— 106 lange der Wasserstand es erlaubt, ihr Vieh dort weiden, dann Massakua säen und schließlich nach der Ernte auf die Stoppeln treiben. Zwischen den beiden großen Handelsstraßen nach Norden (F. woyla und H. arewa) 1. die Straße über Garua—Giddr und 2. die westlichere Barndaki—Demßa—Mubi erhebt sich zunächst das Tengelinmassiv, das von Falli sprechenden Heiden bewohnt ist, die, wie überall, einstmals auf dem flachen Lande angesessen, von den Fullahs auf die Berge gedrängt sind, wo sie in sehr loser Unabhängigkeit im Strohhütten, die gleich Vogel- nestern einzeln an die Berge geklebt sind, oder in geschützten, unzugänglichen Talkesseln, von Steinwällen umgeben, mit ihren Ziegen und Hunden leben. Es sind nur einzelne Heiden, die freiwillig die Fullah- siedelungen mit ihrer höheren Kultur und besseren Lebensbedingungen aufsuchen und als (F. lsill mudo [Sing.]), mube [Plur.)) zum Mohammedanismus sich bekennen. Nominell sind sämtliche Fallis, wie alle Heiden (F. arnani) überhaupt in Adamaua, den Fullahs unterworfen und auf die einzelnen Vasallenstaaten, in denen sie liegen, verteilt. So hat außer Leinde auch Djaebacke (NoO) Tengelin; und die übrigen Fallis verteilen sich, wie folgt: 1. Djaebacke außer Tengelin die Bulgu, 2. Demßa (NW) die Toro, die durch den Mao Til von den Batta geschieden werden, die gleichfalls dorthin Jahresabgaben (Fulla morgul) zahlen, 3. Bazeo (N) die Puri. Die Falli sprechenden Heiden finden ungefähr in der Lmie Bifara—Sserau ihren Abschluß. Den ganzen Osten von Lame im Süden bis an die Mandaraberge im Norden bewohnen Mundang sprechende Heiden. Zu ihnen gehören die Lam, Libe, Musugoi (nicht zu verwechseln mit den Mußgu am Logone-Schari), Mundang, Mattafall und Ndokulla. Unter ihnen sind die auf französischem Gebiet sitzenden Lame= und Lereleute weiter vorgeschritten und zu unabhängigen Staatengebilden vereinigt. Die Handelsstraße nach Lere führt Mao Kebbi aufwärts, hat aber bei weitem nicht die Bedeutung wie der südlichere Weg über Lame zu dem Riesen- stamm der Lakkaheiden, dem alten Sklavenreservoir für Bubanjidda und Ngaundere. Aus dem Gebiet des Lamido von Leinde führt die östliche Straße nach Norden zunächst in Djaebackes Gebiet mit den großen Plätzen Bade und Jambutu. Die Gegend wird hier nach Westen zu vollkommen eben; niederer Buschwald wechselt mit angebauten Strecken. Neun Marschstunden von Garua entfernt liegt das dem Lamido Be (W) gehörige Malemasuto. Zahlreiche Dörfer am weiteren Wege gehören teils zu Bebene (80), teils zu Golombe (0O). Das Gelände beginnt allmählich zu steigen, bis bei Uro Borroro das große geschlossene Massiv von Nordadamaua im Westen sich erhebt, das sich bis nördlich Marrua fortsetzt. Uro Borroro ist, wie der Name besagt, eine Niederlassung ehemaliger schweifen- der Fullahhirten, die sich hier seßhaft gemacht haben. „Reichsunmittelbar“ (d. h. Grundbesitzer, morgul zahlend und Heerbann stellend) sind Golombe, Uro Borroro und Giddr. Bis Giddr im Osten und Uba im Westen, aller- dings durch das Gebirgsmassiv unterbrochen, sitzen die Fullahs geschlossen. Die westliche, bisher betretenere Straße nach Norden führt bis Uba durch niederes Bergland mit Ausblicken auf das geschlossene Mittelmassiv, in dessen Ausläusern zwischen beiden Bergen die „Reichs- unmittelbaren“ Be, Bazeo und Kau sitzen. Längs des Weges bis Uba sitzen die Ndjaien sprechenden Heidenstämme der Sumo Holma, Woyla, Kilba, Mpaka, Maiha und Zeke, die auf derselben niederen Stufe stehen wie die Falli. Die Männer sind mit über die Schultern hängenden Fellen bekleidet, Weiber und Kinder nackt. Sämtliche Heiden bereiten aus Korn ein berauschendes Getränk (H. ugia, F. mbull), das ihnen geradezu als Nahrungsmittel dient. Ihr Schutz sind die unzugänglichen Berge, in denen sie mit wunderbarem Geschick sich zu verbergen wissen. Battas, Mundangs und Margis haben eine Art von Kultus; bei den Ndjaien und Fallistämmen habe ich nirgends Anklänge daran gefunden. Bis Mubi ist das Land gut bebaut. Dempßa, Sserau, Maiha, Holma und Mubi sind „nreichsun- mittelbar“. Bei Mubi zweigt die große Bornustraße ab. Mubi ist überhaupt ein wichtiger Knotenpunkt und großer Markt; denn hier nimmt auch die einzige große Straße nach Osten (H. gabbas, F. fkunange), die das Nordadamauamassiv in der Breitenrichtung nach Marrua hin durchzieht, ihren Anfang. Sie führt sehr beschwerlich, teils nur als Saumpfad, in zwei Tagen über Burrha nach Gauar mitten im Gebirge, wo die Straße nach Norden über Samai in 16 Stunden nach Madagali abzweigt. Bis nach Marrua gelangt man über Gasaua, wo der Weg aus dem Gebirge heraustritt, und Miskin in 12 Marschstunden von Gauar aus. Mubi, Muglubu, Sserau und Dempßa sind alte große Plätze, die schon Barth besuchte, und die genau erhalten sind, wie er sie beschreibt. Der Anbau des Landes ist gut, auch Wasser ist vorhanden. Nördlich Mubi führt der Weg in der Ebene mit dem Bilick auf die grotesken Felsformationen des Massivs, in fünf Stunden nach Uba, das, wie Mischika und Moda im Norden, mit reichen Weidegründen „reichs- unmittelbar“ ist. Nördlich Moda beginnt das Gebiet des zahl- reichen, von Barth genau beschriebenen Marykistammes, der sich bis weit nach Bornu hinein erstreckt. Die Straße folgt den Talwindungen, passiert oft, wie bei Uduffu, wo eine große Marykisiedelung ist, ge- schlossene Kessel oder gestattet auch weite Ausblicke