388 Nachrichten aus den deulschen Schuhgebieten. (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Dltafrika. Dienstreise des Stationschefs Freiherru v. Lededur im Bezirk Bismarckburg. Aus einem Bericht des Stationschefs Freiherrn v. Ledebur über eine Dienstreise im Bezirk Bis- marckburg entnehmen wir folgendes: Am 8. März fuhr ich (auf dem Tanganyikasee) mit drei Askaris an Bord der „Hedwig von Wiss- mann“ ab und zunächst zum Holzplatz von Kipili südlich Kirando. Die Bucht von Kipili ist durch eine vorliegende Insel gut geschützt, die Einfahrt ist bequem, der Dampfer kann nahe an das Ufer heran. Am Holzplatz liegt ein kleines Dorf. Der Holzplatz für den englischen Dampfer liegt unweit davon an einem anderen Dorf. Am 9. März marschierte ich in die Ebene von Kirando. Sie ist gut bevölkert und angebaut. Ein Teil ist allerdings durch Uber- schwemmung oft versumpft (alter Seeboden). Die Be- völkerung ist gemischt: Wafipa, Wasuaheli, Wagala, Waniamwesi. Die Wafipa treiben zum teil Fischfang zwischen den Ufern Ukawendes und Urungus. In den meisten ihrer Dörfer sind Missionsschulen, in Jete ist sogar eine Steinkirche mit Missionshaus. Vier ehemalige Askaris haben sich zu einem Dorf vereinigt. Man baut Reis, Tabak und etwas Sesam. Sesam wird überhaupt von Kirando an nordwärts längs des Sees bis nach Ukawende hinein in mäßigem Umfange gebaut und gedeiht sehr gut. Die moham- medanischen Wasuaheli verhalten sich der Mission gegenüber ruhig. Sie sind weniger Händler als Ackerbauer. Die Landschaft Kirando hat etwa 35 Dörfer mit 1000 Männern, 1500 Weibern und 1200 Kindern. Die genaue Zählung ist nicht ganz abgeschlossen. Nördlich dieser Landschaft liegt das Land Utinta, dessen Mission ich am 10. März erreichte. Die Mission liegt auf einem Hügel am Südrand einer flachen Bucht des Sees. Der Weg führt von Kirando her auf einer alten Barra-Barra in der Richtung Nordnordwest über das Bergland nach Utinta. Die Bucht ist nur wenig geschützt, doch ist das Wasser unweit des Ufers tief, so daß der Dampfer nahe heranfahren kann. Zurzeit sind in der Mission drei Patres und drei Brüder. Man baut eine ansehnliche Kirche. Die hier hergestellten Ziegel gelten für die besten am See. Die Ebene von Utinta (alter Seeboden) gehört zum nördlichen Teil von Fipa, die Bevölkerung ist spärlich und setzt sich aus Wafipa und Wabende zusammen. An Utinta schließt sich nördlich die Landschaft Karema an, die zu Ukawende gehört. Im südlichen Teil sind aber auch noch Wafipa ansässig. Dicht nördlich der Mission Karema mündet die Niederung, welche vom Rikwa aus sich über Mpimbwe im Bogen zum Tanganyika erstreckt und alter Seeboden ist. Vielfach erschwert Sumpf mit hohem, schilfartigem Gras zumal in der Regenzeit den Marsch durch diese Ebene, die am Nord= und Südrand ziemlich gut bevölkert ist. Am 14. März traf ich bei der Mission Karema ein, wo ich vom Bischof Lechaptais sehr freundlich aufgenommen wurde. Der Bischof ist seit dem November 1902 aus Algier nach Karema- zurückgekehrt. Ich hörte dem Unterricht der Kate- cheten zu, im Rechnen, Lesen, Schreiben und Singen. Die Klasse hat etwa 60 Schüler und ist in einem hellen, luftigen Raume untergebracht. Ich gewann den Eindruck, daß die bisherigen Erfolge der Kate- chetenschule durchaus günstige sind. Der schwierige Unterricht im Deutschen wird mit Gewissenhaftigkeit erteilt und hat schon jetzt recht Gutes gezeitigt. Sehr interessant sind in Karema die industriellen Anlagen. Pater Schenck, aus industriellen Kreisen der Schweiz stammend, hat hier die Leitung. In der Eisen- gießerei können Eisenteile bis zum Gewicht von etwa 30 kg gegossen werden. Schon mehrfach sind hier Ersatzteile für den Dampfer schnell und sorgfältig hergestellt worden. Das Eisen wird aus Eisenstein gewonnen, der einige Stunden nördlich vorkommt und sehr reichhaltig ist. Das Vorkommen von Kupfer ist nicht festgestellt worden, wohl aber das von Kohle. In der Werkstatt der Mission wird eine Kreissäge zum Sägen von Holz maschinell betrieben. Dicht bei der Mission ist eine große Cisterne ge- mauert, die teils durch Grundwasser, teils durch Regenwasser mit Röhrenleitung gespeist wird und die Mission stets mit Wasser versorgen soll. In der Niederung seewärts wird zurzeit ein mächtiger Brunnen gebaut, der Felder und Gärten versorgen wird. Man hat sich hier die Brunnen spanischer Bauern in Algier (mit Eimerwerk) zum Muster ge- nommen. Schließlich ist man dabei, eine Web- maschine zu bauen, mittelst derer man selbst feinere Gewebe herzustellen hofft. Die Tätigkeit der Mission Karema auf diesem industriellen Gebiete wird dank dem Interesse des Bischofs hoffentlich für die Ent- wickelung der Bevölkerung von bleibendem Werte sein. Von Karema marschierte ich unweit des Sees weiter und kam am vierten Tage zum Sultan Ka- tunka von Usowa. Das Land ist leidlich bevölkert und hat guten Schambenboden. Eine Anzahl Wasser- läufe führt das ganze Jahr hindurch Wasser zum See. Bei Katunkas Dorf baut man u. a. Reis, Zuckerrohr und Sesam. Am 19. März erreichte ich die Südwestecke Ukawendes an der Edithbai, wo ein Holzplatz des deutschen Dampfers ist. Da bereits an demselben Tage der Dampfer aus Ujiji hier eintraf, trat ich die Rückfahrt am nächsten Morgen on. Am 22. März traf ich wieder in Bismarck- burg ein. —— — —