— 361 Am 26. Dezember trat ich von Nyassoso aus über Nlo, Bakumo, Ngkusi, Mafura (hinter Masura überschreiten des Mungo auf einer Hängebrücke), Etam den Rückmarsch nach Mundame an. Der Weg war überall gut und für Viehtransport geeignet. Nur kurz vor dem Mungo führt er durch eine Fels- schlucht (etwa zehn Minuten lang), die schwer zu passieren ist. Hier müßte eine Wegebesserung ein- treten. Das von Bakossi und Ninong mitgenommene Vieh wurde von Etam aus über Johann Albrechts- höhe nach Busa geschickt. Ich selbst fuhr von Mun- dame aus am 29. mittelst Kanu nach Muynka. Von Muyuka aus gelangte ich am 30. wieder nach Buöa. Bericht des Dauptmanne Engelhardt über seine Reise von Mbua-Bestmbo nach Bertug. Der Leiter der Südkamerun-Grenzexpedition, Hauptmann Engelhardt, berichtet über seine Reise nach Bertua, die er von Mbua-Besimbo aus nach Messung der geographischen Länge und Breite dieses Ortes am 25. Dezember v. JIs. angetreten hat: Die Landschaft Besimbo, die der aus Norden kommende Kadei und der in südwestlicher Richtung fließende Dume bei ihrer Vereinigung unschließen, ist fruchtbar, gut bevölkert und wohl angebaut. Das teils ebene, teils flach hügelige Land ist da, wo sich nicht Kulturen vorfinden, mit hochstämmigem Urwald bedeckt, in den nur selten sumpfige Grasflächen ein- gestreut sind. Die naturgemäß nur kurzen Wasser- läufe, die, wie fast durchgehends bei lateritischem Boden, eisenhaltiges Wasser führen, haben breite, sumpfige Talsohlen, die mit einem Gewirr von Farn, Schilfgras und Raphiapalmen bedeckt sind. Die Bewohner, Kaka, haben erst seit wenigen Jahren hier ihre Wohnsitze ausgeschlagen; sie saßen früher südlich des Dume und waren Nachbarn des Kakahäuptlings Delele. Der jetzige Chef Mbua hat, als er von Delele bedrängt wurde, sein Volk hier- her geführt. Die alten Nachbarn stehen heute zwar noch in Verbindung miteinander, völlig aber ist der Friede noch nicht hergestellt, und die Träger und Wegführer, die ich aus dem Delelegebiet mit hier- hergebracht hatte, wurden nicht eben freundlich an- gesehen. Der Häuptling Mbua hat wenig Gewalt über seine Leute. Jeder Familienvater oder richtiger gesagt jeder Besitzer von einigen Weibern ist sein eigener König. Dieser Zustand macht das Anwerben von Trägern, ja selbst das Beschaffen des Essens für größere Karawanen zu einem umständlichen und zeitraubenden Geschäft, weil mit jedem der kleinen Unterhäuptlinge dasselbe Palaver zu erledigen ist. Das Gebiet des Häuptlings Nambalo, in dessen Hauptdorf ich vom 25. bis 26. Dezember lagerte, grenzt im Norden an Besimbo. Es zeigt im allge- meinen denselben landschaftlichen Charakter wie Besimbo und ist ebensogut bevölkert und bebaut. Der Chef Nambalo, der mir nicht, wie die meisten seiner Landesgenossen, in schmutzigem Haussagewande, sondern in sauberem Kakianzuge entgegentrat, ist ein sehr verständiger Mann; er erfreut sich großer Autorität bei seinen Untertanen und führt anscheinend ein strammes Regiment. Auf meine Fragen über die Wegeverhältnisse, über Landesprodukte, Land und Leute erhielt ich klare und, wie sich später heraus- stellte, auch wahrheitsgetreue Antworten. Ohne die törichten Ausflüchte zu gebrauchen, die den Neger- häuptlingen so geläufig sind, wurden alle meine Wünsche, die sich vornehmlich auf die Gestellung von Wegführern und das Herbeischaffen von Kanus für den UÜbergang über den Kadei erstreckten, pünktlich erfüllt. Ich habe Herrn Grünewald, den Agenten der Gesellschaft Südkamerun in Beri, darauf auf- merksam gemacht, daß er an dem einsichtsvollen Nambalo eine bessere Stütze für seine auf die Ver- mehrung der Gummiproduktion und Ausdehnung des Handels gerichteten Bestrebungen finden wird als an den Häuptlingen Beri, Bua oder dem Sultan von Gamana. Schon in Besimbo war ich auf v. Steins Spuren getroffen; um seine Route über Beri nach Bertua nicht nochmals aufzunehmen und das Kartenbild des noch wenig erforschten Kadeigebietes weiter zu ver- vollständigen, hatte ich den Plan gefaßt, von Nambalo aus auf das linke Kadeiufer überzugehen, um über Baturi, bezw. über Gasa nach Bertua (Gamana) zu gelangen. Rasch ging am Morgen des zweiten Weihnachts- feiertages der Übergang über den etwa 100 m breiten Kadei von statten, so daß ich noch am selben Tage einen starken Marsch zurücklegen konnte. Der Weg führte meist durch unbewohnten Urwald, wohl den Galeriewald des Kadei. Am nächsten Tage erreichte ich Baturis Hauptdorf, wo sich eine Faktorei der französischen Konzessions-Gesellschaft „La Haute Sanga“ befindet. Der dortige Agent nahm mich freundlich auf. Baturis Gebiet ist sehr volkreich; von dem weit- hin das Land beherrschenden Sultanssitze aus konnte ich nach allen Richtungen Gruppen von Dörfern sehen, die über das wellige Grasland verstreut waren. Die Bevölkerung besteht aus Kaka, die mehr noch als die unter Delele, Bua und Nambalo stehenden Teile dieses großen Stammes den Haussa in Kleidung und Sitten folgen. Aus den Wäldern im Süden des Baturigebietes wird Kautschuk in ansehnlicher Menge gewonnen, und der französische Agent war mit dem Geschäft, das seine Faktorei macht, sehr zufrieden. Die Eingeborenen hatten mir dagegen schon während des Marsches geklagt, daß sie wenig nicht angeschnittene Kickrien mehr sänden.) Die Transportkosten der Haute Sanga find sehr hohe; für *) Im Galeriewald des Kadei habe. ich- verschiedentlich sachgemäß angeschnittene bezw. angeritzte Kickrien gesehen