in weitere noch kaum besuchte Gegenden getragen werden konnte. Auf unserer alten Außenstation Makanya sammelten sich die Leute in großer Schar und hörten mit gespannter Auf- merksamkeit zu. In Ngwelo, wo vor zwei Jahren schon einmal in längerem Zusammenhang verkündigt worden war, wurde aufs neue angeklopft und zur Festigung der Arbeit mit dem Bau einer Außenstation begonnen. Auch in Mlola, der Mitte zwischen Hohenfriedeberg und Makanyo, entsteht eine Hütte, in der ein Missionar einkehren kann, wenn er in der dortigen Gegend verkündigt. Das sind drei neue Arbeitsgebiete. Zu ihnen kommt noch das eigentlich dem Wugabezirk zugehörige Ubii, das in Gemeinschaft mit den Wugabrüdern versorgt werden soll. Im Oktober begann Bruder Boche mit 18 Jungen die Mittelschule. Die Knabenschar setzt sich aus Schülern aller unserer Usambarastationen zusammen, auch Tanga hat drei Wadigojungen geschickt. Ein Bleck schon auf die oben angedeutete Erweiterung unseres Ar- beits feldes zeigt, wie wichtig es ist, daß eine Schar tüchtiger Gehilfen aus unseren Leuten selbst gewonnen wird, da unsere europälschen Kräfte für die Ver- sorgung so vieler Arbeitsplätze nicht reichen. Auf den anderen Hauptstationen ist das Bedürfnis das gleiche. Ebenfalls im Oktober hat sich auch die Arbeit an den Aussätzigen erheblich erweitert. Eine ganze Familie bat um Aufnahme, drei Frauen und zwei junge Burschen. Damit empfingen wir die Weisung, zu der bestehenden Station für aussätzige Männer noch eine Station für Frauen zu bauen. Da von einigen Missionsfreunden gerade für diese Armsten in vergangener Zeit reiche Gaben nach Berlin gesondt wurden, haben wir den Frauen ein schönes, großes Haus gebaut, in dem sie einen ge- meinsamen Kochraum und getrennte Schlafräume haben. — Rings um uns her wird viel gebaut. An den Hängen entstehen hier und dort kleine Gehöfte, und um dieselben verwandelt sich der Busch in Acker- land. Die Gegend um die Station hat sich seit einigen Jahren völlig verändert. Dabei bilden sich aber schon weiter draußen im Lande kleine Kreise, die sich Gottes Wort zuwenden, vor allem in der Nähe von Dule, wo ja auch früher viel verkündigt wor- den ist. Auf demselben Missionsgebiete (Usambara) ist auf der Station Neu-Bethel am 26. November v. Is. eine neue, würdig ausgeführte Kapelle eingeweiht worden. Die Festgottesdienste waren von etwa 200 Katechumenen und Christen — ungefähr 100 bilden jetzt die Ortsgemeinde — und dann unter Teilnahme der zum Fest geladenen Heiden von wohl über 300 Leuten besucht. Der apost. Präfekt P. Vieter schreibt in „Kreuz und Schwert“ über Missionsreisen in Kamerun: Wohl sind solche Missionsreisen anstrengend in diesem heißen Klima, wohl gibt's manchen Verdruß, allein sie sind doch oft derart trostreich, daß der Missionar, der etwas Seeleneifer hat, stets gern von neuem zum Missionswanderstabe greift. Wer will sagen und beschreiben, welchen Trost und welche Freude den heimkehrenden Missionar erfüllt, wenn er sich sagen kann: ich habe eine Anzahl Verirrter zum Heiland zurückgeführt, andere bestärkt im Glauben, andere von der Sünde zurückgehalten? Da kommt ihm die Mühe und der Schweiß gering vor, er achtet nicht des beschwerlichen Weges, er freut sich seines Berufes. Wo er hinkommt, ist er meist ein gern gesehener Gast, hier an der Küste selbst bei nicht katholischen Kaufleuten, die ihm gern Unterkunft gewähren und ihm an ihrem Tische einen Platz gönnen. Gott lohn's allen! Die Baseler Mission steht in Erwägung einer Ausdehnung ihrer Tätigkeit in Kamerun auf Bali und Umgegend. In der Zeit vom 31. Oktober bis 29. November führten die Brüder Schuler, Keller und G. Spellenberg eine Reise nach Bali aus. Ein vorläufiger Bericht über das Ergebnis dieser Reise lautet: Wir alle haben in Bali die übereinstimmende Uberzeugung gewonnen, daß die Zeit zur Aufnahme der Missionsarbeit daselbst gekommen ist, und daß wir uns womöglich schon vor der nächsten Regenzeit in Bali niederlassen sollten. Alle Vorbedingungen zu einer schönen gesegneten Wirksamkeit unter den Bali sind vorhanden. Als solche sehen wir an: 1. Die überaus freundliche Aufnahme bei dem ange- sehenen und mächtigen Könige der Bali und seinem ganzen Volk. In einer Unterredung sagte er: „Schon vier Jahre schreien (ery) wir nach der Mission. Jedem Européer, der kam, sagten wir: Bringt uns doch einmal die Missionsleute!“ 2. Das Verlangen nach Schule und Unterricht. Als Br. Schuler den König fragte, ob er auch dofür sorgen wolle, daß die Kinder in die Schule gingen, war er beleidigt und gab keine Antwort, weil er das für selbstver- ständlich ansah. Schließlich bemerkte er: „Ich selbst will noch lesen lernen.“ 3. Das große Volk, das hier in einer Stadt beisammen wohnt — 6000 bis 10 000 Einwohner. Außerdem sind noch große Dörfer im Grasland, die von Bali abhängig sind, und Bali wird mit der Zeit der Ausgangspunkt zu den noch bedeutenderen Völkern des Graslandes werden. 4. Der König hat Macht und Ansehen und will damit, soviel er jetzt von der Mission versteht, derselben dienen. Er wollte gleich ein Schulhaus bauen an dem schönsten Platz in der Nähe seines Hauses; in zwei Tagen sollte dasselbe sertig sein. Wir sagten ihm, er solle warten, bis der Europäer käme, und dann bauen. Trotzdem gab er aber Befehl,