— 204 — wo aus die Anlage von Feldern und der Bau kleiner Niederlassungen sich bald durch den fortwährenden Zuzug bis zu dem etwa 8 km entfernten Dorfe Nyanyani und ebensoweit an dem Wege nach Pan- gani erstreckte. Gleichzeitig entstanden einige kleine Dörfer nordwestlich und westlich von Tanga, nördlich der Eisenbahn bis über den Weg nach Amboni hin- aus, und Ansiedelungen bei Pongwe und Muyussi sowie an den Inderansiedelungen. Seitdem sind, angeregt durch die dauernde An- frage nach Land an der Eisenbahn zur Anlegung von Plantagen und durch den dadurch bedingten Arbeiterbedarf, bei Pongwe südlich Kilometer 15 der Bahn außer dem in Anschluß an die Inderansiede- lung gebildeten Wanyamwesidorf noch weitere drei Wanyamwesidörfer angelegt. Diese hier angesiedelten Wanyamwesi mußten außer mit Ackergeräten und Sämereien auch durch Zahlung von Verpflegungsgeld bis zur ersten Ernte unterstützt werden. Jetzt nach der Ernte ist die Ansiedelung gesichert, die Webersche Pflanzung hat den Betrieb begonnen und wird soviel Arbeiter brauchen, daß die weitere Ansiedelung von Wanyamwesiarbeitern von selbst von statten gehen wird. Em ferneres neues Wanyamwesidorf ist bei Mwambani, nahe der Meeresküste, etwa 9 km südlich von Tanga, im Entstehen begriffen. Hier ist nur die Verteilung von Saatgut und Ackergeräten er- forderlich, den Unterhalt können sich die neuen An- siedler durch Gelegenheitsarbeiten in Tanga verdienen, sonst werden sie auch von ihren schon länger seß- haften Genossen unterstützt. Bei Tangata und auch an den anderen Akiden- sitzen sind selbständige Wanyamwesikolonien entstanden und die Ansiedelungen bei Muhesa, am Kiuhui und bei Niussi nehmen beständig zu. Am Wege von Muhesa nach Derema trifft man bis zum Gebirge kaum noch unbebautes Land. Hier haben sich Wa- bondei mit Wanyamwesi und Manjema gemischt. Auch in der Nähe der Kaffeeplantagen nimmt die Besiedelung beständig zu. Die Arbeiterverhältnisse sind dadurch schon erheblich besser geworden. Auf einer der größten Plantagen melden sich fast wöchent- lich 40 bis 50 Arbeiter mehr, als eingestellt werden können, obschon der Lohn nur 16 Pesa beträgt. Ein bedenklicher Umstand ist bislang immer ge- wesen, daß verhältnismäßig wenig Wanyamwesi= weiber vorhanden waren, es scheint aber doch, als ob ihre Zahl nach und nach zunimmt. Jedenfalls sind die Ansiedler ernstlich gewillt, hier zu bleiben und großenteils ihre Angehörigen nachkommen zu lassen. Als Ackergeräte sind den Wanyamwesi schwere Plantagenhacken, auf etwa drei Mann ein Busch- messer und, wo es erforderlich war, auch Axte zum Waldschlagen gegeben. Ein großer Teil von Wan- hamwesi, besonders von denjenigen, welche sich in Bondei oder an den Plantagen angesiedelt haben, hat die Unterstützung des Bezirksamtes indessen gar nicht in Anspruch genommen. Es sind bislang an Wanyamwesi ausgegeben: 1909 Hacken, 671 Busch- messer, 184 Axte. Unter Einrechnung der Weiber und Kinder mit Berücksichtigung des vorerwähnten Umstandes, daß einer großen Anzahl von Leuten Geräte nicht geliefert sind, schätze ich die Zahl der angesiedelten Wanyamwesi auf 3000 Köpfe, davon wohnen im Umkreise von etwa 10 km von der Stadt Tanga ungefähr 1200. An Saatgut sind bislang verteilt: Mtama, Erd- nüsse, Chiroko, Kunde, Mais und Sesam. Die diesjährige Ernte war befriedigend mit Aus- nahme von weißem Sesam. Diese Art will, wie sich wieder ergeben hat, im Norden der Kolonie aus mir nicht bekannten Gründen nicht recht gedeihen, während schwarzer Sesam hier bei weitem besser fortkommt. Wenn auch von der Ausfuhr von Ackerbaupro- dukten der Eingeborenen im Jahre 1902, nämlich: Getreide 332 955 lbs., Sesam 225 142 lbs., ein großer Teil dem günstigen Jahre zu verdanken ist, so sind doch zweifellos auch die Wanyamwesiansiede- lungen trotz ihres erst kurzen Bestehens schon daran beteiligt. Die Hauptaufgabe muß indessen darin ge- sehen werden, die Reiseinfuhr, welche im Jahre 1902 immer noch 3731 798 lbs. betragen hat, zu ver- ringern. Die Ausfuhr von Getreide zeigt, daß die- jenigen Eingeborenen, welche sich an Reisnahrung gewöhnt haben, nicht gewillt sind, diese durch Ge- treide ersetzen zu lassen, und sei es auch noch so wohlfeil. Es muß deshalb versucht werden, die Wanyamwesiansiedler und auch die übrigen Einge- borenen zur Anlage größerer Reisfelder zu bewegen. Es ist Saatreis zur Verteilung in Mombo bestellt geeignetes Land ist genügend vorhanden. Den Inderansiedelungen ist das verflossene Jahr trotz des reichlichen und gut verteilten Regens kein günstiges gewesen. Die indischen Ansiedler haben sich zwar inzwischen besser an das Klima gewöhnt, doch ist das Texasfieber unter dem Rindvieh noch nicht erloschen, auch ist in den Feldern durch In- sekten, Wildschweine, Vögel und Uberschwemmung viel Schaden angerichtet. Um die Inderansiedler an besser arbeitende Ackergeräte zu gewöhnen und für die Neger noch mehr vorbildlich zu machen, soll jetzt versucht werden, die primitiven indischen Hakenpflüge und Säegeräte durch leichte deutsche Pflüge, Eggen und Handsäemaschinen zu ersetzen. Diese Geräte treffen nächstens ein, so daß die Ausbildung der Inder mit denselben bis zum Beginn der Regenzeit beendet sein kann. Anbauversuche mit indischer und ägyptischer Baumwolle haben ergeben, daß erstere schlecht, letztere dagegen gut gediehen ist. Das An- siedelungsunternehmen des Inders Meta Pratapsin macht Fortschritte. Anfang Dezember hatte er etwa 80 ha Land unter Kultur, seitdem ist aber für neue indische Ansiedler schon wieder Wald geschlagen, und Meta selbst will nach Indien fahren, um solche zu holen. Auf der Metaschen Ansiedelung arbeiten zur Zeit zehn Inder, drei verheiratete von diesen haben