Handel gebracht werden, in den Händen der Ein- geborenen. Ein neunstündiger Marsch durch unbewohnten Urwald brachte die Expedition von dem bis nahe der Graslandgrenze vorgeschobenen Posten Gurgo nach dem neu angelegten Gokumdorfe Koen und da- mit in das Gokumland hinein. Die Bewohner, die zum erstenmal einen Weißen sahen, zeigten sich im Anfang zwar etwas scheu, nahmen mich aber sehr freundlich auf und brachten reichlich die bei meinen Jaundeleuten so beliebten Planten und soviel Hühner und Ziegen, daß abends jeder meiner Leute ein Stück Fleisch im Topfe hatte. Auf dem Weitermarsch begleiteten mich der Häuptling und seine Leute bis zum nächsten Dorfe, wo ich Ziegen und Körbe voll Hühner in Empfang nehmen mußte, um nach einigem Aufenthalt, vom neuen Ortsschulzen und seinen Ge- treuen begleitet, weiter zu ziehen. So blieb das im allgemeinen, bis ich den Long erreichte. Mehr noch als bisher bereitete das Durchschreiten der breiten sumpfigen Flußbetten Aufenthalt. Uber einige der hier in den Dume entwässernden Flüsse, z. B. über den etwa 350 m breiten Benumamo, waren von den Eingeborenen Brücken gebaut, die uns aber wenig Erleichterung gewährten. Seiltänze- rische Gewandtheit war erforderlich, um auf den einzelnen an einander gestoßenen Baumstämmen, die oft halb im Wasser lagen, über die Sümpfe zu balanzieren, und fast jeder von uns hat bei diesen Passagen ein unfreiwilliges Moorbad genommen. Am schwierigsten war der Übergang über diese Brücken für die Träger des von mir mitgeführten Universal- instrumentes, das in zwei Doppellasten verpackt war. Dank der Geschicklichkeit der Träger und der Auf- merksamkeit und raschen Hufeleistung der das Instru- ment begleitenden Soldaten ist es nie fallen gelassen worden und unversehrt in Jaunde eingetrofsen. Ungefähr drei Stunden von Tumbo, wo ich meinen ermüdeten Leuten einen Rasttag gönnte (22. Januar), wurde der Dume durchschritten. Sein etwa 400 m breites Bett war mit Raphien bestanden, die, einzeln oder in Gruppen vereinigt, kleine Inseln bildeten, zwischen denen der Fluß in vielen größeren und kleineren Armen langsom dahinströmte. Während der Regenzeiten wird der Fluß ein kaum zu passie- rendes Hindernis sein, da damals, nahe dem Ende der Trockenzeit, die Durchschnittstiefe etwa 1,20 m betrug. In Tumbo, wo die Expedition vom alten Häuptling Jemsang überaus freundlich ausgenommen und mit Geschenken an Schasen, Ziegen und Hühnern überhäuft wurde, war ich besonders der Gegenstand der Neugierde der Eingeborenen. Von allen Seiten kamen die Gokum herbeigeströmt, um den Weißen zu sehen, und 400 bis 500 Männer saßen den ganzen Tag über um mich herum, mein Tun und Lassen beobachtend und leise Bemerkungen hierüber tauschend. Trotz ihres großen Interesses für mich haben mich übrigens die Leute nicht belästigt und sich recht an- ständig betragen. 390 Der alte Häuptling Jemsang bat mich, noch einige Tage bei ihm zu bleiben, damit er und sein Volk den weißen Mann besser kennen lernten. Ich habe es sehr bedauert, daß ich, um rechtzeitig zu den Mondbeobachtungen nach Jaunde zu kommen, der Einladung des Gokumchefs, die später auch von ver- schiedenen Makahäuptlingen wiederholt wurde, nicht folgen konnte. Bei mehrlägigem Aufenthalte wären die Eingeborenen vertrauter geworden, und ich hätte umfangreichere und gründlichere Nachrichten über Land und Leute, die Handelsverhältnisse und beson- ders die wichtige Kautschukgewinnung bringen können, als mir dies bei meinem raschen Durchmarsch möglich geworden ist. Wenn sich die Eingeborenen auch freundlich und entgegenkommend zeigten, so erfüllten sie doch meine Fragen, besonders wenn sie sich um den Gummihandel drehten, mit Mißtrauen, und ich bin sicher, daß ich oft kräftig angelogen worden bin. Mit dem liüberschreiten des Kyandu trat die Expedition in das Makaland ein, das längs meiner Route sich etwas dichter als das Gokumgebiet bewohnt zeigte und stattliche Dörfer aufwies. Auch wurde das Land offener; Grasflächen wechselten mit Busch und hochstämmigem Wald; die Olpalme trat immer zahlreicher auf und bildete zuweilen Haine; oft be- gleiteten ausgedehnte Bananenpflanzungen den Weg, der streckenweise breit ausgehauen war. Leider wurden auch die Sumpfpassagen und Brückenüber- gänge, je näher wir dem Long kamen, desto häufiger und zeitraubender; besonders der übergang über den 600 m breiten Jangambue, einen rechten Nebenfluß des Long, dem die in den letzten Tagen überschrittenen Wasserläufe zugehen, steht mir noch unangenehm in der Erinnerung. Der Verkehr mit den Eingeborenen, der sich im östlichen Teile des Gokumgebietes oft der Zeichen- sprache bedienen mußte, wurde hier dadurch erleichtert, daß das meinen Soldaten und Trägern geläufige Jaunde von einzelnen Leuten gesprochen wurde. Als ich am 27. Januar den Long überschreiten wollte, sollte das bisher gute Verhältnis zu den Eingeborenen eine kleine Trübung erleiden. Die Bewohner von Koeng, wo der Ubergang stattfinden sollte, hatten ihre Kanus versenkt und konnten erst dadurch, daß ich etwa 20 von ihnen fesinehmen ließ, veranlaßt werden, die Fahrzeuge herauszugeben. Um das alte Verhältnis mit den Maka wieder herzustellen, blieb ich am 27. am diesseitigen Ufer und feierte in Mune in Gegenwart der Dorfleute, die mich am anderen Tage wie bisher begleiteten, Kaisers Geburtstag. Bei Malen bewerkstelligte die Expedition am 28. und 29. Januar den Übergang über den Long. In Kanus, die nur ein bis zwei Mann und ebensoviele Lasten faßten und bei der geringsten Bewegung umschlugen, wurde der etwa 20 m breite Long und der sich an seinem linken Ufer anschließende, von vielen Wasseradern durch- zogene Raphiasumpf durchquert, ein Manöver, zu