— 476 Aus fremden Kolonien und Produktionsgebieten. Bericht über die Lage in den britischen Protektoraten Ostafrikas. Dem englischen Parlament ist vor kurzem ein von der Regierung ausgearbeiteter Bericht über die Lage in denjenigen vier britischen Protektoraten Ost- afrikas vorgelegt worden, die von dem Foreign Office in London aus verwaltet werden; es sind dies Britisch-Zentralafrika, Uganda, Britisch-Ostafrika und Somaliland. Britisch-Zentralafrika, das westlich und südlich des Nyassasees liegt und an Nordost-Rhodesia, Portugiesisch-Afrika und Deutsch-Ostafrika grenzt und das wie die anderen Protektorate unter Ziwvil- verwaltung steht, wird regiert von einem Commissioner mit einem Stabe von 84 europäischen Verwaltungs- beamten; für die Krankenpflege sorgen 8 Arzte und 5 Schwestern; auf den Seen fahren drei Dampfer, auf denen 10 Europäer Dienst tun, die militärische Besatzung besteht aus dem 1. und 2. Bataillon der King's African Rifles und 160 Sikhs. Für Ver- waltung und Gesetzgebung ist maßgebend die British Central African Order 1902. An Wegen sind bis jetzt gegen 1500 Meilen ausgebaut; die bisher fertig gestellte Telegraphenlinie der Trans- continental Telegraph Company ist 700 Meilen lang; sie steht mit Kapstadt in Verbindung und soll bis zum Nil fortgesetzt werden. Im Dezember 1902 ist von der Regierung mit der Shiré Highlands Railway Nyasaland (Limited) ein Vertrag geschlossen worden, wonach diese Gesellschaft sich gegen gewisse Landkonzessionen verpflichtet, binnen fünf Jahren eine Eisenbahn von dem im Süden gelegenen Chiromo bis zum Haupthandelsplatz Blantyre fertig- zustellen, und zwar so, daß eine Fortsetzung der Bahn nach dem Nyassasee möglich ist. Die Ein- fuhr betrug dem Werte nach im Jahre 189 1/92 38 840 2&, im Jahre 1902/03 153 990 K, die Ausfuhr in den gleichen Jahren 6965 E und 34765 L. Die Ausgaben übersteigen jedoch zur Zeit noch die Einnahmen um gegen 60 000 E jährlich. Uganda wird regiert von einem Commissioner mit einem Stabe von 68 Zivilbeamten nach Maß- gabe der Uganda-Order; die Besatzung besteht aus dem 4. und 5. Bataillon der King's African Rifles und einem sogenannten Uganda-Contingent; die Fortschritte, die das Land seit der im Jahre 1894 erfolgten Protektoratserklärung gemacht hat, sind bedeutend; sie sind zu verdanken vor allem der Her- stellung der Ugandabahn, die es ermöglicht, in 36 Stunden von der Meeresküste zum Viktoria Nyansa zu gelangen, wozu man vordem einen monatelangen, mühsamen und kostspieligen Marsch gebrauchte; die erheblichen Mittel, die für das Protektorat jetzt ausgewendet werden, werden sich in der Zukunft reichlich bezahlt machen; schon jetzt bringt die Hüttensteuer gegen 25 000 4 jährlich. In Uganda herrscht überall Frieden. Britisch-Ostafrika wird gleichfalls von einem Commissioner regiert mit einem Stabe von 79 Zidvil- beamten und 7 richterlichen Beamten; es ist besetzt von dem 3. Bataillon der King's African Rifles mit dem Hauptquartier in Nairobi. Seit dem Bau der Eisenbahn entwickelt sich das Land in un- geahntem Maße. „Ohne sie — sagt der Bericht — war ein Fortschritt unmöglich; aber mit der Bahn, die wie eine große Ader durch das Land geht, ist die Arbeit der Regierung erleichtert, die Gefahr des Kulturpioniers verringert, die Möglichkeit nutzbarer Anlegung von Kapital eröffnet und die Hoffnung auf reiche Einkünfte gewachsen."“ Das Somaliland-Protektorat ist erst am 1. Oktober 1898 von dem Foreign Office über- nommen worden; es hatte vorher unter der indischen Regierung gestanden, die Anderung ist mit Rücksicht auf die politische Lage in Abessinien erfolgt. Es liegt gegenüber Aden und erstreckt sich bis zu den französischen Besitzungen in Jibuti; die inländische Grenze ist im Jahre 1897 durch ein Ubereinkommen mit Abessynien festgestellt und von Italien anerlannt worden. Das Land hat sich früher selbst unter- halten, aber in diesem Jahre wird es heimgesucht durch den Aufstand des sogenannten tollen Mullah, Muhammed Abdulla, und es ist die Veranstaltung einer großen militärischen Expedition nötig geworden, durch welche außerordentlich hohe Kosten entstehen. Britisch-Uen-Guinea. Der „Annual Report on British New Guinea“ (1. Juli 1901 bis 30. Juni 1902) gibt folgende Zahlen über den Handel dieser Kolonie: Einfuhr Ausfuhr Gesamthandel #. 1#. L 1897/98 46 971 49 858 96 830 1898/99 . 52 170 68 496 120 666 1899/1900 72 286 56 167 128 458 1900/01 71 618 49 659 121.277 1901/02 70 817 68 300 139 117 Die Einfuhr bestand zum größten Teil aus Verzehrungsgegenständen, Bekleidungsartikeln und Baumaterialien. Von der Ausfuhr des Jahres 1901/02 kamen etwa zwei Drittel (42 214 4) auf Gold; der Rest verteilte sich auf Hölzer, Perl- schalen, Kopra 2c.