Ich habe jeder Schwester ihre Beschäftigung an— gewiesen. Schw. Johanna hat die Aussicht über die Wäscherei. Waschen braucht sie nicht; sie hat nur dafür Sorge zu tragen, daß die einheimischen Wäsche- rinnen etwas nach unserer Manier vorgehen und nicht alles nach ihrem Kopfe machen. Was das Stillschweigen anbelangt, so sind wir davon von morgens 8 Uhr ab dispensiert, weil man fortwährend gezwungen ist, mit den Arbeiterinnen und den Kindern zu sprechen, oft zu lachen und zu scherzen. Die guten Leute freuen sich ungemein, wenn man ge- meinschaftlich mit ihnen eine Kokosnuß austrinkt, oder eine Banäne, eine Brotfrucht oder Taros ver- zehrt. Schw. Aloysia hat für die Kapelle Sorge zu tragen. Schw. Hubertina hat die Küche über- nommen. Die Schwestern haben eine ganz euro- päische Kost; dann und wann kommen auch Kokos- nüsse, Bananen und Brotfrüchte auf den Tisch. Die Veranda dient als Refektorium. Für die Kinder kocht Schw. Hubertina einen Tag Fleisch mit Reis, den andern Tag Reis mit Fleisch. Den Reis essen sie am liebsten in Wasser gekocht, ohne Fett und ohne Salz. Die Fische essen sie immer roh. Abends nehmen sie Brot und trinken Tee dazu. Schw. Hubertina hat außerdem die Sorge für die Kranken. Schw. Magdalena und ich teilen uns die Arbeit bei den Mädchen. Wir bewohnen mit den Kindern zwei kleinere Häuser. Das eine ist unser „HKloster“, das andere die Schule. Der Unterricht beginnt morgens um 8 Uhr und dauert, wie in Europa, mit Unter- brechung einer halben Stunde bis Mittag. Nach- mittags ist Handarbeitsunterricht und Gesangstunde bis 4 Uhr. Den Religionsunterricht erteilen die Patres. Alles andere haben wir zu besorgen. Die Kinder sind durchweg gut talentiert, lernen sehr gut und haben das größte Zutrauen zu uns. machte uns ihr lebhaftes Temperament wohl einige Sorgen; jetzt haben wir schon große Freude an ihnen. Unsere Schule umfaßt 4 Abteilungen. Schw. Magdalena hat den 1. und 2. Jahrgang und ich habe den 3. und 4. übernommen. Wenn ein deutscher Dampfer vor Anker liegt, werden unsere Kinder ge- wöhnlich von dem Schiffskapitän eingeladen. Dann singen sie ihre schönsten deutschen Lieder und ver- dienen sich Kuchen und Limonade. So hat uns noch vor kurzem Kapitän Janke von der „Oceana“ nachmittags zum Kaffee gebeten und wußte sich sehr gut mit den Kindern zu unterhalten. Wir wollen uns mit Gottes Beistand und Hilfe bemühen, die uns anvertrauten Kinder zu guten Christinnen und tüchtigen Hausfrauen heranzubilden. Die Wesleyanische Missionsgesellschaft, welche in Samoa tätig ist (val. Kolonialblatt 1901, Beilage zu Nr. 23 vom 1. Dezember 1901, S. 8), hat die Entsendung des Predigers Beutemüller in Ludwigs- burg (Württemberg), Predigers der bischöflichen Methodistenkirche in Süddeutschland, beschlossen. Anfangs 212 Beutemüller hat im Januar d. Is. von Genua aus die Reise nach seinem neuen Arbeitsfelde angetreten. Aus fremden RKolonien und Produhktionsgebieten. Ein neues Berufungsgericht für Britiich-Ost. und Sentralafrika. Einer Londoner Zeitungsmeldung zufolge ist für Uganda, Britisch-Ostafrika und Britisch-Zentralafrika ein neues Berufungsgericht eingerichtet worden. Weitere Berufung von diesem Gericht, welches in Sansibar seinen Sitz hat, ist nur an den Privy Councile statthaft. Schmalspurbahn in der Rapkolonie. Die einzige bisher in der Kapkolonie existierende 2 Fuß = 60 Centimeter-Eisenbahn, die von Kapstadt in nördlicher Richtung nach Kalabaß-Kraal führt, ist kürzlich um weitere 47 ½ englische Meilen verlängert worden. Bei der Eröffnungsfeier wurde vom Minister und vom Präsidenten des Harbour Boards der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Linie nur eine Vorläuferin für viele weitere Schmalspurbahnen in den ländlichen Distrikten sein möchte. Die Kosten der Strecke einschließlich 17 000 8E für Wagenpark und Maschinen haben 104 282 K, also etwa 2200 L für die englische Meile und 30 000 4 weniger, als im Voranschlag vorgesehen gewesen war, betragen. Der Eisenbahnminister bemerkte mit Bezug auf das rollende Material, daß es fast genau ein Drittel von dem kostete, was solches für die 3° 6“ = 1,06 m Spurweite gekostet haben würde, wobei man aller- dings nicht vergessen dürfe, daß ersteres eine weit geringere Tragfähigkeit habe und daß die Zugkraft der Lokomotive nur fast ½8 von dem der 1,06 Bahn- lokomotive betrage. Ferner sei zu bemerken, daß die Brücken der neu eröffneten Strecke zum Teil von Holz wären und hölzerne Fundierungen, daher nur eine begrenzte Lebensdauer hätten. Als einen Nach- teil der Schmalspurbahn bezeichnete der Minister es, daß in der Erntezeit die Frachten so bedeutend sein würden, daß dieselben mit dem gewöhnlichen Wagen- park nicht würden bewältigt werden können, und daher entweder eine Verzögerung im Transport der Landwirtschaftsprodukte stattfinden würde oder das rollende Material so vermehrt werden müsse, daß ein Teil desselben während eines großen Teils des Jahres unbenutzt bleiben würde. (Nach einem Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Kapstadt.) ˙aturalisation im Transvaal. Ein Gesetz, betreffend die Naturalisation im Transvaal, ist im Dezember v. Is. veröffentlicht