Felshöhlen, um sich hier durch Feuer gegen die empfindliche Kälte zu schützen. Von unserem Lager aus erblickten wir eine Herde schwarzer, großer Affen, welche versuchten, den höchsten Gipfel des Vulkans zu erklettern. Von diesen Affen gelang es uns, zwei große Tiere zur Strecke zu liefern, welche mit großem Gepolter in eine nach Nordosten sich öffnende Kraterschlucht abstürzten. Nach fünfstündiger, anstrengender Arbeit gelang es uns, ein Tier angeseilt heraufzuholen. Es war ein männlicher, großer, menschenähnlicher Affe von etwa 1½X m Größe und einem Gewichte von über 200 Pfund. Die Brust unbehaart, die Hände und Füße von ungeheurer Größe. Es war mir leider nicht möglich, die Gattung des Affen zu bestimmen. Für einen Schimpansen hatte derselbe eine wohl noch nicht bekannte Größe, und das Vorhandensein von Gorillas ist bis jetzt bis zu den Seen hin noch nicht festgestellt worden.".) Die Nacht brachten wir auf dem Felsgrat zu, in steter Angst, von dem heulenden Sturm mitsamt dem Zelt in den Krater geweht zu werden. Die Temperatur war mittler- weile bis auf den Gefrierpunkt gesunken. Am nächsten Morgen versuchten wir dann die höchste Spitze des Kirunga ya Sabinyo zu erklettern, um von hier aus einen Rundblick über den Vulkan zu erhalten. Da ein Vorwärtskommen indessen nur kriechend möglich war, zu beiden Seiten die Fels- wände auch senkrecht abfielen, so mußte Oberarzt Dr. Engeland infolge eines Schwindelanfalls auf einer Höhe von etwa 3150 m umkehren, während es mir noch gelang, bis zur Höhe von 3250 m vorzu- dringen. Die nur 50 m höhere Spitze zu erreichen wäre nur mit Seilen und Steigeisen möglich ge- wesen. Das Gestein bestand aus großen Lavablöcken mit einzelnen verkümmerten Büschen. Der Kirunga ya Sabinyo hat einen großen, tiefliegenden Krater, welcher nach allen Richtungen hin sich tiefe schluchten- artige Auswege gebahnt hat. Diese hatten steilab- fallende und nach dem Fuß zu sich abflachende Wände. Ich habe fünf solcher Schluchten gezählt. Der Krater muß schon seit vielen Jahrzehnten er- loschen sein. Nach Niederlegen einer Flaschenurkunde kehrte ich dann wieder zu unserem Lager auf dem Felsgrat zurück. Von hier genossen wir einen sehr schönen Blick auf die ganze Rutschuruebene, über den ganzen Albert Eduardsee, auf den Runsoro und weiter nach Osten bis tief nach Unyoro und Uganda hinein bis zum Durchbruch des Somerset- Nils bei Minli. Am Nachmittag gelangten wir dann wieder an den Fuß des Vulkans und von dort gegen Abend in unser Standlager am Fuß des Kanas. Während meines Aufenthaltes in der Landschaft Mrera am Südfuß der Vulkane Muhawura, Kana *)s Wie die Direktion des zoologischen Museums zu Berlin nach einer Photographie des Affen inzwischen festgestellt hat, ist das Tier tatsächlich ein Gorilla. Anm. d. Red. 298 und Sabingo habe ich die Überzeugung gewonnen, daß die Bevölkerung hier durchaus friedlich und entgegenkommend ist. RKamerun. Bericht des Oberleutnants Dirtler über eine Dienstreise von Bamenda nach Babesst. Der Oberleutnant und Stationschef Hirtler berichtet aus Bamenda unter dem 8. Januar d. IJs.: Am 1. Januar 1903 trat ich mit 19 Farbigen den Marsch nach Babessi an. Zweck dieser Dienst- reise war: a) Erkundung des nach Bamum anzulegenden Weges in der Trockenzeit zur Ergänzung der während der Regenzeit von Oberleutnant Schlosser vorgenommenen Erkundungen. Uber Babessi hinaus glaubte ich meinen Marsch nicht ausdehnen zu dürfen, um während der Abwesenheit eines Teiles der Besatzung auf der Bangwa-Expedition mich nicht allzuweit von der Station zu entfernen. b) Feststellung des Vorkommens von Glimmer in der Gegend von Babanki-Tungo. c) Aufsuchen von Baumwolle, von deren Vor- handensein auch außerhalb Bagams ich mich über- zeugen wollte, da es mir nicht wahrscheinlich erschien, daß bei dem regen Marktverkehr die Baum- wolle sich nur in Bagam finden sollte, ohne weitere Verbreitung gefunden zu haben. Auf Station blieb der europ#ische Unteroffizier Siebrandt mit 28 Farbigen zurück. Marsch-Station Bamenda—Babanki- Tungo. Ich benutzte den neu angelegten Weg, um dessen Fortsetzung bis Babanki-Tungo festlegen zu können. Derselbe führt im wesentlichen in östlicher Richtung, wobei erhebliche Geländeschwierigkeiten zu überwinden sind, die im Verein mit dem steinigen Untergrund den Wegebau sehr erschwert haben. Vor allem kam es mir darauf an, einen benutzbaren Ubergang über das Scheidegebirge zu finden, dessen Höhe ich auf etwa 1800 bis 2200 m in seinen höchsten Er- hebungen schätzte. Die hohe Lage des Plateaus der Station einerseits und die erhebliche Entfernung bis zum Gebirgskamm andererseits ließen vermuten, daß der Aufstieg kein übermäßig steiler sein konnte, wenn nicht tief eingeschnittene Schluchten durchquert werden mußten. Uber den Paß auf dem Wege Bambilli—Ba- banki-Tungo hat Oberleutnant Strümpell be- richtet.) Der von mir benutzte Ubergang liegt süd- licher. Der Aufstieg führt im wesentlichen in drei Absätzen, deren westlichster sich als ein Plateau von 1 km Ausdehnung darstellt, ziemlich bequem nach — — ——— — *) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1903, S. 84.