Das anfangs sehr enge Mkungutal verbreiterte sich nach Norden allmählich bis auf 1500 m. Zu beiden Seiten schließen hohe Bergzüge das Tal ein; die Bevölkerung ist sehr dicht, der Anbau ungemein sorgfältig und reich. Wie überall in Ruanda, so werden auch hier neben Bohnen, Erbsen und süßen Kartoffeln, hauptsächlich Bananen gepflanzt. Mtama dient ausschließlich zur Pombebereitung. Am Kitschiebach, hart am Mkungu= Ufer, schlugen wir am 8. Oktober auf kurzer Grasnarbe unser Lager auf und wurden hier von einem Un- wetter mit bohnengroßen Hagelkörnern überrascht, welche in solchen Mengen fielen, daß wir in wenigen Minuten hinreichend Eis zum Kühlen von Getränken sammeln konnten. Am 9. Oktober gelangten wir bei ununterbrochenem Regen über verwitterte Lava- felder zum Mugarabach unweit des Mkungu und am nächsten Tage in die Landschaft Mrera zum Dorfe des Mshoza Mhigo, wo wir Lager bezogen. Mshoza Mhigo, welcher die deutsche Flagge gehißt hatte, verpflegte die Karawane reichlich und versprach während der Arbeiten der kongolesischen Grenz- kommission in der Landschaft Mrera zu verweilen und die genannte Kommission durch Lieferung von Lebensmitteln und Gestellung von Arbeitern zu unterstützen. Nach einem Ruhetage beim Mshoza Mhigo marschierte ich dann an den See Ngesi ya luhondo, dessen Bevölkerung im vorigen Jahre bestraft werden mußte, da sie den Arbeiten der deutschen Kommission sich feindlich gezeigt hatte. Die Eingeborenen erschienen diesmal sofort im Lager, welches ich unmittelbar am See außfge- schlagen hatte, lieferten Verpflegung, versicherten wiederholt ihre Ergebenheit und stellten mir sogar vier Einboote zur Fahrt auf dem See zur Ver- fügung. In diesen fuhren wir dann nach den nur 1 Stunde entfernten Mtarukofällen und stiegen von diesen über die nur 500 m breite Wasserscheide zum Ufer des Sees Ngesi ya Bolera hoch. Dieser etwa 50 m häher gelegene See gibt sein Wasser in den genannten Fällen zum Ngesi ya luhondo ab. Die Mtarukofälle sind etwa 50 m hoch und 10 m breit und bilden mehrere Absätze. Unmittelbar unter den Fällen fanden wir vollständig ruhiges Fahr- wasser, so daß die Annahme berechtigt erscheint, daß hier unterirdische Abflußkanäle vorhanden sind; einen solchen Kanal fanden wir auch auf Viertelhöhe der Fälle. Die Eingeborenen wetteiferten hier, uns sowie die uns begleitenden Askaris durch die Fälle zu tragen und zogen uns sogar die steilen Abhänge empor. Den Rückweg zu unserem Lager am Luhondo- see nahmen wir über die fruchtbare und gut be- völkerte Lavaebene am Fuß des Vulkans Kirunga oder Muhawura. Vom Luhondosee marschierte ich wieder zum Dorf des Mshoza Mhigo zurück und passierte den Kilmgobach, welcher auf seinem rechten Ufer eine wahrscheinlich kohlensaure Quelle von 2 bis 3 m Durchmesser zeigte. Am 15. Oktober marschierte ich dann mit der gesamten Karawane in 297 nördlicher Richtung an den Fuß des Kanavulkans, wo wir an einem kleinen Bache unser Lager auf- schlugen. Auch hier erhielten wir reichlich Verpfle- gung, die Bevölkerung zeigte sich friedlich und zutraulich. Am 16. bis 18. Oktober unternahmen Oberarzt Dr. Engeland und ich mit nur wenigen Askaris und den notwendigsten Lasten und Trägern eine Besteigung des noch unbekannten Vulkans Kirunga ya Sabyingo, welchen ich auf 3300 m Höhe schätze. Am ersten Tage benutzten wir den Verbindungsweg zwischen den Landschaften Ufumbiro und Mrera, welcher neben den Sattel zwischen den Vulkanen Kana und Kirunga ya Sabingo führt. Wir passierten stetig ansteigend zunächst niedrigen lichten Busch, weiterhin Bambus. Der breite Weg glich einer mit Kopfsteinen ge- pflasterten, ausgerissenen Straße und zeigte unzählige Wasserrinnen mit vielen Sumpfstellen. Nach etwa dreistündigem Marsche gelangten wir auf den Sattel zwischen den Veiden genannten Vulkanen und schlugen auf einer Lichtung im Bambuswald an einem kleinen Bache unser Lager auf. Wir hatten von hier einen herrlichen Blick auf die Gegend nördlich der Vulkaue bis tief in die Rutschuruebene hinein. Der Kana zeigte bis auf sein Plateau dichten Bambuswald, während der Sabinyo nur bis zur Hälfte Bambus mit einzelnen Bäumen und bis zur Spitze immer spärlicher werdende Vegetation hatte. Auch hier in unserem Lager auf etwa 2500 m Höhe erhielten wir reichlich Verpflegung von den tief in der Ebene wohnenden Eingeborenen. Am 17. Oktober ver- ließen wir mit einer Zeltausrüstung, acht Wasserlasten, fünf Askaris und den notwendigsten Trägern unser Lager auf dem Sattel und gelangten in 4½/ Stunden bis zu einer Höhe von etwa 3100 m. Der Weg führte uns zunächst über vereinzelte Felspartien durch den nicht sehr hohen Bambuswald mit dichtem Untergestrüpp, durch welches wir uns zwei Stunden lang mit dem Messer den Weg bahnen mußten, trotzdem wir des öfteren Elefantenpfade benutzten. Wir trafen hier auf viele Rinderspuren und Bam- bushütten, welche den Eingeborenen der Landschaft Usumbiro zum Schlupfwinkel gedient hatten. Nach zwei Stunden Marsch gelangten wir auf Stein- geröll mit Brombeersträuchern und Blaubeerpflanzen. Die Vegetation wurde mit jedem Schritt spärlicher, die Steigung immer größer und der Weg be- schwerlicher, so daß wir die letzten /4 Stunden nur noch über große Steinblöcke klettern mußten. Wir befanden uns auf einem nach Südwesten zu an- steigenden Felsgrat, zu beiden Seiten eine steil ab- fallende, tiefe Schlucht. Der Grat war gerade noch breit genug, daß wir schwindelfrei vorwärts kommen konnten. In einer Höhe von etwa 3100 m schlugen wir unser Zelt auf einer durch Bewerfen von Moos möglichst eben gemachten Stelle auf, welche gerade Platz für unsere Zeltdecke bot, während die Holz- pflöcke schon am Abgrund befestigt werden mußten. Unsere Träger und Askaris suchten Schutz in den 3