man daher eine angemessene Rückzahlung des An- lagekapitals erreicht haben. Es wird dann die Frage aufgeworfen, ob unter Beibehalt der gegenwärtigen Frachtsätze die Kolonie und hiermit die Steuerzahler den Verlust tragen solle, oder ob es nicht zweckdienlicher ist, wenn die Beträge für die Beförderung erhöht und so von den Benutzern der Bahn getragen werden. Die Meinung scheint dahin zu gehen, daß die Frachtsätze soweit erhöht werden müssen, als der Handelsartikel maximal zu tragen im stande ist, vorausgesetzt, daß dieser Betrag nicht die Förderung durch Menschenhand überschreitet. Die für das Gouvernement ausgeführten Leistungen der Bahn repräsentieren einen Betrag von 35,960 Mk. Mit dem Gouvernement wurde eine Vereinbarung dahin getroffen, daß die Verfrachtung der Gouver- nementsgüter zu einem um 25 % niedrigeren Satze als dem für das große Publikum geltenden erfolgensollte. Dahingegen mußte sich das Gouvernement verpflichten, bei eintretenden Fehlbeträgen den Frachtsatz bis zur vollem Höhe des allgemein geltenden Tarifs zu erhöhen, um die Betriebskosten zu decken. So wurde in dem in Rede stehenden Halbjahre seitens des Gouvernements eine Zuzahlung von 7100 Mk. erforderlich. Im Berichtshalbjahr machte man die größten Anstrengungen, um den Verkehr von Abeokuta nach Iddo, welcher bislang beinah ganz vom Fluß be- wältigt wurde, heranzuziehen. Zunächst war auch ein Fortschritt hierin zu erkennen, als aber die Regenzeit einsetzte, fiel der ganze bisher gewonnene Verkehr wieder dem Flusse zu. Man schreibt dies der Ungeschicklichkeit der Regierung zu, welche den Kaufleuten die unentgeltliche Abtretung von Land zur Errichtung von Lagerhäusern verweigerte. Es wird als Tatsache angenommen, daß der Abeokuta- verkehr nicht früher gewonnen werden kann, bevor sich nicht europäische Firmen in jener Stadt eta- bliert haben. Der gegenwärtig amtierende Gouver= neur hat sich aber selbst besonders für die Angelegen- heit interessiert, die Landabtretung ist bewilligt worden, und es steht zu erwarten, daß die so lange hingezogene Sache nunmehr in Fluß gebracht wird. In Ibadau haben sich alle namhaften europäi- schen Kaufleute innerhalb der Stadtumwährung — ungefähr 500 m vom Bahnhof entfernt — nieder- gelassen und verlangen nun, daß ein Zweiggleis nach einem ihren Warenhäusern näher gelegenen Punkte verlegt wird. Man ist jedoch der Ansicht, daß wegen der starken Steigungsverhältnisse dem Bedürfnis besser durch ein mit Hand oder Pferden zu betreibendes Decauville= oder Monraisgleis ent- sprochen wird. Die Reineinnahmen der Bahn belaufen sich, wie bereits erwähnt, auf 40 980 Mk. Dieser Betrag ist nur ein Bruchteil der Zinslast von dem geliehenen Kapital. Der Berichterstatter bemerkt hierzu, daß dies nicht die einzige der Kolonie für ihre Ausge- 306 staltung von den Finanzbehörden gemachte Zuwendung ist, daß diese indirekte Begünstigung sich erst im Lauf der Zeit geltend machen kann und zweifellos anderswo angemessen vermerkt werden wird. Die Fortsetzung der Bahn hält man zur Errei- chung des größtmöglichen kommerziellen Erfolges für unbedingt erforderlich, und es wird als sicher hingestellt, daß die Kolonie gesetzten Falls allein im stande sein wird, hinreichende Zinsgarantie zu leisten, wenn Nord-Nigeria hierzu nicht im stande sein sollte. Der Verfasser des Berichtes bemerkt noch, daß, da das Geschäft der Bahnverwaltung in der Kolo- nie etwas Neues gewesen sei, anfangs einige kleine Ubergriffe und Irrtümer bei den betreffenden Dienst- zweigen unvermeidlich gewesen wären. Man habe ver- sucht, das gewöhnliche Verwaltungsverfahren, welches zur Kontrolle bei den verschiedenen Departements, in welche die Regierung eingeteilt ist, gehandhabt wird, anfangs auch bei der Eisenbahn unterschiedlos aus- zuüben, habe sich aber bald von der unpassenden Anwendung auf ein so wichtiges kaufmännisches Unternehmen, wie die Eisenbahn sei, überzeugt und allgemein dagegen Verwahrung eingelegt; in dem Citoerlaß des Staatssekretärs Nr. 116 vom 18. April 1902 betreffend „Verfahren bei Verwaltung west- afrikanischer Eisenbahnen“ sei diesem Gesichtspunkte Rechnung getragen worden. Beamtenpersonal. Während des halben Jahres waren 71 Euro-= päer in Stellung. Die größere Zahl derselben war für die Vollendung der Bahn und der Brücken oder anderen Bauwerke engaglert, und ihre Gehälter fielen daher dem Anlagekapital zur Last. Im Hin- blick auf die kombinierte Beaufsichtigung der betrie- benen Linien und der noch auszuführenden Arbeiten war eine endgültige Trennung für Bau= und Be- trieb, wie sie in den Anschlägen für das nächste Jahr erhofft wird, nicht möglich. Von den eingeborenen Arbeitern erwartet man, daß ein guter Prozentsatz bei weiterer Ausbildung brauchbare Unterbeamte für den Betrieb der Bahn abgeben wird. Die Entwickelung des Rakaobaues in der Goldküstenkolonie. Die „West African Mail“ bringt in Nr. 8 vom 22. Mai 1903, S. 210 f., einen Aufsatz über den Kakaobau in der Goldküstenkolonie, der insofern von besonderem Interesse ist, als er ein Bild von der bedeutenden Entwickelung dieser Kultur als Einge- borenenkultur in der Kolonie gibt. Die ersten Kakaopflanzen brachte im Jahre 1879 ein Eingeborener von Accra aus Fernando Po nach der Goldküste. Er legte eine kleine Pflanzung an und verteilte nach der ersten Ernte Samen an Ein- geborene.