Überschwemmung wird allerdings wohl erforderlich werden. Die Breite des Nunflusses wechselt stark. An der Brückenstelle beträgt sie 6 m. Auf diese geringe Ausdehnung verengert sich der Fluß von 60 m Breite ganz plötzlich, so daß eine schnellenartige Strömung entsteht. Im übrigen ist die Wasserbewegung eine überaus träge, was sich daraus erklärt, daß die Höhe des Wasserspiegels östlich Bagam bei 1230 m Höhe nur wenige Meter nied- riger liegt als bei dem Ubergang zwischen Babessi und Bangola. Der Punkt der Schnellen ist geeignet zur Anlage einer hohen Uberbrückung, da felsiger Untergrund und die natürliche Gruppierung großer Blöcke einer Brücke den nötigen Halt und Schutz gegen Hochwasser gewähren. Eine hochgeführte Brücke, die auf den felsigen, steil abfallenden Ufern aufliegen könnte, ist erforderlich, da während der Regenzeit der Fluß ungewöhnlich steigt. Sein Uber- schwemmungsgebiet reicht auf beiden Seiten einige Kilometer weit. Der jetzt erbaute Ubergang ist als Unterlage für Pfeiler der eigentlichen Brücke gedacht und dementsprechend tiefer angelegt. Der vorhandene Holzreichtum genügt. Bamum selbst wurde am 13. April erreicht. Von den bisher bekannten Stämmen ist Bamum weitaus der mächtigste, entsprechend seiner Größe und vor allem seiner wohlgeordneten und einheit- lichen Organisation. Bamum liegt 1220 m hoch, fast in gleicher Höhe wie der Fluß. Der Abstieg gegen Osten beginnt erst weit hinter der Stadt. Die Bezeichnung als solche ist wohl angebracht, da die Größe sowie die Ordnung der Straßenanlagen, die regelmäßige Anordnung der Häuser und die überall herrschende Sauberkeit den Namen „Stadt"“ rechtfertigen. Bamum ist befestigt, zwei Gräben von etwa 6 m Tiefe bei 4 m Breite und eine starke Umwallung mit mehreren Toren schützen dasselbe. Mehrere Vor= und Farmdörfer schließen sich an die eigentliche Stadt an, in welcher eine größere Haussa- niederlassung in eigenem Viertel untergebracht ist. Der Oberhäuptling Joia, für welchen schon die Be- zeichnung Lamido angewendet wird, ist ein Mann, der die gehegten Erwartungen in jeder Hinsicht er- füllt hat. Joia ist ein großer Freund des deutschen Wesens und hat wiederholt seine Ergebenheit be- wiesen. Die persönliche Bedeutung dieses Mannes, seine verhältnismäßig große Bildung und Auf- fassungsgabe erheben ihn weit über die andern Häuptlinge des Bezirkes. Diese seine Eigenschaften, zu deren Betätigung ihm die Hilfsquellen eines ausgedehnten und volkreichen Landes zur Verfügung stehen, lassen ihn als besonders geeignet erscheinen, zur Verbreitung von Kultur, zur Entwicklung des Handels beizutragen. Empfang und Verpflegung waren großartig. Was ich gesehen habe, machte einen wohlgeordneten Eindruck, der bei der schrankenlosen Autorität Joias für ihn selbst das beste Zeugnis ist. Sehr sym- pathisch wirkt das achtungsvolle Verhalten sowohl 492 des Lamidos als seiner Untertanen gegen die Mutter Joias. Dieselbe, namens Na, genießt hohes An- sehen und ist eine kluge und gewandte Frau, die, wie ihr Sohn, bei aller Bescheidenheit des Auf- tretens eine ausgesprochene Persönlichkeit besitzt. Joia erklärte sich hocherfreut über die Aussicht, mit den Deutschen im Westen in Berührung zu kommen, und war bereit, eine Handelskarawane in nächster Zeit abgehen zu lassen. Der Marktverkehr ist recht beträchtlich. Es mögen gegen 4000 Menschen auf dem Marktplatze versammelt gewesen sein, als ich denselben besuchte. Auch dabei ist eine musterhafte Ordnung beobachtet worden. Es wird täglich Markt abgehalten. Den einen Tag findet der Markt in dem Haussoviertel, den andern auf dem Häuptlingsplatze statt. Von Zeit zu Zeit ist Elfenbein= und Pferdemarkt neben dem gewöhnlichen, auf welchem ein Austausch von Landesprodukten und gewerblichen Erzeugnissen (Eisen- arbeiten und Baumwollstoffe) stattfindet. Ein be- liebtes Zahlungsmittel ist die Kaurimuschel, Geld habe ich nicht gesehen. Die Pferde scheinen aus Ngaundere und Ban- gato, das Elfenbein aus letzterem zu kommen. Der Aufenthalt in Bamum führte zum Aus- tausch gegenseitiger Höflichkeitsbesuche, wobei der Häuptling ein Gefolge von mehreren hundert Mann stets mitbrachte und, wenn ich ihn aufsuchte, ein solches von 1500 bis 2000 Mann um sich ver- sammelt hatte. Das Häuptlingsgebäude ist mit etwa 90 m Frontbreite am Ende des riesigen Marktplatzes er- richtet und in vorzüglich erhaltenem Zustande. Groß ist der Reichtum an Kleinvieh, welches einen Haupt- artikel für den Küstenhandel abgeben wird, wenn einmal die Straßenverhältnisse andere geworden sind. Den bisherigen Weg über Babanki—Tungo— Babessi halte ich für ungeeignet aus folgenden Gründen: 1. Er bedeutet einen großen Umweg und 2. Er hat den Aufstieg bei Babanki-Tungo so- wie den Abstieg bei Baminyi zu überwinden. Es wird deshalb die Anlage einer Straße Bamum— Bagam—Ffontem seitens der Station zur Hebung des Handels mit Bamum und dem Südbezirke in Vorschlag gebracht. Von Bamum ist der Nun bequem in drei Tagen, Babadyu in zwei weiteren zu erreichen, wobei keine Erhebungen von solcher Bedeutung überwunden werden müssen wie auf der Nordstraße. Der Miß- stand, daß die Station dann nicht mehr die Straße beherrscht, ist auszugleichen durch Anlage eines Offizierpostens an dem vorgeschlagenen Weg. Er- forderlich wird ein solcher doch über kurz oder lang werden, wenn die Entwicklung des Bezirks fort- schreitet. Bezüglich dieser erwünschten Entwicklung hängt nach diesseitiger Ansicht viel von den guten Beziehungen zu Bamum ab. Ein ständiger Ver- kehr der Station mit demselben ist notwendig, und