Mwele und Esum habe ich keine Verstümmelung wahrgenommen. Die Dörfer sind bei den vier Stämmen im all- gemeinen nach Art der Fang angelegt, zwei mehr oder minder geschlossene Häuserreihen zu Seiten der Dorfstraße waren meistenteils vorhanden. Der reinste Typ der Fangdorfanlage: zwei geschlossene Häuser- reihen, Blockhäuser an den Enden der Dorfstraße und Pallisadierung mit verschließbarer, schmaler Tür an den beiden Dorfeingängen, war bei den Gokum und Maka zu sehen, während die Mwele am meisten von diesem Typ abwichen. Bei ihnen fanden sich zuweilen die Häuser radial zum Dorfplatz angeordnet oder völlig unsymmetrisch gestellt. Der Anbau erstreckt sich bei den vier Stämmen hauptsächlich auf Bananen (Planten), Mais, Maniok und Zuckerrohr, dann Jams, Taro und Tabak. In unmittelbarer Nähe der Dörfer sind häufig Citronen und Ananas angepflanzt. An Haustieren werden nur Schafe, Ziegen und Hühner gehalten; von Schafen sah ich häufig schöne, große, gut im Fleisch stehende Exemplare. Für den Handel kommen vorläufig nur zwei Produkte, Kautschuk und Elfenbein, in Betracht. Wie bereits erwähnt, liefern besonders das Gokum= und Makaland Kautschuk in ansehnlicher Menge, wenn auch die Produktion bei weitem nicht an die des Ngoko-Sangagebietes heranreichen wird. Das Vorkommen der Kickxie ist wahrscheinlich im Süden und Südosten der Kolonie an sich häufiger als in diesen Gebieten, und der Raubbau der Ein- geborenen hat ein übriges getan, die Kickxiebestände zu verringern. In die Elfenbeinproduktion habe ich nur geringen Einblick gewinnen können. Nach den Fährten zu urteilen, kommt der Elefant nur noch häufiger in dem Urwald zwischen Gurgo und Koeng im Gokum- gebiet und im südlichen Esumlande vor, die übrigen von mir bereisten Landschaften sind zu dicht bewohnt, als daß sich das Tier dort halten könnte. Wahr- scheinlich aber gibt es seitwärts meines Reiseweges noch Elefantenjagdgründe, und sicher besitzt auch fast jeder Dorfschulze und wohlhabendere Mann einen wohlverborgenen Elfenbeinvorrat. Nach den An- gaben von Jaundeleuten ist die Elfenbeinausfuhr aus dem Makalande ziemlich bedeutend. Die Tauschwaren: Zeuge, Steinschloßgewehre, Schießpulver und Feuersteine, Perlen, Messingdraht, Tabak und Salz rc. werden in der Hauptsache von Jaunde eingeführt; in zweiter Linie stehen Lolodorf (Kulumakag) und Ebolova. Der eine Handelsweg führt über Esum, das mit dem Makaland in direkter Verbindung steht, der andere über Bane und Akonolinga. Das Bane- gebiet wieder erhält die Waren von Jaunde, Kulu- makong und Ebolova. Das Wutegebiet im Norden soll wenig am Handel nach dem Maka= und Gokum- land beteiligt sein; ein Teil des Kautschuks und Elfen- beins der Gokum aber geht sicher noch nach Osten 421 nach Bertua, wo diese Produkte bisher die franzö- sische Gesellschaft La Haute Sangha aufgekauft hat, oder wo sie von den Haussa erhandelt und dann in das französische oder englische Gebiet geschleppt wurden. Auch die im östlichen Gokumgebiet vorkommenden Kola- nüsse wandern in die Hände der Haussa. Den Haussa- handel, von dem das Schutzgebiet Kamerun bisher kaum einen Vorteil gehabt hat, aus dem die Fran- zosen und Engländer den Gewinn fast allein gezogen haben, nach der Kamerunküste zu leiten, dürfte eine der nächsten Aufgaben sein, an deren Lösung sich vornehmlich die Jaundestation beteiligen könnte. Dazu wird diese Station aber nur befähigt sein, wenn sie ihren Einfluß weiter nach Norden in die südlichen Haussaländer und nach Osten bis zur Grenze ausdehnt. Um den Wert des Gokum-, Maka-, Mwele= und Esumgebiets für unsern heutigen Handel, der hier zunächst allein in Betracht kommt, zu heben, müßten Anpflanzungen von Kickxrien und Landolphien, wie sie z. B. im Kongostaat im größten Maßstabe mit Manihot Glaziovii und Landolphien ausgeführt worden sind, und zwar als Eingeborenenkultur, vor- genommen werden. Das setzt Ausdehnung der Ver- waltung auf dieses Gebiet voraus. Wenn diese auch von einem erfahrenen Offizier oder Beamten ohne Anwendung von Waffengewalt eingeführt werden könnte, und Aufbietung von bedeutenden Mitteln für die Verwaltung nicht nötig sein würde, so liegt es doch näher, in dem küstennahen, südwestlichen Teil des Schutzgebietes anzufangen; einerseits, weil sich diese Kultur bei den Eingeborenen, die hier bereits längere Zeit unter der Verwaltung stehen und deren Anordnung zu folgen sich gewöhnt haben, leichter einführen lassen würde; andererseits, weil der Trans- port für den Kautschuk wesentlich weniger kosten würde. So wird es sich vorläufig nur darum handeln, die noch vorhandenen Kickrien= und Landolphienbestände jener Gebiete dadurch vor völliger Vernichtung zu schützen, daß den Eingeborenen gelegentlich der Be- reisung ihres Landes die sachgemäße Gewinnung des Kautschuks gelehrt wird, wie ich dies bereits versucht habe, und darum die Handelswege offen zu halten. Die Aufgabe, die sich die Expedition gestellt hatte, einen Weg von Bertua nach Jaunde zu öffnen, ist als gelöst zu betrachten. Die Expedition ist, abgesehen von den beiden erwähnten Fällen, in denen Repressalien und strafendes Einschreiten notwendig wurden, stets in freundlichem Verkehr mit den Eingeborenen ge- blieben, und auch nach den Vorkommnissen am Long und bei Bene, bei denen niemand getötet und kein Schuß abgegeben worden ist, wurden die guten Be- ziehungen zur Bevölkerung rasch wieder hergestellt. Gerade die beiden Vorkommnisse haben dazu bei- getragen, das Ansehen der Weißen zu erhöhen, da den Eingeborenen hierbei gezeigt werden konnte, daß der Weiße seinen Willen durchsetzt und sich ungestraft kein Unrecht antun läßt.