die Beförderung auf der Strecke Bamia —Carnot— Gasa—Baturi, etwa 14 Tage, müssen 3 Stücke à 5 Frcs. Zeug pro Last gezahlt werden; hierzu kommen die Kosten für den langen Transport auf dem Sanga-Kongo und der Kongo-Eisenbahn, wenig- stens 2 Frcs. das Kilogramm, also nach unten ab- gerundet 50 Mark für eine Last von 25 kg. Wäre eine sichere Karawanenstraße durch den Süden Kameruns vorhanden, so würde der Überlandweg entschieden vorzuziehen sein. Vielleicht würde auch der Yong eine wesentliche Strecke als Wasserstraße benutzt werden können. Die Haute Sanga wendet auch der Tropen- landwirtschaft ihr Augenmerk zu; sie hat auf land- wirtschaftlichen Schulen vorgebildete junge Leute, unter dem Titel „agent agronome et commercial“ angestellt, die, soweit das Faktoreigeschäft ihnen hierzu Zeit läßt, Versuche mit Tropennutzpflanzen machen. In Baturi war man allerdings mit diesen Pflanzungs- versuchen über die Erzeugung vorzüglicher europälscher Gemüse noch nicht hinausgekommen. Von Baturi aus überschritt ich wieder den auch hier schiffbaren Kadei und ging nach Beri, um die geographische Breite dieses Ortes, den v. Stein mehrere Male berührt hatte, zu messen. In Beri, der am weitesten nach Norden vorgeschobenen Kaka- Ansiedelung, hat die Gesellschaft Südkamerun Mitte vorigen Jahres eine Faktorei gegründet, die gute Aussichten für ein gewinnreiches Geschäft hat. Wie ich vom Faktoreileiter Herrn Grünewald erfuhr. litt aber der Handel unter dem Mangel an Trägern, dem Übelstande, der fast im ganzen Konzessionsgebiet der Gesellschaft Südkamerun hindernd auf die Unter- nehmungen dieser Gesellschaft wirkt. Meine Absicht, den Marsch von hier nach Bertua (Gamana) auf dem linken Ufer des Kadei fortzu- setzen, gab ich auf, da ich inzwischen erfahren hatte, daß Oberleutnant v. Stein im Einvernehmen mit dem französischen Verwaltungsbeamten in Carnot zur Vermeidung von Grenzstreitigkeiten den Kadei als provisorische Grenze festgesetzt habe und daß das linke Kadeiufer demnach vorläufig als französisches Gebiet zu betrachten sei. In Gamana (Bertua) sieht man zwar noch die Spuren des Krieges, der zur Einsetzung des neuen Sultans Eriman Diba führte, doch zeigt sich ebenso, daß die Bevölkerung zu den neuen Verhältnissen mehr und mehr Vertrauen gewinnt. Die in den Busch geflohenen Leute sind teilweise zurückgekehrt; allenthalben sieht man neue Dörfer entstehen, am Sultanssitze selbst wird fleißig gebaut. Daß eine Anzahl Bertualeute, den alten Haß der Baia gegen die Kaka vergessend, zu Baturi geflohen sind und sich im Gebiete dieses Sultans angesiedelt haben, dürfte die einzige Schädigung sein, die unsere Interessen durch die Unruhen beim Sultanswechsel erlitten haben. Die Macht des Sultans Eriman Diba ist gering; er ist im Grunde genommen nur ein Dorfschulze; seine Unterhäuptlinge, selbst wenn sie nur wenige 362 Savanne bewohnenden Kaka, Stunden entfernt von Gamana sitzen, gehorchen ihm nur dann, wenn es ihnen beliebt. Zu dieser kläg- lichen Macht steht das selbstbewußte und anspruchs- volle Auftreten des „Sariki“ (König) Diba in schroffem Gegensatz. Bertua war gleich Gasa ein Vasallenstaat Ngaunderes; dorthin führen seit langen Jahren alle politischen und wirtschaftlichen Beziehungen seiner Bewohner, der Baia. Von dorther ist ihnen eine neue Religion, neue Kultur und Sitte gebracht worden. Im Süden und Südosten sind es nur die das Ubergangsgebiet zwischen Urwald und mit denen die Be- völkerung von Bertua in Verkehr steht. Darüber hinaus, in die Zone des geschlossenen Urwalds, sind die Baia nie gekommen; seine Grenze ist nach allen Seiten ein unüberwindliches Hindernis für die Aus- dehnungsbestrebungen der Bertuasultane gewesen. Die Waldleute flößen den Baia eine unüberwindliche Furcht ein. In diesen Verhältnissen sind die Gründe zu suchen, die es der Verwaltung am Ngoko so schwer gemacht haben, sich in Bertua Einfluß zu sichern und die Verbindung mit diesem Sultanate aufrecht zu erhalten. Das Baia hat als Verkehrssprache weite Ver- breitung. Ich hörte es zuerst in Nola am Sanga und habe dann während der Kadeireise einen des Baia kundigen Dolmetscher gehabt, der immer ver- standen wurde. Den Kaka ist das Baia geläufiger als ihre Muttersprache. Im Süden ist die Ver- breitungsgrenze dieses Bantudialekts ungefähr die Grenze des geschlossenen Urwaldes südlich des Kadei, im Osten wohl der Sanga. Am unteren Kadei wird noch Bangala, die Ver- kehrssprache des Kongogebiets, verstanden. Haussa wird allgemeiner erst in Bertua gesprochen; schon in Duluku, Bapanga und Delele aber fanden sich einzelne Leute, die die Haussaländer besucht hatten und sich in Haussa verständlich machen konnten. Von meiner astronomischen Tätigkeit habe ich zu melden, daß ich während des Marsches von Besimbo hierher an neun Orten Breiten und in Bertua 112 Mondzenitdistanzen gemessen habe. von der Vola-Eschadsee - Grenzexpedition. Nach einer Meldung des Führers der Yola— Tschadsee-Grenzexpedition, Hauptmanns Glauning, sind Leutnant Schultze und Sergeant Waldmann am 28. April d. Is. mit sämtlichen Expeditionsgütern in Yola eingetroffen. Hauptmann Glauning selbst ist am 22. April von einer nach Garua unter- nommenen 13tägigen Expedition nach Yola zurück- gekehrt. — Oberarzt Dr. Fuchs ist am 14. April in Garua zur Expedition getreten. Mit den Ver-