Unmittelbar hinter dem Dorfe bogen wir von dem Wege, der nach Komaka-Ebolova führt, nördlich ab, überschritten auf einem Baumstamme den Fluß Bingeli, der in den Biwume fließt, durchquerten auf schlechtem Pfade ehemalige Pflanzungen, und dann nahm uns pfadloser Urwald auf. Dem rasch vor- anschreitenden Bulihäuptlinge folgend, gelangten wir bald zu dem in starken Fällen über die Felsen stürzenden Bekak, einem Nebenflusse des Bingeli, überschritten denselben und marschierten dann in nordwestlicher Richtung über einen breitgewölbten niederen Bergrücken. Allenthalben waren die frischen, zum Teil ganz riesigen Spuren von Elefanten zu sehen. Eine, die mir ganz besonders auffiel, maß ich, sie hatte 54 cmm im Durchmesser. , Nach ungefähr einer Stunde stiegen wir wieder abwärts zum Bekak und folgten diesem bald auf dem rechten, bald auf dem linken Ufer und zuletzt in ihm watend. An die Stelle des Waldes trat ein morastiges Gelände, bewachsen mit Rohr, Ge- büsch, riesigen Blattpflanzen und einer Art Mangrove. Fürchterlich haben hier die Elefanten gehaust. Die aus der Erde gerissenen Bäume lagen wirr über- einander, durch das Röhricht waren breite Pfade getreten, die im Bogen führend den reinsten Irr- garten bildeten, der Boden war durch die Tritte in einen breiigen Sumpf verwandelt. Und dazu un- aufhörlich niederströmender Regen. Lange Zeit wateten wir hier im Sumpfe und überkletterten die übereinanderliegenden Baumstämme, die einen natür- lichen Verhau bildeten. Die Dunkelheit brach an, aber noch hatten wir keinen Ausweg aus dieser Wildnis gefunden. Da erklärte der Häuptling, er finde sich nicht mehr zurecht, er wolle einige seiner jungen Leute holen, die den Weg besser kennen würden. Ich schlug daher das Lager auf und sandte nach dem Dorfe zurück, um Führer zu requirieren. Erst am anderen Tage nachmittags 4 Uhr erschienen diese, und nun verlegte ich das Lager eine Stunde weiter oberhalb an den Bergabhang. Von hier aus konnte ich sehen, daß wir uns am Südwestabhange des das Tal des Bekak nördlich abschließenden Ge- birgszuges befanden. Jenseits des Tales erhoben sich massige Berge von mindesiens 1200 m Höhe. Noch vor Tagesanbruch brachen wir am anderen Morgen auf, stiegen den Abhang in nordwestlicher Richtung empor an Baumfarngruppen vorbei, über steile Gräben und zuletzt unter einer mächtigen Felswand hin zu einer breiten Einsattelung des Gebirgszuges. Vor uns im Norden erblickten wir eine endlose Reihe hoher, massig gebauter Berge. Etwas unterhalb der Einsattelung trafen wir auf die Reste eines Lagers, von dem aus die Leute aus Ntola und Bienemayong Kautschuk zu sammeln pflegen. Kautschuklianen trafen wir hier und später noch in großer Menge an. Allmählich (NW) ab- wärtsschreitend, kamen wir zu einem kleinen Bache, der bereits zu dem Flußgebiet des Lobe gehört. In ihm watend gelangten wir nach einer guten Stunde 175 zu einem sumpfigen, mit Röhricht und Gestrüpp be- wachsenen Gelände, das wir durchquerten. Ein niedriger Bergzug wird überschritten, da kreuzt ein llarer Gebirgsbach unseren Weg, Falube nannten ihn die Führer. Etwa eine Stunde weiter unter- halb vereinigt er sich mit einem ebenso großen Bache gleichen Namens und heißt dann Lobe. Die Führer erklärten hier, daß sie noch niemals weiter in dieser Gegend vorgedrungen seien und nicht mehr Bescheid wüßten. So übernahm ich daher von jetzt ab die Führung selbst. Mit dem Haumesser in der rechten und dem Kompaß in der linken Hand schritt ich der Karawane voraus, meist dem Lobe folgend, der von allen Seiten Zuflüsse empfängt und sich rasch vergrößert. Anfänglich ging es ohne erhebliche Schwierigkeiten vorwärts. Bald aber traten die Berge hart an das Ufer heran, und das Flußbett ward zur tiefen, engen Schlucht. Wildromantische Szenerien entwickelten sich vor unseren Augen. Riesige Felsblöcke liegen im Flußbett, an den Ufern oder bilden übereinanderliegend Grotten, durch welche der Fluß schäumend sich hindurchzwängt. Wasserfälle und Stromschnellen wechseln in bunter Reihenfolge. Mächtige entwurzelte Baumstämme, auf denen Farn- kräuter, Blattpflanzen und Schlinggewächse üppig wuchern, versperren, eingeklemmt zwischen den Felsen, dem Wasser den Weg und bilden so kleine Stauseen. Durch das Blätterdach des Waldes erblickt man hier und da ein kleines Stückchen blauen Himmels oder von der Sonne golden beschienene Berggipfel, wäh- rend hier unten düsteres Dämmerlicht herrscht. Das Rauschen, Tosen und Zischen der stürzenden Wasser verschlingt die menschliche Stimme, ist betäubend und auf die Dauer fast unerträglich. Mühsam und nur sehr langsam dringen wir vorwärts. Bald springen wir von Stein zu Stein, bald überklettern wir Felsen oder wir steigen einem Abbruche, einer Felswand ausweichend in den steilen Berghang und folgen diesem in oft gefährlicher Kletterei. Durch die einbrechende Dunkelheit genötigt, schlagen wir endlich Lager auf einem schmalen Streifen ebenen Landes zwischen Fluß und Bergwand auf. Vergeblich versuchen wir, Feuer zu machen; denn das Holz ist hier wie ein nasser Schwamm vollgesogen von Wasser. Am anderen Morgen steigen wir in der gleichen Weise talab. Endlich nach mehreren Stunden treten die Berge zurück, ein weites Tal öffnet sich vor uns und ruhig fließt der klare Fluß über hellen Sand. Wir waten nun im Flusse, bis die zunehmende Tiefe uns zum Betreten des Ufers zwingt. Das Haumesser bahnt uns jetzt wieder den Weg oder wir folgen den Pfaden der Elefanten und Büffel. An einem seichten Bache nicht weit vom Lobe übernachten wir heute. Der mitgenommene Proviant ist mittlerweile aufgezehrt. Die Wey- jungen verzehren mit großem Appetit eine 1 m 60 cm lange und 35 chm im Umfang messende Hornviper mitsamt dem Kopfe. Ob sie vorher die Giftzähne entfernt hatten, weiß ich nicht. Andere taten sich